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Heidelberger Zeitung — 1900 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-175 (02. Juli 1900 - 31. Juli 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37614#0076

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bronner Herren trug nachfolgende beifällig anfgenommenen
Reime vor:
Der Weg ist gefunden nach Heidelberg,
Zu Wasser fährt man dahin,
Wir suchen auch heut den Perkeozwerg
Im tiefen Kellerloch drin.
Und was mit dem Heckradschiff nicht erreicht,
Und Spott und Hohn uns gebracht,
Das wird mit dem Daimler-Motorschiff leicht
Und ohne Anstand gernackit.
Doch bleibt fiir die Wasserbauinspektion
Noch immer Arbeit genug,
Weil an dem verhackteufelt bösen Strom
Das Wasser stürzet im Flug.
Die alten Erbauer der steinernen Brück,
Die haben auch nicht bedacht,
Daß unter dem Joch durch dereinst mit Glück
Ein Dampfschiff werde gebracht,
Sonst hätten sie anders die Bogen doch,
Und nicht so enge gebaut,
Denn wahrlich vor diesem verdammten Loch,
Hat manchem Schiffmann gegraut.
Doch das ist das Schöne an unserm Fluß,
Daß nicht die Ufer sind flach
Und daß sich der Neckar durchdrängen muß,
Wie hoch im Berge der Bach.
Und wenn wir vom Schiffe hinüberschau'n
Auf oll das herrliche Land,
Mit Schlössern und Wäldern und grünen Au'n
Und Burgen weithin bekannt,
Dann füllt sich mit Freude und Stolz die Brust,
Daß wir vom Neckarstrand sind,
Und trinken mit ganz besonderer Lust
Den Wein vom Neckar so lind.
Wir grüßen Euch Alle Ihr Städter hier
Vom schönen Badener Land
So nehmt unsern herzlichen Dank dafür,
Daß Ihr uns heute empfangt.
Es trage ein Jeder, der Sinn noch hat
Für Schönheit in der Natur,
Den Ruf unsres Neckars von Stadt zu Stadt,
Zu folgen unserer Lpur.
Dann kann auch die Neckarschifffahrt gedeih'n,
Für viele Mühe der Lohn —
Es werden sich alle darüber freu'n,
Gewiß auch der Musensohn.
So sei denn der Neckar das eine Band,
Das all' die Städte umschlingt,
Von Württemberg, Hessen und Badener Land
Und gute Nachbarschaft bringt.
Der Weg ist gefunden nach Heidelberg,
Grüß Gott! auch Euch in Heilbronn.
Während des Essens konzerte die Kapelle der 122er, die sowohl
Nachmittags das Konzert auf dem Schloß, wie auch Abends
dasjenige im Stadtgarten übernommen hatte. Wenn man be-
denkt, daß schon unterwegs während der Fahrt auf dem Neckar
von ihr viel musizirt wurde, so muß man sich wirklich wundern
und muß es anerkennen, wie sie hier noch an einem Tag
zwei Blasmusik-Konzerte so flott und schneidig hat durchführen
können. Sie erntete denn auch beim Publikum den verdienten
Beifall.
Nach dem Essen wurde in 14 Wagen eine Fahrt nach dem
Kohlhof ausgeführt. Im Kohlhofhotel nahm man den Kaffee
auf der Veranda ein. Die Lage des Hotels und der hübsche
Blick, den man von da in den Elsenzgau hat. gefielen allgemein,
obgleich die Aussicht gestern nicht sonderlich günstig, sondern
duftig und unklar war. Nach kurzem Aufenthalt setzte man die
schöne Fahrt durch den Stadtwald fort; man schlug den Weg
nach dem SpeyererHof ein und fuhr an ihm und an dem Friedhof
vorbei in die Stadt. Nicht ohne Genugthuung machten die
Heidelberger ihre Gäste darauf aufmerksam, daß man sich während
der ganzen Fahrt auf städt. Waldeigenthum befunden und doch
von diesem nur einen Theil gesehen habe.
Um 8 Uhr etwa traf man beim Stadtgarten ein und hatte
nun noch eine gute Stunde Zeit, um mit einem Trunk Münchener
oder Pilsener das freundschaftliche Einvernehmen zu bekräftigen.
Man hätte sogar noch 20 Minuten zugcben können, denn der
Zug, der die Heilbronner heim führte, hatte so viel Verspätung.
Infolge dessen gab es am Bahnhof eine verhältntßmäßig lange
Abschiedsszene, in der der gute Humor der Heilbronner Gelegen-
heit fand, sich zu bewähren.
Als der Züg sich in Bewegung setzte, brachen L tsmpo sowohl
die auf dem Perron stehenden Heidelberger wie die abreisenden
Heilbronner in ein Hoch aus, das vier- und fünfmal wiederholt
wurde, bis der davoneilende Zug die Gäste außer Gehörweite
geführt halte.
Die Heidelberger Herren kehrten dann nochmals in den Stadt-'
garten zurück. Soviel man von den Heilbronnern gehört hatte,
hat ihnen die Reise hierher und der Aufenthalt hier gut gefallen.
Mit Befriedigung und Genugthuung werden auch die Heidel-
beraer an den lieben Besuch zurückdenken.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 21. Juli.
X Aus dem Stadtrath. In den Sitzungen des Stadtraths
vom 11. und 18. ds. Mts. wurden u. A. folgende Gegen-
stände zur Kenntniß bezw. Erledigung gebracht:
1. Die hiesige Ortskrankenkasse zählte auf 1. d. Mts. 5896
männliche und 1698 weibliche Mitglieder, während auf den gleichen
Zeitpunkt 2514 weibliche und 291 männliche Personen bei der
temeindekrankenversicherungskasse versichert waren.
2. Nach einer Vorlage des städt. Aichamts wurden im II.
artal 1900 von den Aichmeistern 5 Brückenwagen, 6 Längen-
'ße, 85 Flüsfigkeitsmaaße, 199 Eisengewichte, 154 Messing-
chte, 10 Höckerwagen und 2322 Fässer geaicht.
Der dahier errichteten kaufmännischen Fortbildungsschule
die Bezeichnung „städtische Handelsschule" beigelegt.
Die Legate der Frau Dr. Emil Otto Ww. zu Gunsten der
Armen und zur Verlängerung der Benützungsdauer der
,.«tte des Herrn Dr. Emil Otto auf wettere 40 Jahre nach
^cw Ablauf der jetzigen, werden angenommen.
5. Ein von dem Akademischen Direktorium hiesiger Univer-
fität der Stadtgemeinde geschenktes Bild, den vorstorbenen Edren-
ousführcnde Hand zu einer in derben Pinselstrichen nur noch
andeutenden Behandlung. Wie so oft in extremen modernen
Richtungen muß man es bedauern, daß eine kräftige Schauens-
begabung die Bedeutung sorgfältiger Durchführung für den künst-
lerischen, d. h. einheitlichen Eindruck verkennt. Auf diesem Wege
— wie Viele haben das später einsehen müssen — läßt sich die
Welt nicht erobern. Sie verlangt, daß man entsagungs- und
liebevoll in jeder Einzelheit um sie werbe. Der gerechte Be-
trachter, der viel Gutes in den Intentionen des jungen Malers
gewahrt, spricht den Wunsch aus, es durch Zucht gerettet und
ausgebildet zu sehen — der ungerechte, der, im schönen sicheren
Besitz einer allgemein gültigen ästhetischen Regel, sich eines für
ihn untrüglichen, Verneinden Urtheiles erfreut, mag an den
Bildern vorbeieilen. Anderes noch ist zu finden: eine große
Kollektion von Radirungen, sowie von Landschaftsbildern von
C. Th. Meyer, Basel, eine kleinere von Viktor Hauck in
Karlsruhe. Als Erstlingsarbeit mag auch I. Reicherts (München)
Landschaft genannt werden. — Getreu seinen Grundsätzen, das
Publikum mit allen verschiedenartigen neueren Richtungen, so
weit es die bescheidenen Verhältnisse erlauben, bekannt zu
machen, wird der Verein demnächst eine weitere Sonderausstel-
lung: Bilder des vielbesprochenen Belgiers Khnopff^bringen,
hoffend, daß trotz Sonnengluth der II. und der III. L-tock des
Museums von Vielen in der nächsten Zeit erklommen werde.

bürger Herrn Geh. Rath Professor Dr. Bunsen, als 32jährigen
Mann darstellend, wird für das städt. Archiv dankend ange-
nommen.
6. Es wird beschlossen, zwei Tafeln, die auf das Verbot des
Befahrens der südlich des Universitätsgebäudes hinztehenden
Straße Hinweisen, anbringen zu lassen.
7. Wegen Anlage des städt., vor dem Hochschwender'schen
Neubau Nr. 7a der Schloßbergstraße liegenden, Platzes, wird
Anordnung getroffen.
8. Vom Inhalt des Erlasses Gr. Ministeriums des Innern
vom 11. d. Mts. Nr. 25212, wonach der Necurs einiger Be-
güterten gegen die Entschließung des Bezirksraths dahier vom
12. Mai l. IS. bezüglich der Feststellung der Straßen- und
Baufluchtlinie auf der Südseite der Alleestraße verworfen worden
ist, wird Kenntniß genommen.
(?) Evangelische Kirchengemeinde-Versammlung. Gestern
Abend trat in der Prsvidenzkirche die evangelische Kirchen-
gemeinde-Versammlung zur endgültigen Beschlußfassung über den
Bau einer neuen evangelischen Kirche im west-
lichen Stadttheil zusammen. In seinen einleitenden
Worten gab Stadtpfarrer v. Hönig noch einmal einen Ueber-
blick über die an dem ursprünglichen Projekte vorgenommenen
Aenderungen. Dieselben wurden in der vorletzten Nummer der
Heidelberger Zeitung ausführlich mitgethetlt; es kann daher von
einer nochmaligen Wiedergabe Umgang genommen werden. Be-
züglich der Finanzirung des Unternehmens bemerkte der Redner,
daß die an der Bausumme im Betrage von 460 000 noch
fehlenden 230000 den eigenen örtlichen Fonds zum Zins-
füße von 4 Prozent entnommen werden könnten. Durch die
Ausdehnung der Amortisationszeit von 30 auf 40 Jahre werde
die Gegenwart nicht zu sehr belastet und die Zukunft nicht ent-
lastet. Der Finanzplan sei derart aufgestellt, daß er mit gutem
Gewissen zur Annahme empfohlen werden könne. In der nun
folgenden allgemeinen Diskussion bat Kommerzienrath Land-
fried die Bauleitung, dafür Sorge tragen zu wollen, daß bei
der Herstellung des Mauerwerkes nur ein gutes, dauerhaftes
Steinmaterial zur Verwendung komme. Ktrchenbauinspektor
Behaghel wies darauf hin, daß bei den Lieferungsverträgen
die Vorschriften derart gemacht würden, daß nur ein nach jeder
Hinsicht auf seine Festigkeit und Dauerhaftigkeit geprüftes Stein-
material zur Verwendung kommen könne. Ein weiterer Redner
meinte, die Thüre des Hauptportals erscheine nach dem Plane
etwas zu nieder; auch dieses Bedenken wurde von Baurath
Behaghel zerstreut. Privatmann Graff stellte den Antrag,
die umklappbaren Kirchenstühle durch andere, fest angebrachte
Stühle zu ersetzen. Das Umklappen verursache ein Geräusch;
auch entspreche es nicht der Würde eines Gotteshauies, wenn
die Kirche zu andern als gottesdienstlichen Zwecken benutzt werde.
Ter Antragsteller wurde von einem weiteren Redner unterstützt.
Baurath Behaghel führte aus, daß die Konstruktion der
projektirten Stühle eine derartige sei, daß beim Umklappen gar kein
Geräusch entstehe. Kirchenrath Bassermann bittet, dem gestellten
Anträge nicht zuzusttmmen; bei einem allenfalls abzuhaltenden
Kirchenkonzert sei es doch sicher angenehm und praktisch, wenn
die Anwesenden mit dem Blick auf die Orgel gerichtet sitzen
können. Eine einschlägige Verordnung der maßgebenden Behörden
habe dafür gesorgt, daß die Kirchen im Allgemeinen nicht zu
weltlichen Zwecken verwendet werden könnten. Hofrath Strübe
weist darauf hin, daß das Umklappen der Stühle zu einer Zeit
erfolge, in welcher kein Gottesdienst stattfinde. Der Antrag, von
der Umklappbarkeit der Stühle avzusehen, wurde mit allen gegen
zwei Stimmen abgelehnt, vofrath Strübe sprach seine An-
erkennung denjenigen Personen gegenüber aus, welche die so
wohlgelungenen und einen schönen Bau garantirenden Pläne
angefertigt haben; die Kirchengemeinde sei diesen Herren zu
größtem Danke verpflichtet. Kommerzienrath Landfried
möchte die Zusicherung haben, daß die Bausumme auf keinen
Fall überschritten werde und daß eventuelle Ersparnisse an der
einen Position nicht zu Mehraufwendungen für andere Positionen
verwendet werden. Baurath Behaghel bemerkte, daß die
Kostenberechnung genau und sorgfältig vorgenommen wurde. Es
fei zu hoffen, daß bei den Maurer- und Steinhauerarbeiten eine
Ersparniß von 6 bezw. 5 Prozent erzielt werde. Sollte wider
Erwarten die ausgeworfene Bausumme zur Ausführung der
jetzigen Baupläne nicht ausreichen, dann werde einfacher gebaut.
Medizinalassessor Bulpius wies darauf hin, daß bet der auf-
gestellten Kostenberechnung für die Bauführung drei Jahres-
beträge a 3000 angesetzt seien, während die Bauzeit sich doch
aus fünf Jahre erstrecken solle. Baurath Behaghel erklärte
diesen scheinbaren Widerspruch durch den Umstand, daß die Bau-
leitung während dieser Zeit auch noch mit dem Bau anderer
Kirchen beschäftigt sein werde. Bei der nun folgenden Ab-
stimmung wurden die vom Kirchengemeinderath gestellten, in
7 Einzelanträge gegliederten Anträge, welche die Baupläne, den
Kostenvoranschlag, die Bauzeit, die Kapitalaufnahme, die
Amortisationsfrist, den Beginn des Baues und den Finanzplan
betreffen, wie sie in der vorletzten Nummer ausführlich mit-
getheilt wurden, einstimmig angenommen. Somit
wäre also der Bau einer evangelischen Kirche im
westlichen Stadttheil beschlossen. Stadtpfarrer
v. Honig schloß die Versammlung mit dem Wunsch, dieser
Beschluß möge der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde zum
Segen gereichen.
Deutscher Flotten-Verein. Der aus Anlaß des Besuchs
der Heilbronner städtischen Kollegien verschobene Vortrag des
Deutschen Flotten-Vereins wird am Mittwoch, den 25. Juli,
im Städtischen Saalbau stattfinden. Prof. Dr. Dietrich Schäfer
wird dann über „Deutschlands Stellung in China und Ostasien"
sprechen.
Radfahrsport. Morgen, Sonntag, findet um 7 Uhr das
Eröffnungsrennen des Jugendrennklubs statt. Start: Löwenkeller
Rohrbacherstraße.
I-. Strafkammersttzung vom 20. Juli. Vorsitzender: Land»
gerichtsdirektor Dr. West. Vertreter der Großh. Staatsbehörde:
Staatsanwalt Dr. Sebold.
1. Der 19 Jahre alte Fuhrmann Karl Apfel von Dossen-
heim ist beschuldigt, mit seinem Fuhrwerk unvorsichtigerweise
eine Leiter umgestoßen zu haben, wodurch ein auf derselben
befindlicher Mann zu Fall kam und sich verletzte. Avfel hatte
jedoch zur fraglichen Zeit einem mit ihm fahrenden Burschen
die Aussicht über sein Fuhrwerk übergeben und wird deshalb
freigesprochen.
2. Hermann Schneider, 21 Jahre alter Gyvser von
Beiertheim, stahl aus einem verschlossenen Kasten m einem
hiesigen Neubau ein Zwanzigmarkstück und einige Zeit später
m Emmendingen einem Zimmergenossen aus der Tasche 9 M.
Beide Diebstähle tragen ihm 5 Monate und 3 Wochen Ge-
sängniß abzüglich 3 Wochen der Untersuchungshaft ein.
3- Der bei einem Müller in Schriesheim bedienstet ge-
wesene 26 Jahre alte Knecht Johann Schocker von Daugen-
dorf schlich sich bei Gelegenheit des Abladens von Mehl
in verschiedenen Bäckereien in die Wohnstuben der Bäcker-
gesellen ein und stahl dort Geldbeträge und in Handschuhs-
heim dem Bäcker selbst eine Partie Cigarren, wosür er unter
Berücksichtigung seiner Vorstrafen mit 2 Jahren Gesängniß
und öjäyrigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft
wird.
4. Franz Mathis, 37 Jahre alter Schneidergeselle
von Ravensburg, zuletzt in Reihen bei Sinsheim, erhält
wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen mit Kindern unter
14 Jahren 8 Monate Gesängniß abzüglich 5 Wochen Unter-
iuchungshaft.
5. Der 26jährige Alois Marz von Scheppach zuletzt
Cementarbecker in Leimen stahl dort einem Zimmergenossen
Kleidungsstücke und andere Gegenstände. Da er ein arbeits-
scheuer Siromer und unverbesserlicher Dieb ist, werden gegen
ihn 2 Jahre 3 Monate Zuchthaus, Aberkennung der bürger-

lichen Ehrenrechte auf 1 Jahr und Zulässigkeit der Stellung
unter Polizeiaufsicht ausgesprochen.
6. Georg Michael Krauth, 23 Jahre alt, lieferte einen
ihm für seinen Dienstherr» in Mauer im Jahre 1898 über-
gebenen Geldbetrag nicht ab. Außerdem veruntreute er in
seiner letzten Stellung als Slationsanwärter auf der Neben-
bahn in Wieblingen einige kleine Geldbeträge und Fahrkarten.
Er wird deshalb wegen Untreue mit 2 Monaten Gesängniß
abzüglich 4 Wochen Untersuchungshaft bestraft.
? Personenschifffahrt auf dem Neckar. Am Sonntag hat
man drei Mal Gelegenheit, von Eberbach mit dem Personenboot
nach Heidelberg zu fahren: um 11 Uhr mit dem „Neckar", um
3 Uhr Nachm, mit dem „Kätchen" und um 630 Uhr wieder mit
dem „Neckar". Hinauffahren kann man von hier um 2 Uhr Nachm,
mit dem „Neckar".
— Unglücksfall. Gestern Vormittag wollte ein 26 Jahre
altes Dienstmädchen im II. Siock eines Hauses der Berg-
heimerstraße den Loden am Küchenfenster schließen. Aus
Unvorsichtigkeit stürzte sie dabei in den Hof herunter und
zog sich einen Knochenbruch am rechten Arm und Verletzungen
am Kopf und linken Fuße zu.
— Poltzeibericht. Ein Student wurde wegen fortgesetzter
Ruhestörung, ein Frauenzimmer wegen Umherziehens und
ein weiteres Frauenzimmer wegen groben Unfugs und
Widerstands gegen die Staatsgewalt verhaftet. Fünf Personen
kamen wegen Unfugs zur Anzeige.
-X- Unteröwisheim, 20. Juli. Heute Mittag '/.2 Uhr brach
in der Behausung des Johann Friedrich Höpfinger K. S. in der
untern Glöckgasse F e u e r aus, welches in kurzer Zeit das Wohn-
haus, die Scheuer mit Stallung, den Schopf mit Schweineställen
bis auf die Umfassungsmauern einäscherte. Rasches und um-
sichtiges Eingreifen der hiesigen Feuerwehr, sowie fleißiges
Wasserherbeischaffen der hiesigen Bevölkerung beschränkten das
rasende Element auf seinen Herd. Das Vieh konnte gerettet
werden; nur mußten 2 Schweine, die vom Feuer schwer gelitten
hatten, sofort geschlachtet werden. Der Brandbeschädigte ist ver-
sichert. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt.
6 Kehl, 19. Juli. Selbstmord auf doppelte Weise plante ein
auswärtiger Schweinehändler gestern Nacht um 10 Uhr. Er
wollte heute den Schweinemarkt dahier gesuchen und war schon
gegen Abend hierher gekommen. Aus noch nicht bekannter Ur-
sache schoß er sich zwei Kugeln in die Schläfe und stürzte dann
in den Rhein, an dessen Ufer er sich ausgestellt hatte. Trotzdem
erreichte er seine Absicht nicht, denn er blieb hängen und wurde
durch die herbeieilende Pionicrwache herausgezogen und in's
Spital geschafft. Er wird allerdings doch den Verletzungen er-
liegen, denn das Bewußtsein ist noch nicht zurückgekehrt. Er
soll aus Lahr sein.
Freiamt (Bcz. Emmendingen), 18. Juli. Gestern Mittag 1
Uhr ging ein sehr starkes Hagelwetter über ca. die Hälfte
unserer Gemarkung nieder. Der Hagel fiel sehr dicht und bis
zur Größe von Hünereiern, wodurch V« der Dachziegel zer-
schmettert und die Fensterscheiben zertrümmert wurden. Die
Verheerung ist stellenweise unbeschreiblich. Die ganze
diesjährige Getreideernte vernichtet, ebenso Feld- und Garten-
gewächse. Die überaus reichlich behangenen Obstbäume sind
schrecklich zugerichtet, so daß viele abdörren werden. Der ver-
ursachte Schaden beläuft sich mindestens auf IM 000 Mk. Mild-
thätige Unterstützung wäre für die Beschädigten sehr gut ange-
bracht.

Kleine Zeitung.
— Berlin, 19. Juli. Der sogenannte Pilsener Bier-
streit zwischen den hiesigen Wirthen und den hiesigen Ver-
tretern des Pilsener Bürgerlichen Brauhauses ist, dem Gasth-
zufolge, gestern beigelegt worden. Von dem sich aus 3,40
berechnenden Aufschlag auf den Bierzoll wird das Bürgerliche
Bräuhaus 2,40 übernehmen, während den Rest von 1 die
Wirthe tragen werden. Für das Publikum verbleibt es infolge
dessen bet den bisherigen Ausschankpreisen.
— Czechische Kriegskosten-Entschädigung. Die czechischen
Abgeordneten haben nach den Verheerungen, die sie in der
Obstruklionsnacht vom 8. Juni an den Pulten. Bänken und
anderen Einrichtungsstücken des Abgeordnetenhauses angerichtet
hatten, dem Kanzleidirektor des Hauses, Dr. v. Bauer, erklärt,
sie seien bereit, den Schaden zu ersetzen. Nunmehr hat Dr.
v. Bauer an den Obmann-Stellvertreter des Jungczechenklubs,
Dr. Pacak, folgende Rechnung gesendet:
Für Tischlerarbeiten .... 555.— K.
„ Klempnerarbeiten . . . 4.50 „
„ eine Alpaca-Silbertasse . . 2.30 „
„ zwei Zeitungshalter . . . 6.— ,
Summa 567.80 K.
— London, 20. Juli. Das Reutersche Bureau meldet aus
Jokohama: Am letzten Dienstag hat plötzlich ein heftiger
Ausbruch des Vulkans Adsuma staltgefunden, wodurch
gegen 200 Menschen getödtet oder verletzt fein sollen.

Handel und Verkehr.
Mannheim, 20. Juli. (Aktien.) Oberrh. Bank 116.— G.
Rheinische Creditbank 140.80 B. Rheinische Hypothekenbank
161.— B. Heidelberger Aktienbrauerei 148— G. Schrödl'sche
Brauerei-Aktien 150.— B. Portland - Cementwerk Heidelberg
149.— B. Mannheimer Bank 120.50 B. Badische Anilin- und
Sodafabrtk 387.— B. Westerege! Alkali-Werke Stamm 200.— G-,
dto. Vorzugs 104.— G. Verein deutscher Oelfabriken 105.— G.
Waghäusler Zuckerfabrik 83.— G. Mannheimer Zuckerraffinerie
130.— G- Mannheimer Aktienbrauerei 163.— G. Eichbaum-
Brauerei 167.— G. Bayrische Brauerei Schwarz 126.— B.
Brauerei Sinner 220.— G. Ganter's Brauerei Freiburg
109 — G.
Frankfurt. 20. Juli Effektensocietät. Abends 6V« Uhr.
Oesterr. Credit-Aktien 207.90—208 b. G. Diskonto-Kommandit
175.30—50 b. G. Deutsche Bank 188.50 b. Berliner Handels-
gesellschaft 148 b. G. Banque Ottomane 106.50 b. Lombarden
25.70 b. Gotthard 136.20 B. 10 G. Schweizer Centralbahn
141 B. 140.90 G. Schweizer Nordost 89.30 B. 20 G. Schweizer
Union 79.60 B. 50 G. Jura-Simplon 87.40 B. 30 G. 3pCt.
Mexikaner 25.40 b. 4pCt. Italiener 92.80 B. 70 G. H/Mt-
Chinesen 36.80 b. G. Eschweiler 235 b. Concordia 304.20 b,
Bochumer 199.50 b. Gelsenkirchen 194—194.40 b. Harpener
188.50 b. G. Hibernia 210.50 b. Laura 216.40 b. Oberschles.
Eisen 142.10 b. u. G.
6V<—6V- Uhr: Deutsche Bank 183.70. Handelsgesellschaft
148.50. Northern 72.40. 4'ZpCt. Chinesen 67. Hibernia 211-
Gelsenkirchen 195. Harpener 189. Bochumer 199.80.
Bei ruhigem Verkehr blieb feste Gesammthaltung vorherrschend-
Montanwerthe wurden zu etwas höheren Kursen umgesetzt.
Berlin, 20. Juli. Heidelberger Straßen- und Bergbahn-
gesellfchafl 150.— b.
Wiesloch, 20. Juli. Der heutige Schweinemarkt war
mit 52 Paar Milchschweinen beschickt. Preis für das Paar
13 bis 17
Heidelberg, 21. Juli. (Marktpreise.) Heu per Centner
3.50 bis 3.80, Korn-Stroh per Ctr. 2.80, gem. 1.50
bis 1.80, gelbe Kartoffeln per Centner 2.30 bis 2.50, Salat-
kartoffeln 3.50 bis 3.60, neue per Pfund 5 bis 6 S- Butler
in Ballen 0.95 bis 1.—, in Pfund 1.05, Johannisbeeren
per Pfund 10 bis 12 Stachelbeeren 12 bis 15 Kirschen
15 bis 18 Zwiebeln 6 bis 8 Knoblauch 35 Bohnen
12 bis 15 Z, Erbsen 12 bis 15^, Gelbrüben ein Gebund 2 bis
3 Heidelbeeren per Pfund 10 bis 12 per Liter 14 bis
16 Eier per Stück 5 bis 6 per Hundert 5.60, grüne
Nüsse per Hundert 40 Himbeeren per Pfund 20 bis 25
per Liter 30 bis 35 Mirabellen per Hundert 40 Reine-
clauden 80 bis 90 Blumenkohl per Stück 40 bis 60
Rothkraut 40 bis 50 Weißkraut 30 bis 40 Wirsing

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