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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Sammler und Markt
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SAMMLER UND MARKT

VOM AMERIKANISCHEN KUNSTMARKT
Der Beginn der Saison war im ganzen viel-
versprechend. Man hörte von so manchen hoch-
bedeutenden Kunstwerken, namentlich natür-
lich solchen, die der gegenwärtig herrschen-
den Mode entsprechen: Rembrandt und an-
dere erste Meister und hervorragende Beispiele
der englischen Malerschule des 18. Jahrhun-
derts, die von den verschiedenen Händlern
während des Sommers aus Europa herüberge-
bracht worden waren, zum Teil von den gro-
ßen Londoner Versteigerungen, und die dann
auch recht bald Liebhaber in größerer Zahl,
besonders in der noch aufnahmefähigen Pro-
vinz, fanden. So gelang es der Firma Howard
Young allein in Detroit schon während des
September etwa achtzehn bedeutende Gemälde
an dortige Sammler zu verkaufen, darunter
Gainsboroughs erste Version des „Marktkar-
rens“, die Mr. Young direkt aus der Lord Mi-
chelham-Sammlung erstanden hatte und die
deshalb nicht auf dessen Versteigerung erschie-
nen war. Desgleichen kaufte ein Detroiter
Sammler ein Kindergruppenporträt llomneys
um einen wahrscheinlich beinahe phantasti-
schen Preis, denn dieses Bild hatte auf der
Michelham-Auktion schon die Riesensumme
von 21 ooo Guineen gebracht.
Von erstklassigen Werken, die letzthin her-
übergekommen sind, seien hier angeführt Ve-
lasques neuentdecktes, von A. L. Mayer ein-
geführtes Bildnis der Isabella von Bourbon,
das Max Epstein-Chicago erwarb; Rembrandts
sogenannter „Admiral Tromp“, der nach Bo-
ston ging, und sein von Eduard Jonas nach
New York gebrachtes frühestes Selbstbildnis
aus der Sammlung des polnischen Grafen Tar-
nowski; der kleine Vermeer aus der Dr.-Roth-
mann-Galerie in Berlin; eine Madonna des
Siennesen Nersccio di Handi, die der bekannte
Chicagoer Sammler Martin A. Ryerson seiner
reichen Sammlung Primitiver zufügte; ein
Wunderwerk Neri di Biccis, das eines der vie-
len von Geheimrat D r e y herübergebrachten
Schätze für seine hier neueröffnete Filiale in
der fünften Avenue ist und von dem noch spä-
ter etwas die Rede sein wird; eine Anzahl Ge-
mälde venezianischer Meister der großen Zeit,
die Mr. Colin Agnew in seiner Galerie in
der 57. Street zu einer erstaunlichen Ausstel-
lung venezianischer Malerei vereinigte, und die
u.a. Werke von Bartolommeo Veneto (ein
grandioses farbenstarkes Männerbildnis),Vero-
nese, Tintoretto, Bellini, Palma Vecchio, Tie-

polo und Guardi umschloß. Und natürlich die
Krone aller für diese Saison herübergebrach-
ten Werke ist die einzigartige Benson-Samm-
lung aus London, die Duveen Brothersim
Frühjahr erworben hatten. Von der Serie von
vier Tafeln des Duccio haben die Trustees der
Frick-Sammlung soeben eine angekauft, wie es
heißt, um einen außerordentlich hohen, aller-
dings der Bedeutung und Seltenheit diesesWer-
kes entsprechenden Preis. Es stellt Die Versu-
chung Christi dar und wird später im Zusam-
menhang mit den drei anderen Duccios der
ehemaligen Benson-Sammlung noch eingehen-
der behandelt werden. Ein weiteres Gemälde
aus der Benson-Sammlung von Bernada Siena,
den kreuz tragenden Christus darstellend, ist
der Frick-Sammlung von des Testators Toch-
ter, der Miß Helen G. Frick zum Geschenk ge-


Armo Knütgen Große Pilgerflasche
Aus glasiertem weißen Steingut; ca. 1673, mit
dem Jülich-Cleve-Bergschen Wappen. inches
hoch. I Eines von drei ähnlichen Stücken Sieg-
burger Ware, von denen die zwei anderen im
Kölner Museum und in der Sammlung Engel-
gros sind. Früher in der Sammlung Felix Senior
Aus der Sammlung des Dr. John E. Stillwell
Mit Erlaubnis A. S. Drey, München und New York

6 Der Cicerone, XX. Jahrg., Heft 2

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