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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Zum Geleit für 1894
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0013

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Oreis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Desterr.-Ungarn u. das gesummte Ausland Mk. 5.50.
Telegramm-Adresse: Roch Verlag, Darmstadt.

Nachdruck nur mit spezieller Lrlaubniß und genauer Vuellen-Angabe gestattet.
Sämmtliche mit -r- versehenen Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.
Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Aulkurstaaten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Bonder-Hefte sind einzeln ä Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

V. Iahrg. 1894. -U Leipzig ^ Darurstadt ^ Wien. M- Januar-Heft.

-iMEelchen Stil halten Sie
für geeignet, daß er für
lange den Ansprüchen der Mode
genügt?" — So fragte mich vor
Kurzem ein bekannter Herr, der die Absicht
hatte, die Innenräume seiner neu erbauten
Villa einzurichten. Der gute Mann ahnte
wohl nicht, welch' unklare Frage er an
mich gerichtet hatte und nur mit Mühe
konnte ich ihn überzeugen, wie schwer sein
Wunsch zu erfüllen sein dürste. Ist doch
unsere Mode ein gar zu wandelbar Ding, denn was ihr heute
als Evangelium gilt, wird morgen schon als überlebt und alt
abgethan. Jeder Stil hat seine Berechtigung, wenn er mit Ver-
ständniß und künstlerischen: Empfinden am richtigen Platze ange-
wendet wird. Das Schöne bleibt ewig schön, gleich welcher Stil-
epoche es angehören mag, siegreich wird es jede Modewandlung
bestehen I Jeder Stil hat seine Reize, und auch dein ältesten lassen
sich immer wieder neue und interessante Seiten abgewinnen, wenn
tüchtige Schulung gepaart mit künstlerischem Können zusammen-

ZUM

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wirken. Wo jedoch letztere fehlen, sieht es oft bedenklich aus.
— Unsere derzeitige Sucht nach Neuem und Originellem hat dem
zielbewußten Schaffen nach Gutem und Geschmackvollen: viel
geschadet, wie sie auch gar manche bedenkliche Früchte gezeitigt
hat. Ist es in der Ueberfülle des Gebotenen schon für den Künstler
und Fachmann schwer, das Gediegene herauszufinden, um wie viel
rathloser steht das Publikum da, sich in diesen: Ehaos der Ge-
schmacksrichtungen zurecht zu finden!

Nach dieser Seite eine Richtschnur zu geben, den Künstler
und Fachmann anzuregen, den Laien zu unterrichten und zu
belehren, das ist das Ziel, welches sich die „Zeitschrift für
Innen-Dekoration" gesetzt hat. Sie will den vielfachen
Ansprüchen der Jetztzeit Rechnung tragen, nach den verschiedensten
Seiten Gutes und Empfehlenswerthes bieten und so fördernd
auf den Geschmack des Publikums einwirken. Ihre Illustrationen
enthalten hervorragende Leistungen der namhaftesten Meister,
doch ist sie zugleich auch bemüht, mit denselben jung aufstre-
benden Talenten die Wege zu ebnen und sie mit ihren Werken
in weitere Kreise einzuführen. In manchen nur skizzenhaft be-
handelten Entwürfen will sie oft nur eine Idee niederlegen, die
der Interessent nach Bedürsniß selbständig ausarbeiten und ver-
werten kann.

Erst wenn das „Kunstgewerbe in jedem Pause heimisch"
ist, kann es seinen veredelnden Einfluß in: Staate voll und ganz
ausüben! Dieses zu erreichen, ist der Leitstern, unter welchem
wir mit unseren aufrichtigen Wünschen für ein segensreiches Jahr
das erste Pest des neuen (V.) Jahrganges der „Zeitschrift für
Innen-Dekoration" in die pände ihrer Leser legen und die Mit-
hülse zu weiteren Erfolgen erbitten!

Professor Hermann Goss.
 
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