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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Walsch, Ignatz: Harmonie von Stoffen und Möbeln im modernen bürgerlichen Zimmer
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Hochegger, R.: Verstaubte und verblichene Oelbilder zu restaurieren
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Vergoldung im Freien
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0072

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Seite H8.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Närz-k)eft.

hervortreten. Breite, einfarbige Flächen überspannt man mit Schnurnetzen,
die die Farben des Bezuges und die Holzfarbe enthalten. Line richtig ge-
wählte Posamente kann durch Vermittlung der Holz- und Stoff-Farben ebenso
zur Verschönerung eines Zimmers beitragen, als eine ungeschickt gewählte
dasselbe entstellt.

Uebergardinen müssen natürlich die Farben des Bezuges erhalten. Sind
die Holzmöbel nur mit einein Stoffe bezogen, so erhalten einfarbige Gardinen
die Fondsarbe des Bezuges. Gemusterte Gardinen müssen in den Farben
und dem Muster möglichst mit den:

Möbelbezuge harmoniren. Da hier
ein direktes Einfärben unmöglich,
muß man sich mit der thnnlichsten
Annäherung begnügen. Sind die
Polstermöbel mit einer oder zwei
Farben eingefaßt, dann ist es rath-
sam, nicht gemusterte oder Ton in
Ton gemusterte Gardinen zu ver-
wenden, damit das Zimmer nicht
zu bunt wirkt. Die Gardinen er-
halten dann die Fondfarbe des Be-
zuges oder die Farbe eines der Ein-
fassungsstoffe. Zweckmäßig ist es,
die Flügel dunkler zu halten, als
die Ueberwürfe und die Gardine im
Ganzen möglichst hell zu fertigen,
weil dieselbe kein direktes Tageslicht
erhält. Line Ausnahme hiervon ist
nur bei solchen Räumen angebracht,
die stets durch künstliches Licht erhellt
werden; derartige Räume verlangen
möglichst gesättigte Farben. — Bei
Wand-Dekorationen ist besondere
Rücksicht aus die Taxetenformen
zu nehmen.

Die Form der Möbel ist von
wesentlichein Einfluß auf das Muster.

Aleine Polsterflächen schließen die
Verwendung großmusteriger Stoffe
aus, wenn das Muster nicht so an-
gebracht werden kann, daß dasselbe
„abgepaßt" erscheint. Man sieht so
häusig Sessel rc., welche ohne jede
Rücksicht auf die Größe des Musters
gepolstert sind, daß eine solche Mah-
nung, besonders bei der Verwendung
von Seiden- und Fantasiestoffen mit
Tapetenmuster wohl erforderlich er-
scheint, so selbstverständlich das Ge-
sagte auch klingen mag. Das Muster
soll außerdem aber auch im Stil
möglichst dem Möbel entsprechen.

Bei der großen Auswahl stilgerechter
Dessins läßt sich diese Bedingung
sehr leicht erfüllen, und trotzdem
wird oft gegen sie gefehlt.

Die Art des zu verwendenden
Stoffes ist abhängig von Struktur
des Holzes und der Bestimmung
des zu möblirenden Zimmers. Derbe
Struktur (Eiche, Aiefer) verlangen
derbe Stoffe (Tuch, Leder, Mohair-
plüsch, Moquette), zarte Struktur
(Nußbaum, Polisander, Ebenholz)
erfordert Seide, Seidenplüsch, Go-
belins. Wollstoffe in ihren ver-
schiedenen Ausführungen vermitteln
zwischen den zarten und derben Be-
zügen und lassen sich, je nach der
Webweise, bald hier, bald dort ver-
wenden. Die Bestimmung des Zimmers ist insoweit zu berücksichtigen, als
wohl Prunkzimmer, Lmpsangsräume glänzende, reiche Muster vertragen
können, Bezüge, auf denen nicht jedes Stäubchen einen Fleck, nicht jeder
Anopf eine Druckstelle hinterläßt, und Uebergardinen, die nicht die Hausfrau
veranlassen, dem Gatten, in Anbetracht der zarten Stoffe und Farben, die
Ligarre zu mißgönnen.

„Vernunft in Allem" gilt auch hier. Die Anleitung zur harmonischen
Gestaltung der Wohnräume kann gegeben werden, die geistvolle Ausführung
ist Sache des Dekoratörs. Die Innen-Einrichtung soll sich vollständig dem

Raum und den Bedürfnissen des Bewohners anpassen, dann werden dem
Letzteren die Räume lieb sein, eine Zufluchtsstätte vor den Sorgen des
Berufes, und die beste Förderung innigen Familienlebens.

rerjtaulite und verblichene

M restnurirelu

Abbildung 8§8. Tlfiirp mit bemalten Porzellan-Fnllnngen in Rokoko.

Nach dem herkömmlichen Verfahren werden alte Velbilder in der Weise
aufgefrischt, daß man die Bilder zunächst mit feinen, weichen Lappen oder

Schwämmen, welche in Wasser und
etwas reinen Weingeist getaucht
werden, vorsichtig abwäscht, dann
verblichene Stellen leicht übermalt
und endlich das Gemälde mit einev
dünnen Firnißschichte überzieht. S»
harmlos dies Verfahren erscheint,
wird doch zuweilen ein Bild da-
durch gefährdet, besonders wenn
die Farbe stellenweise schon brüchig
geworden und so die Feuchtigkeit
des Schwammes bei der oft noth-
wendigen öfteren Reinigung in die
Leinwand eindringt. Denn dann
schreitet der Abbröckelungsprozeß
unabwendbar vor, besonders wenn
die Unvorsichtigkeit begangen wurde,
den Firnißüberzug bald nach dem
Abwaschen vorzunehmen. Der ver-
storbene Maler A. Gabl in München
empfahl dagegen folgendes, viel
unschädlicheres und dabei bedeutend
wirkungsvolleres Verfahren. Das
zu reinigende Bild wird zunächst
mit einein weichen, trockenen Lappen
vom ärgsten Staube gesäubert, dann
nimmt man eine gewöhnliche Zwie-
bel, theilt sie in zwei Theile, be-
streut die Schnittflächen mit zn
Mehlstaub gestoßenem, trockenem
Salz und reibt dann sanft damit
die Bildfläche. Der Erfolg ist über-
raschend. Selbst tief gegründetev
Staub weicht. Sodann befeuchtv
man Schwämme stark mit feinstem
Weingeist, der sich gut verflüchtigt,
lege diese Schwämme etwa auf
flache Schüsseln, welche selbst mit
Weingeist leicht begossen werden
und bringe darüber in kleiner Ent-
fernung das mit der Malfläche zu-
gekehrte Bild horizontal an, so daß
der Bildfläche die verdunstenden
Spiritusdämpfe Zuströmen. Man
setze die Bilder diesem Hergange
mehrere Stunden aus und inan
wird mit Freuden bemerken, daß
selbst ganz verblichene Farben wie
neu aufleuchten. Bei sehr matt ge-
wordenen Bildern muß obiges Ver-
fahren wiederholt werden. Vst ist
gar kein Firnißüberzug nothwendig
und wünschenswerth. Sollte man
jedoch denselben des Lichteffektes
wegen und auch zum Schutze des
Bildes für nöthig erachten, so wählo
man statt der herkömmlichen Firnisse
lieber die von Earl Schmidt in
Düsseldorf erhältliche „Malbutter".
Dieselbe muß mit Hülfe eines
Flachpinsels in sehr verdünntem
Sie hat auch die Eigenschaft, verblichene Farbe
Prof. vr. R. Lochegger.

Maße ausgetragen werden,
aufzufrischen.

Vergoldung im Freien. Es werden die Goldblättchen auf ein
mit Fett imprägnirtes Papier gelegt, welches das Gold ziemlich fest hält,
so daß man im Freien damit arbeiten kann, ohne daß das Gold fortfliegt.
Sollte sich dasselbe als ungenügend erweisen, so überreibt man die Blätter
der Büchelchen mit Speck und klebt die Goldblätter darauf. Die Praxis
zeigt sehr bald, wie stark man die Blätter einzureiben hat. —
 
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