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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Luthmer, Ferdinand: Der Dekoratör
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Das Aufkleben, resp. Aufspannen d. Gobelin-Stoff-Tapeten
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Zu unseren Illustrationen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0031

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Januar-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Leite f5.

Musterschnitts für Aufmachungen, der Polsterung u. dgl. bieten
einem jungen Manne, der zeichnen kann und namentlich mit der
darstellenden Geometrie vertraut ist, keine allzugroßen Schwierig-
keiten. Den wesentlichsten Theil dieser praktischen Thätigkeit wird
neben der richtigen Beurtheilung und geschäftlichen Abschätzung
der Arbeit die Mnntniß der Stoffe und Aassementerien, ihrer
Bezugsquellen rc. bilden. Bon größter Wichtigkeit wird für den
so Vorgebildeten sein, sich gründlich in der Welt umzusehen, die
Dekorationsweise in den verschiedenen Hauptstädten des Zn- und
Auslandes kennen zu lernen — nicht als „Studienreisender", sondern
in richtigen „Wanderjahren", wie unsere Väter dieselben ver-
standen. Wer auf solche Weise umfassend vorgebildet, mit erwei-
tertem Gesichtskreis in die eigene Geschäftsthätigkeit eintritt,

Dem ist nicht zu erwarten,
daß er in handwerksmäßigen
Schlendrian versinken oder nur
in den ausgesahrenen Geleisen
der „Mode" fahren wird; er
wird selbst den Ehrgeiz haben,
die Beziehungen zu den Ersten
seines Faches, die er hier und
dort angeknüpft, frisch zu er-
halten und selbst unter diese
Ersten zu zählen.

von

. DsslAus'klobrn, reich.

Aufjchannen d. Gobrlin-
Stvff-Tapeten. Der nicht
bedruckte Rand wird aufj einer
Glasplatte mit Lineal und
Messer oder mit einerjj gut
geschliffenen Scheere abge-
schnitten. Zum Aufkleben
ist nur frischer und möglichst
steif aus Roggenmehl berei-
teter Meister zu verwenden.

Die Bahnen sind nur der
Länge nach mit Meister
zu bestreichen, um nach Ab-
schneiden des Saumes Aus-
fasern zu verhüten. Um Ver-
ziehen der Stoffe vorzubeugen,
ist jede einzelne Bahn, sobald
sie mit Meister bestrichen,
ohne Verzug sofort aufzu-
kleben. Beim Aufkleben ver-
meide man unnöthiges Rei-
ben. Die Bahnen müssen
durch leichten Druck der Hand
aneinander geschoben wer-
den. Soll der Stoff ohne
Makulatur aufgeklebt werden, so sind die Wände vorher gehörig
abzureiben und zu leimen. Bei rauhen Wänden ist Makulatur-
Unterlage zu empfehlen, weil sich der frisch bestrichene Stoff auf
glatter Unterlage leichter mit der Hand hin und her schieben läßt.

Verfahren beim Aufspannen: Der zur Befestigung
nöthige Holzrahmen kann sowohl im Verputz, als auf dem
Verputz angebracht werden. Letzteres ist bei noch nicht trockenen
oder feuchten, sowie bei unverputzten Wänden zu empfehlen, damit
der Stoff nicht fest aus der Wand aufliegt. Zunächst wird beim
Aufspannen der Saum der Stoffe mit der Hand fest umgebogen.
Zn dem hierdurch gebildeten Falze werden die Bahnen nach Maß-
gabe der Zeichnung zuerst lose aneinandergereiht und dann mit
der Maschine fest abgenäht. Die auf der Rückseite vorstehenden
Enden reihe man mit weißen Fäden rechts und links auf. —

Abbildung Nummer 8S0. Prrpiep-Tapetq. von I. Zuber L Lie., Rixheim.

m unseren -Illustrationen.

ue Titel-Vignette führt unsere Leser in eine Vorhalle mit oberer
Ziergallerie, die gegen die Decke hin mit einem schweren Stosfbehang
abgeschlossen ist, hinter dem ein sogenannter Hirschweibelleuchter herabhängt.
Das Weibel ist hier aber zu einem modernen Titanen ausgebildet und hebt
sich aus einer reichen Fülle kleiner Embleme hervor, die anzudeuten scheinen,
daß wir uns in einem Künstlerhause befinden, dessen Besitzer in verständniß-
voller nnd sinniger weise an diesem Leuchter die von Festen heimgebrachten
Erinnerungsstücke, Bänder, Karten, Wappen u. dgl. befestigt nnd sich hier-
durch einen wechselvollen, immer frischen Schmuck für denselben schasst.

In den Abbildungen Nr. 8H5 und 8H6 geben wir unseren Lesern einen
Einblick in die Räume des vor zwei Jahren verstorbenen Annstsammlers
Schuldt in Hamburg, der mitten in einem im Uebrigen eng bebauten
Theil der inneren Stadt eine von Ziergärten und Treibhäusern umgebene

Villa besaß. Die Bau-Anlage
stammt aus dem Jahre Z852, ist
von Architekt Neuren projektirt
und in italienischem Renaissancestil
durchgebildet. DerEigenthümerbe-
saß eine der besten Privatgemälde-
sammlungen Hamburgs, deren
einzelne Stücke er zwanglos in
seinen Räumen zu vertheilen liebte,
sodaß dieselben nirgends einen
gallerieartigen Eindruck machten,
sondern jedes Bild seinen beson-
deren Eigenthümlichkeiten gemäß
möglichst günstig zur Geltung ge-
bracht wurde. So sehen wir in
der Ecke des ersteren Salons das
Bild „Diana'sRuhenach derIagd"
von Narcisse Diaz in einein Palmen-
arrangement und umgeben von
kostbaren Vasen aufgestellt. In
dem anderen Salon hängt neben
dem Gfen das entzückende Bild
von Pierre Lointe, ein Mädchen
am Fenster sitzend, über einem
Bronzetisch mit kleiner Iardiniere
und einigen Figürchen. Rechts von
der Thür sehen wir Florant Wil-
lems „vertrauliche Mittheilung",
daneben ein anderes Bild von dem-
selben, auf dein eine Dame ein
paar Hunde füttert, und darunter
stehend ein ganz eigenartig aus-
gebildetes Nipptischche» aus Por-
zellan mit einem Marmorbildwerk.
Die große Thüröffnung gewährt
den Durchblick in den Hauptraum
des Hauses, einen großen Gber-
lichtsaal von s zu 7,75 rv Größe,
in dem wir geradezu die winter-
liche Waldlandschaft von Hermann
Kauffmann erkennen. Auch die
meisten Tische und Sitzmöbel bil-
deten Stücke der Kunstsammlung
und in ihrer Auswahl bevorzugte
der Besitzer mit feinem Geschmack
die leichten und zarten Möbel der französischen Renaissance und des Empirestils.

Wandmalerei im LafL Gaßner in München, Abbildung Nr. 8H7.
Das niedliche Motiv dieses von dem Maler E. Anger entworfenen und aus-
geführten Wandbildes wird unseren Lesern gewiß Freude machen. Das erste
Sprossen der erwachenden Frühlingsnatur hat die Knospen geöffnet und die
vöglein hervorgelockt, die nun dein munteren Pfeifen kleiner Knaben lauschen.
Nur zu bald werden sie selbst die schmelzenden Töne nachahmen lernen,
mittels deren sie sich den Genossinnen ihres Liebesdaseins verständlich machen
und schon nach wenig kurzen Stunden weicht die Blüthenfülle der treibenden
Frucht und nur die Erinnerung vermag den Menschen noch zurückznführen
zu den wonnestunden des glücklichen Frühlings.

Theil.Ansicht von Schränken aus der Kirche Lao. Berrecketto
sril xo, Illnstrations-Beilage I. Der vorliegende von Architekt Karl Spaeth
aufgenommene Schranktheil zeigt links eine Nische mit Weihwasserbecken,
rechts ein Schrankgelaß für Documente und Reliquien. Die völlig architek-
tonisch gegliederte Schrankfront ist mit reichem ornamentalem Schnitzwerk
bedeckt und zeigt die vorzüglichen Verhältnisse der Formgebung der zweiten
 
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