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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Verhütung des Abblättern von Anstrich auf Eisen
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5eite (6.

Zanuar-k^eft.

Zllnstr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Hälfte des ^5. Zahrhunderts. Die schlicht gelassenen Rahmen bewahren dein
Ganzen die Ruhe und Würde des Eindrucks, die der Aufstellungsort und
Zweck des Gegenstandes fordern.

Englischer vorrau in, Abbildung Nr. 8HY. Zn dieser in Renaissancestil
durchgebildeten Kamin-Parthie nebst Erker geben wir ein typisches Beispiel
der englischen Ansbildungsweise eines großen Lmxfangziininers, der söge-
nannten „Hall". Ein mächtiger Kamin unsymmetrisch an die Seite gerückt
und trotzdem er bis unter die Decke geführt ist, beliebig in deren Theilung

einschneidend, bildet den haupt-
sächlichen Volnt cke vne und
der Erkerausbau und eine bis
wesentlich über Kopfhöhe hin-
aufreichende Holzvertäfelung
der Wände geben dem Gemach
sein karakteristisches Gepräge.
Allen Einzelheiten sieht man
unmittelbar an, bis zu welchem
Grade die Architekten Honney-
mann und Keppie die Deko-
ration dieses Raumes durch-
gebildet haben und wie stim-
mungsvoll alle Theile zu einan-
der stehen.

Lingangsthor in
Schmiedeeisen, Abbildung
Nr. 850. Dieses in der Ber-
liner Kunstschlosserei von Paul
Krüger ausgeführte Thor ist
in dem für Schmiedeeisen so
Nr. 86 tz WM,l mit Stickerei. von Maria Zinn, geeigneten Rokokostil

ausgebildet und zeigt hübsche
Motive, sowohl in der Durchbildung des reichen breiten Kämpfers, wie auch
in der Entwickelung des vor den Spiegelscheiben liegenden Eisenwerks, dessen
ornamentale Auflösung leicht und gefällig ist.

Fenster-Dekoration im Stil Louis XVI. (Abbildung Nr. 85t-)
Dieser von L. pittner in Paris entworfene Fensterbehang zeigt eine Gardine
aus Seidenstoff, deren Kante mit Spitzen besetzt ist, und in gewissen Abständen
mittelst Bandschleifen zusammengefaßt wird. Ein Steg hinter den Spitzen
ist mit Stickerei geziert und die obere Euerfalte ist gleichfalls mit reicher
Applikations-Stickerei besetzt, in deren Zeichnung der besonderen Stilgebung
des Raumes bestens Rechnung getragen ist. Der ganze Faltenwurf liegt
gefällig und hübsch und dürfte gewiß vielen Beifall finden.

Lhren-Tafel, Abbildung Nr. 852. Nach einer Skizze des Architekten
Poppe in Bremen ist diese für den Verwaltungsrath-Sitzungssaal des Bremer
Lloyd bestimmte Gedächtnißtafel in der Hof-Möbelfabrik von A. BembL in
Mainz hergestellt worden. Den Fond der Schrifttafel umgibt ein reiches
Lichenholz-Schnitzwerk, das unten in dein an Blumenketten von Genien ge-
haltenen Lloydwappen endigt. Die obere Bekrönung umschließt das Portrait
des Konsuls Meier, des Begründers der Gesellschaft, und als Schmuck trägt
dieselbe ein von Professor Wiedemann in Frankfurt a. M. modellirtes, theils
in Altsilber und mit Vergoldung ausgeführtes Schiff. Am Steuer sitzt die
Glücksgöttin und am Bug kniet ein Genius, seinen Blick der aufdämmernden
Küste der neuen Welt entgegenwendend und bereit im Augenblick der An-
kunft in derselben seine Kränze dem fernen Volke jauchzend zuzuwerfen, !
dessen wechselseitige Handelsbeziehungen mit unserem Kontinent die Lebens-
ader der Lloydgesellschaft bilden.

Tafel-Service in Silber, Abbildung Nr. 852. Dieses von der Firma
Bruckmann L Söhne in Heilbronn ausgeführte Service zeigt gleichfalls die
Formen des Rokokostils und läßt gewissermaßen schon auf den ersten Blick
die Gediegenheit seines Metallgehaltes erkennen. Die Form der Deckel und
Tüllen ist dem Gebrauch angemessen und praktisch und die Gestaltung der
ganzen Gefäße und deren Vrnamentation ist eine höchst gefällige und be-
achtenswerthe wegen der in ihr ausgesprochenen Karakteristik des Materials
speziell im Gegensatz zu Porzellan-Servicen.

Kamin - Parthie in flandrischer Renaissance, Abbildung Nr. 85H.
Diese in der Hof-Möbelfabrik von A. Bembä in Mainz entworfene Zimmer-
dekoration ist von dem ganzen Nimbus altholländischen Wesens durchwoben.
Der trauliche Kamin, das große Familieuportrait über demselben, die leichte,
landschaftliche Bemalung der oberen Wände, die Holztäfelung des unteren
Theiles derselben, die gelegentlich anfgehängten Bilder, die zu hübschen
Gruppen vereinigten Geräthe, die Möbel — kurz, Alles, was sich dem Blick
hier zeigt, ist in zielbewußt dekorativer und vollendet netter Weise ange-
ordnet und enthält viele Fingerzeige für den Schmuck unserer Räume.

Fensternische eines Rokoko-Salons, Abbildung Nr. 855.
Dieses nach Entwurf von H. Zesora wieder gegebene kleine Dekorationsstück
zeigt, wie sich, wenn man es nur richtig auzufaugen versteht, auch unter
einer Fensterbrüstung ein Sofa plaziren läßt und wie sich hierdurch der Fenster-

nische ein erker-artiger Karakter geben läßt. Kleine Schränkchen im Girandolen
geben der Nische scheinbar die Tiefe, die sie an sich nicht besitzt. Die oberen
Wandflächen sind gefällig getheilt und mit Zierbüsten auf Konsolen geschmückt,
und ein Gardinenarrangement aus schweren Stoffen verleiht dem unteren
Sitzplatz den gewünschten wohnlichen Rahmen.

Ehren-Pokal, Abbildung Nr. 85S. Dieser als Ehrenpreis für das
Pforzheimer Rennen von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden
gestiftete Pokal ist von Professor Hermann Götz in Karlsruhe entworfen.
Er schließt sich in seine» Formen au die getriebenen Silbergeräthe der besten
Renaissancezeit an und gibt ein gutes Beispiel für die so sehr dankbare
Wiederaufnahme des Treibverfahrens, das gegenwärtig leider noch lange
nicht wieder so vielfache Anwendung findet wie es verdiente.

Vestibül aus einem Breslauer Hause, Zllustrationsbeilage II und
Abbildung Nr. 858. Dieses auf unseren Bildern einmal von der Eingangs-
seite und einmal von der Zimmerseite aus gesehene Vestibül ist ein hoher
gewölbter Raum in einem von dem Berliner Architekten Hans Griesebach
erbautem Hause. Zn malerischer Weise sehen wir die reich ausgebildete
Treppe sich nach oben winden. Schwere Renaissance-Schränke aus dein Anfang
des l?- Jahrhunderts füllen die eine Längenwand und zwischen denselben
hat ein Harmonium Platz gefunden. Eine prächtig geschmiedete Windfangs-
thür schließt den Raum nach außen ab, Linzelkunstwerke stehen auf den
Schränken und schmücken die wände, eine zierliche Laterne hängt voin
Gewölbe herab und ein ungeheurer Teppich bedeckt die obere Wand des
Treppenhauses. Die dezente Bemalung, die nur an den Gewölbegraten,
Kapitälen und sonst hervorragenden Architekturtheilen eine ornamentale
Belebung der Flächen anstrebt, zerstreut den Blick nicht, der mit Wohlgefallen
auf alle» Einzelheiten der Ausstattung ruht, die der Architekt zu einem höchst
stimmungsvollen Gesammtbilde zu vereinigen verstanden hat. Aus dem gleichen
Hause werden wir in einem der nächsten Hefte noch weitere Interieurs bringen.

Leder-Tapete von H. Engelhard in Mannheim, Abbildung Nr. 85Y,
und Papie r-Tapete von Z. Zuber A Eo. in Rirheim, Abbildung Nr. 860.
Die Dessins beider Tapeten zeigen eine wohlgelungene Raumvertheilung und
äußerst gewandte Grnamentzeichnung, die den Eigenthümlichkeiten des Stoffes
angepaßt ist, der sie aufnehmen soll. Beide zeigen naturalistische Motive mit
Kunstformen vereinigt. Die Ledertapete ist mit vergoldetem Grund zu denken,
von dem sich die Blumenvasen und die Ananasfrüchte dunkel abheben, ihre
hauptsächliche Wirkung durch die in Relief hervorgetriebene Form erhaltend.
Die Papiertapete zeigt Thiergruppen auf filbergrauem Fond, der von Wein-
uud Hopfenlaub durchwoben ist. Letztere sind in Naturfarben zu denken und
geben der Fläche eine lebensvolle, freundlich wirkende Theilung. Die Firma
Zuber A To., unstreitig die erste deutsche Tapetenfabrik, war in Lhicago
mit einer großen Ausstellung vertreten.

Rahmen mit Stickerei, Abbildung Nr. 86l und Kästchen mit
Stickerei, Abbildung Nr. 862. Diese beiden von Maria Zinn entworfenen
und ausgeführten Zierstücke bilden Kunstwerke weiblicher Handarbeit, die in
Seide, zum Theil unter An-
wendung von Applikation ans
Sammet gestickt sind. Das
Drnament zeigt gute Renais-
sanceformen und hübsche
Raumverteilung und die Aus-
führung durch die kuustge-
wandte Hand der leider nur
zu früh dahingeschiedenen
jungen Dame dürfte auch in
den Abbildungen noch deut-
lich genug zum Ausdruck ge-
kommen sein, um unseren
verehrtenLeserinnen zu zeigen,
bis zu welch' schöner Voll-
kommenheit sich solche Kunst-
fertigkeit steigern läßt. Speziell
ist es die treffliche Raumver-
theilung des Brnamentes, das
mit den gut abgewogenen
ruhigen Flächen des Unter-
grundes in schöner Weise
harmonirt._

Verhütung des Udblättern von Anstrich auf Eifen. Um zu
verhüten, daß Farbenanstrich an Eisen abblättert, wenn er dem Wetter aus-
gesetzt ist, muß man die Flächen oder Theile, welche angestrichen werden
sollen, gut abwaschen und daun mit heißem Leinöl überstreichen. Zn Fällen,
in denen die anzustreichenden Artikel klein sind und gut erhitzt werden können,
ist es besser, statt des Anstreichens dieselben erst zu erhitzen und dann in das
Leinöl zu tauchen. Das heiße Del, das in die Poren des Metalles eindringt,
zehrt alle Feuchtigkeit darin auf, und der dann aufgebrachte Farbenanstrich
haftet so fest, daß weder Frost noch Regen ein Abblättern Hervorrufen.
 
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