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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Statsmann, Karl: Plauderei über Kunstschmiede-Arbeiten
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Verfahren zum Verzinken eiserner Gegenstände
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0244

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Dezember-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite f85.


naive, schon des Rindes Herz Beglückende. Bewahre man sich
die Lauterkeit der Empfindung, der Empfänglichkeit für das
einfache schöne, denn darauf beruht die Glückseligkeit auch der
in der Runst Befriedigten: Wenn ihr nicht werdet
wie die Rinder, werdet ihr nicht in das
Himmelreich eingehen. — Was soll ich
aber thun, daß ich selig werde,
fragt Derjenige, welcher sich vor-
lauter Runst und Rultur heute
nicht mehr zurecht zu finden
erklärt: Geh hin, so möge
ihm gesagt sein, und
ftudire fleißig die Natur,
und thue das viele
Jahre und dein Leben
lang. Du wirst zwar
nicht fertig damit,
aber du wirst sehen,
denken, rein empfinden
lernen. Möge diese
Weisung auch in die
Schulräume unserer
Zeichenschulen drin-
gen, in die Werkstätten,
in Aller Herzen, in
die der „Gebildeten"
erst recht, damit sie
mit Faust, um glück-
licher zu sein, sich zeit-
weilig „allen Wis-
senskram entladen".

Betrachte man die
Eingangs erwähnten
Vierländer Runst-
schmiede-Arbeiten auf-
merksam, dann wird
Einem „das Herz auf-
gehen". Und wenn
dies geschehen, dann
ist auch schon Ver-
ständniß und Werth-
schätzung da, dann
wird Einem auch der
Sinn des Begriffes
Stil aufgehen.

Und noch ein paar
Worte zum Schluffe.

Es wurde vermerkt,
daß unsere moderne
Schmiedekunst an eini-
gen Mrten schon zu
Besserem fortschreitet,
ja bereits Bestes her-
vorbringt im ge-
wünschten Sinne. Neue
technische Errungen-
schaften und neue
Rompositionen haben
die Schmiedekunst seit
der früheren großen
Münchener Runstge-

werbe-Ausstellung auf eine Höhe gebracht, welcher Lübke die
erste Stelle im Runstgewerbe einräumt. Wenn wir aber immer
noch größere Fortschritte wünschen, so gilt es, um die noch lauen
und gleichgültigen Rünstler, Handwerker, Industriellen und das

Publikum auf die beregten noch auszunrerzenden Mängel auf-
merksam zu machen. Wir wünschen eine innigere Beziehung von
Runst und Volk, von Schaffenden und Genießenden, von Gebenden
und Nehmenden, so daß der Eine auch mit offenem
Herzen nimmt, mit Empfänglichkeit und
Verständniß für das Schöne, was der
Andere aus dem Herzen erarbeitet.
Dann werden uns die kunstge-
werblichen Erzeugnisse sür's
Haus und im Hause erst lieb
und werth, ein Stück von
uns, dann erst nimmt
auch die Eisenschmiede-
kunst, gastlicher empfan-
gen, Platz im Wohn-
raume und erscheint
in freundlicherem
Rleide, und für den
schaffenden Rünstler
wie den einrichtenden
Besitzer gilt in gleicher
Weise des Dichters
Spruch:

Das ist's ja, was den Menschen
zieret.

Und dazu ward ihm der verstand.

Abbildung Nummer 1009. Abschlußgitter in Schmiedeeisen. Ausgef. von Ld. Puls. Berlin.

Ucrfalil'kil nun >Ier-
fiiilikii eiserner Gegen-
stände. Dieses Ver-
fahren, auf welches
L. I. Mestern in
Hamburg ein deutsches
Reichspatent erhielt,
hat den Zweck, eiserne
Gegenstände so zu ver-
zinken, daß dieselben
neben einem absolut
reinen und dünnen
Ainküberzug ein blan-
kes, silber- oder zinn-
ähnliches Aeußere er-
halten. Dasselbe be-
steht in derAnwendung
von Zink-Ehlorid
(Ehlorzink), von dem
s Gewichtstheil mit
s5 Gewichtstheilen
Salmiak vermischt
werden. Von dieser
Mischung stellt man
eine Decke auf dem
Zinkbade her. Die zu
verzinkenden Gegen-
stände gelangen in be-
kannter Weise aus dem
Salzsäurebad zunächst
in ein wässeriges
Salmiakbad und un-
mittelbar darauf in
das Zinkbad, wobei

sie durch die aus Salmiak und Lhlorzink bestehende Decke gezogen
werden. Die auf diese Weise verzinkten Gegenstände zeichnen sich
vor den nach bekanntem Verfahren hergestellten durch einen schim-
mernden Glanz, ähnlich dem von blankem Zinn oder Silber, aus.—
 
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