Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0329
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Heft 9
DOI article:Lohmeyer, Karl: Johann Friedrich Dryander, [2]: 1756-1812 : ein vergessener südwestdeutscher Maler
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JOHANN FRIEDRICH DRYANDER
1756-1812
EIN VERGESSENER SÜDWESTDEUTSCHER MALER
VON KARL LOHMEYER
Fortsetzung aus Heft 7
Wie immer in der Kunst, die am frühesten die kommenden Ereignisse ahnt
und vordeutet, ging nun auch Dry ander schon zu einer nüchterneren, mehr
bürgerlich steifen Sachlichkeit und Härte der Linie und zu der diese besser
zum Ausdruck bringenden Ölmalerei über, die seinen Fähigkeiten weit weniger
lag. — Dunkle Wolken hatten sich allmählich am westlichen Himmel zu-
sammengeballt, die immer näher nach Osten zu heranzogen. Und bald zuckten
aus ihnen Blitze auf die von verhaßter Fürstengewalt geschaffenen Werke und
Paläste herab und das Saarbrücker Land war diesen, seine Kultur vernichten-
wollenden Bestrebungen noch besonders ausgesetzt, weit mehr als Frankreich
selbst, wo man den eigenen Tyrannensitz Versailles sorgfältig geschont hatte.
Aber in diesen Grenzlanden an der Saar, Mosel und am Rhein ging eine Re-
sidenz nach der andern in Flammen auf, als die berüchtigte Proklamation »Paix
aux chaumieres, guerre aux chateaux« ertönt war, man aber schließlich weder
Abb. 7. J. F. Dryander. Graf Gustaf Ernst zu Erbach-Schönberg. Öl
Im fürstl. Erbach-Schönbergschen Besitz
299
1756-1812
EIN VERGESSENER SÜDWESTDEUTSCHER MALER
VON KARL LOHMEYER
Fortsetzung aus Heft 7
Wie immer in der Kunst, die am frühesten die kommenden Ereignisse ahnt
und vordeutet, ging nun auch Dry ander schon zu einer nüchterneren, mehr
bürgerlich steifen Sachlichkeit und Härte der Linie und zu der diese besser
zum Ausdruck bringenden Ölmalerei über, die seinen Fähigkeiten weit weniger
lag. — Dunkle Wolken hatten sich allmählich am westlichen Himmel zu-
sammengeballt, die immer näher nach Osten zu heranzogen. Und bald zuckten
aus ihnen Blitze auf die von verhaßter Fürstengewalt geschaffenen Werke und
Paläste herab und das Saarbrücker Land war diesen, seine Kultur vernichten-
wollenden Bestrebungen noch besonders ausgesetzt, weit mehr als Frankreich
selbst, wo man den eigenen Tyrannensitz Versailles sorgfältig geschont hatte.
Aber in diesen Grenzlanden an der Saar, Mosel und am Rhein ging eine Re-
sidenz nach der andern in Flammen auf, als die berüchtigte Proklamation »Paix
aux chaumieres, guerre aux chateaux« ertönt war, man aber schließlich weder
Abb. 7. J. F. Dryander. Graf Gustaf Ernst zu Erbach-Schönberg. Öl
Im fürstl. Erbach-Schönbergschen Besitz
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