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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Waldau, Otto: Ein französisches Landhaus, [3]
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Messing-Zierrathen in Hölzern zu verleimen
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Das rasche Erstarren der Vergolder-Gußmasse
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0092

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5eite 6H.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

April-lfeft.

ist, als vielleicht außerhalb des Rahmens unserer Zeitschrift stehend, gehalten
werden möchte, die aber dennoch in Komposition wie in Zeichnung viele
Motive bietet, für die wir einer freundlichen Aufnahme gewiß sind und die sicher
einmal hier oder dort gute Anregungen für sonstige Arbeiten gewähren wird.

Silberner Tafel-Aufsatz, Abbildung Nr. Izs. I" diesem Bilde
führen wir unseren Lesern den preisgekrönten Entwurf des zsys erlassenen
Schwäbisch-Gmündener Konkurrenz-Ausschreibens vor, mit dem Karl Lederle
als Sieger aus diesem Wettbewerb hervorging. Die Schalen des Aufsatzes
werden von reizvoll bewegten Meer-Jungfrauen gehalten, während im
unteren Theil Knabengestalten die wilden Schwäne bändigen, die sich den
Fruchtgehängen und Perlenketten
nähern wollen. Das Ornament
zeigt den Stil des Ueberganges
der Renaissance zum Barock und
vereinigt auf das Anmuthigste
naturalistische und architektonische
Einzelheiten. Für die Ausfüh-
rung ist die Vergoldung einzelner
Theile projektirt, so daß ein
lebensvoller Gegensatz der Metall-
farben und des matten und xo-
lirten Glanzes den schönen Ein-
druck des Gesammtwerkes noch
wesentlich steigern wird.

Staffelei und Bilder-
mappe, Abbildung Nr. yzs,

Entwurf von E. Hansen in St.

Gallen. Diese Staffelei zeigt aus-
gesprochenen Rokokostil und ist
in Nußbaumholz geschnitzt und
mit Goldlinien geziert zu denken.

In dem Bilde auf dem Mappen-
deckel dürfte Gelegenheit zu einer
Liebhaberarbeit geboten sein, wie
solche oft höchst willkommen ist,
und die Ausführung desselben
kann sowohl als Flächengemälde,
vielleicht gleichfalls mit Gold-
konturen, wie auch als wirkliches
Bild in Velmalerei unternommen
werden.

Ein fraliMsches Landhaus.

^Lin vergoldeter Paravent, in

den Malereien in Medaillon-
form eingesetzt sind und in dessen
oberen Theil Fächer hineingesteckt
werden, trennt eine Ecke des
Zimmers ab, wo sich ein Tisch-
chen sowie eine bequeme Bergere
und eine Lhaiselongue befinden.

Gemaltes Holz ergibt das Gestell
und chinesisches Seidenzeug den
Bezug. Eine breite Stoffzacken,
garnitur geht rings herum. Die
Rücklehne der Lhaise longue ist
shawlartig drapirt.

Lin Thorbogen läßt in den
nächsten Raum hineinschaueu, ein
kleines, lauschiges Kabiuet mit
hellblauem Damast bekleidet und
in sehr origineller Meise durch-
weg mit jenen riesigen feinen
Kaschmirshawls drapirt, wie sie
unsere Großmütter trugen. Am Plafond sind die Falten sternartig in eine
Rosette zusammengefaßt, dazwischen kommt etwas blaues Holzgetäfel vor,
das buntgeblümte an der Zimmerdecke befestigte längliche Atlaskissen ein-
schließt. Die Möbel, ebenfalls hellblau, zeigen ausnahmsweise gar keinen
Stil, von allen Seiten neigen sich zwischen den Stofffalten zur Hälfte hell-
blau, zur Hälfte roth gefärbte Glaskelche für die elektrische Beleuchtung von
den Wänden; das zierliche, neben dem Kamin befindliche Knöpfchen, welches
sie aufstrahlen läßt, hat auf der anderen Seite einen Doppelgänger, dem
aber keine magische Kraft innewohnt.

An das Boudoir der Hausfrau, das mit seiner crLmefarbenen, zart
geblümten Stoffbekleidung ein wahres Schmuckkästchen genannt werden muß,
schließt sich das Schlafgemach im Genre Empire. Die Grundformen desselben
sind gewahrt worden, nämlich die Klarheit der Zeichnung und die edlen,

schönen Linien, im klebrigen aber hat man ihn stark modernisirt, d. h. so viel
Neues hiuzugefügt und andererseits wieder so viel fortgenommen, daß
von einem reinen Stil da weniger als sonst die Rede sein kann. Das Ensemble
ist aber schön und das ist die Hauptsache. Das ganz niedrige Mahagoni-
Bett mit hoher wappengeschmückter, schräger Rücklehne ist rings herum noch
so tief ausgeschnitten, daß eigentlich nur die Eckpfeiler mit ihren Bronze-
verzierungen geblieben sind. Der hohe dreitheilige Schrank hat einen breiten
mittleren Spiegeleinsatz; die schmalen Seiten schmücken Bronzemedaillons,
die die Portraits berühmter Männer zeigen. Reizend ist das kleine Bureau
mit etagerenartigem Aufsatz in einer Ecke und fein ausgearbeiteten Bronze-

schlössern. Die Lhaise longue setzt
sich aus drei selbständigen Theilen
zusammen, die, von einander ge-
trennt, jedes ein hübsches Möbel
für sich ergeben. Weiße und
schwarze Ziegeufelle liegen auf
dem dunklen Plüschteppich.

Im obersten Stockwerke
endlich befinden sich Fremden-
und Kinderzimmer. Erstere tragen
eigentlich gar keinen Karakter,
sind nichts als mehr oder minder
prunkvoll, für letztere tritt das
englische Genre immer inehr in
den Vordergrund. Die eisernen
Bettstellen mit vorderer Bronze-
vcrzierung verschwinden unter
wahren Spitzen- und Volant-
fluthen; der Salon, denn auch
die kleine Welt hat jetzt ihre
Lmpfangsräume, worin sie Papa
und Mama und sämmtliche kleinen
Freunde empfangen, ist sehr ele-
gant in Bambus und farbigem
Stroh möblirt.

Melffng-Zierrathen irr
Hölzern zu verleimen. Das
Herausfallen von in Hölzern ein-
gebetteten Zierrathen, bei denen
eine sichtbareverschraubung stören
würde, ist oft recht lästig, und
eine erneute Verleimung hebt
nur selten das llebel, weil über-
sehen wurde, die metallenen Stücke
vorher etwa eine halbe Minute
iu schwache Salpetersäure zu
tauchen. Ein solches Bad mit
nachfolgender Trocknung verleiht
den Metallflächen eine feine Rauh-
heit, die den Leim viel besser
packen läßt. Der verwendete
Leim selbst muß äußerst zähe,
niemals spröde sein; er wird auf
gewöhnlichem Wege hergestellt
und erhält einen kleinen Zusatz
(etwa einen Theelöffel voll) Gly-
cerin und ebensoviel gelöschten
Kalk. Während des Kochens ist
das Gemenge innig zu verrühren,
damit sich die Zusätze mit dem
Leim gehörig verbinden können;
er ist heiß auf die leicht erwärmten
Stücke aufzutragen, die rasch in
das Holz zu drücke» sind; dünn
d. h. streichrecht, darf der Leim auch nicht sein, sondern muß dem Syrup
ähneln. Aus solche Art eingeleimte Metallgegenstände fallen nie wieder aus
dem Holze heraus; sie sind nur mit Gewalt herauszureißen, wobei eine
dünne Holzschicht mit entfernt wird.

Das ral'rlziz Erstarren der Vergvlder-Gnlttnaste, die bekanntlich
aus Gips, Kreide und Leim besteht und zur Herstellung von Bilderrahmen,.
Ornamente», Figuren rc. benutzt wird, wird durch einen Zusatz von Kalium-
sulfat, Kaliumbisulfat oder Kaliumcarbonat, noch mehr durch Lhromalauu,,
bewirkt. Mau kann auch die Formen mit Gaze oder Leinwand auslegen, die
mit einer Lösung der genannten Salze getränkt sind. Das letztere Verfahren
dürfte zweckmäßiger sein, weil dabei die Oberfläche der gegossenen Masse kaum
von den Lösungen durchdrungen wird, was für die Vergoldung wichtig ist. —

^Abbildung Nr. yzs. Mvtlv füll Staffelet und Vilderiuappe iu Rokoko.
 
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