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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Schliepmann, Hans: Zwei Hauptmotive amerikanischer Innen-Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0153

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Sämmtliche mit * versehenen Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.

LE" Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten. -WO
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

V. Iahrg. 1894.

-U Leipzig DarmMdt Wien. M-

Nugust-Heft.

wer Mmuptmotive amerikanischer -Dnnen-^dekoration.

von Hans Tchliepinan».

Nachwirkungen der
Welt-Ausstellung in
Ehicago beginnen sich
fühlbar zu machen; aber
wie das bei unseren lieben
Deutschen geht, just nicht
in angenehmster Weise.
Unter den Dielen, die
einen Blick in das große
Land des Dollars gethan,
kann man zwei Haupt-
gruppen unterscheiden:
die einen kamen mit der
festen Ueberzeu-
gung, daß drüben
Allesjammervoll,
barbarisch, lächerlich, ekel-
haft fei, und der Schmerz
in der Geldkatze ließ sie
diese Meinung nur um so unbescheidener in die Welt schreien —
meist waren es jene unausstehlich großmäuligen Berliner, die unsere
Reichshauptstädter nicht ganz ohne Grund vor allen: Volk deutscher
Zunge zu einem Gräuel gemacht haben. Die Anderen waren
die guten Deutschen, die alles fremdländische bewundern und nach-
äffen, um sich den Nimbus des Unparteiischen, Vornehmen, Weit-

gereisten zu geben, ein Goldschaumnimbus, unter dem bei der
geringsten Berührung fuchsige, wurmstichige Aarakter- und Uritik-
losigkeit, sowie Mangel an nationalem Ehrgefühl zum Vorschein
kommt. So sucht man z. B. jetzt nach Berlin eine der abscheu-
lichsten Besonderheiten aus Bruder Jonathans Heimath zu ver-
pflanzen: die amerikanischen „bur-rooms", jene trübselig-kalten,
unbehaglichen Tränken (Schenke, Wirthschaft, Gasthaus, Aneipe
sind viel zu edle Worte für diese Alkoholscheunen!), in denen der
tzankee zwischen seinen Geldjagdzügen stumm stehend, ruhelos
alle möglichen Branntweinsorten hinuntergießt.

Nur Wenige sahen mit ruhiger Aritik, um zu lernen, was
etwa zu lernen ist, nicht papageimäßig, sondern unter innerlicher
Verarbeitung und damit einwandfreier Aneignung des fremden.
Daß diese Errungenschaften sich erst allmählich bemerkbar machen,
liegt eben in der Art dieses Aufnahmeprozesses. Wir werden sie
aber noch deutlich wahrnehmen im Eisenbahn- und Maschinen-
wesen (von hervorragenden Interieurs aus einem Eisenbahnzug
brachten wir im Juli-Heft eine Anzahl Ansichten), sowie in der
Möbel-Industrie und nicht zum wenigsten auch in der Innen-
Dekoration.

Bereits in meinen Berichten über die Welt-Ausstellung im
vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift habe ich versucht, die Auf-
merksamkeit auf mancherlei Gesundes und Entwickelungsfähiges
hinzulenken. Zu meiner freude haben mehrfache Anfragen ein
lebendiges Interesse an den von mir geschilderten Dekorations-
weisen erkennen lassen, und da es den vereinten Bemühungen des
Herausgebers und meines in Thicago lebenden Bruders gelungen
ist, inzwischen ein zweckentsprechendes Abbildungsmaterial herbei-
zuschaffen, so mag es angezeigt erscheinen, jetzt nochmals etwas ein-
 
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