Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0199
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Heft 5
DOI article:Adam, Leonhard: Neuerwerbungen aus China, 2
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Bronzevase der Han-Zeit
Höhe 53 cm Grün patiniert
Bronzegefäß in Gestalt eines Vogels mitGold-
und Silbereinlagen / Sung-Zeit / Höhe 24,5 cm
Ausgestellt bei Dr. Otto Burchard & Co., Berlin
S. 236 ff.) zu verweisen, sowie auf die beiden Abbildungen einer offenbaren Parallelstatue
dortselbst, welche laut Inschrift der Nördlichen Wei-Dynastie und dem Jahr 486 n. Chr.
angehört. Die besonders im Bronzeton wundervolle Statue bei Burchard zeigt noch ganz
die Faltengebung aus Gandhära, aber mit der schon zum Ornament gewordenen prägnanten
Heraushebung der Gewandfalten, welche Grünwedel in seiner „Buddhistischen Kunst in
Indien“ mit Recht als Entartung bezeichnet. Die Wellenlinien in der Gewandung dieses
Typus sind bekanntlich nachträglich in Ostasien mit der von G. ITuth wiedergegebenen
Legende gedeutet worden, nach welcher der Schöpfer des berühmten Sandelholzbildes des
Beligionsstifters für den König Udayana den Meister infolge des von ihm ausstrahlenden
Glanzes nicht anschauen konnte, und daher sein Spiegelbild im Wasser als Modell benutzte.
Die Finger der Statue sind durch Schwimmhäute verbunden, als welche, wie wir von
Foucher und v. le Coq wissen, in Turkestan die aus technischer Notwendigkeit stehen-
gelassenen Schieferreste zwischen den Fingern der aus sprödem Material gefertigten
Gandhära-Skulpturen umgedeutet wurden. Jedoch scheint mir ein anderes Bronzestück der
Sammlung Burchard, obwohl es weit kleiner ist, wegen seiner künstlerischen Qualität und
Einzigartigkeit noch bedeutender. Es ist eine Stele aus vergoldeter Bronze, von 35,8 cm
Höhe, darstellend den Maitreya mit Fläschchen in der linken Hand, und palmengeziertem
Nimbus in der bekannten Palmettenform. Es handelt sich um ein berühmtes Stück aus der
Tuan-Fang-Sammlung, das auch in dem chinesischen Katalog dieser Kollektion abgebildet
ist und laut Inschrift auf der Rückseite der Mitte des 6. nachchristlichen Jahrhunderts
angehört.
Dann müssen wir ein 18 cm hohes, grün patiniertes Bronzeschreibzeug erwähnen, dem
man die Gestalt eines knieenden Kriegers gegeben hat. Der Speer des Kriegers, um den
sich eine Schlange ringelt, — ähnlich dem Stabe des Äskulap. — ist abnehmbar und hat eine
Öffnung, in welcher sich ehemals die Borsten für die Verwendung des Pinsels befunden
haben. Die Helmzier ist ebenfalls hinauszunehmen und weist sich als Pipette für die Be-
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