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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Barber, Ida: Zur Hygiene des Schlafzimmers
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Hochegger, R.: Die künstlerische Erziehung der deutschen Jugend, [4]
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Neuartige Glasgemälde
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Waldau, Otto: Der Lampenschirm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0124

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Seite 90.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Juni-Heft.

sie kann im Winter wie im Sommer benutzt werden und trägt
wesentlich dazu bei, einen ruhigen, erquickenden Schlaf zu fördern.

Die zu dem Reformbett verwandte Wäsche ist aus gezwirnten:
Ventilationsstoff oder aus porösem Leinentrikot gefertigt und
erfüllt in Bezug auf Luftdurchlässigkeit, Beförderung der Haut-
ausdünstung alle Anforderungen der
Hygiene. — Wer einmal versucht hat,
in solch einen: mit poröser Wollfütterung
ausgestattetem Bett zu ruhen, wird sich
des Vortheils bewußt, den diese Neue-
rung gewährt. Ohne es zu wissen,
schlief ich das erste Mal in Abbazia in
einem Reformbett; Abends spät ange-
langt, hatte ich kaum Zeit, zu unter-
suchen, welcher Art Watratze, Decke,

Rissen seien; erst als ich früh nach einen:
erquickenden Schlaf erwachte, fing ich an,
zu untersuchen, was denn wohl dieses
Behagen, das man sonst in Hotelbetten
selten findet, hervorgerufen haben könne.

Wan sagte nur auf mein Befragen, daß
das Bett, dessen Ligenart mir jetzt erst
auffiel, nach dem Wüster der Steiner'schen
Reformbetten (Frankenberg in Sachsen)
gefertigt sei. Seit dieser Zeit benutze
ich das Reformbett und finde, daß es
Vortheile gewährt, die die weitgehendste
Beachtung verdienen. Die mit poröser
Schafwolle gefüllten Decken wärmen den
Körper, ohne ihn, wie die Federbetten,
mit überschüssiger Wärme zu umgeben,
sie lassen die Ausdünstung entweichen,
tragen wesentlich dazu bei, daß Nacht-
schweiß, Ueberhitzung, Erkältungsgefahr schwinden, erquickender
Schlaf sich einstellt und das Bett wirklich eine Erholungsstätte wird.

Die kostbarsten Möbel nützen oft nichts, wenn man es nicht
versteht, sie den Anforderungen der Gesundheit entsprechend zu
verwerthen. Dem Schlafzimmer aber, das so oft auch in räum-

licher Beziehung als Stiefkind behandelt, und zu welchem oft
unbegreiflicher Weise der am schwersten zu ventilirende Wohn-
raum benutzt wird, sollte insonderheit weitgehendste Aufmerksamkeit
gezollt werden, denn der Mensch verbringt ein Drittel seiner
Lebenszeit in demselben, und die Art, wie der Körper ruht, trägt

wesentlich dazu bei, ihn gesund und frisch
zu erhalten, in ihm neue Kraft zur
Erfüllung seiner täglichen Obliegenheiten
zu erwecken. —

Mklillttigk rWlllsgkiiiiildk.

D^chon vor längerer Zeit berichteten
verschiedene Fachblätter von einem
genial erfundenen, neuen Verfahren
zur Herstellung von Glasgemälden, das
aus dem Nebereinanderlegen dreier Tafeln
von rothem, blauem und gelbem Keber-
sangglas besteht, wobei die gewünschten
Töne in unendlicher Mannigfaltigkeit von
jeder Stelle durch das ganze oder theil-
weise Wegätzen der einen oder anderen
Farbschicht erzeugt werden. Wir ent-
nehmen den „M. N. N." über dieses
Verfahren jetzt noch Folgendes: „Schon
die ersten Proben, die nach noch ziemlich
unkünstlerischen Vorbildern hergestellt
waren, ließen erkennen, daß hier eine
Erfindung von weittragender Bedeutung
gemacht, daß unter Umständen sogar
ein neues Kunstgebiet erschlossen sei,
eine Kunst der Glasmalerei als Selbst-
zweck, die an ganz andere Aufgaben
herantreten kann, als an die Herstellung bunter Fenster. Die
Firma Turtius L Lie. in München, welche die Patente für das
von Maler Dillmann erfundene Verfahren besitzt, hat nun die
neue Technik auch an rein künstlerischen Aufgaben erprobt, und
es zeigt sich, daß damit Wirkungen zu erreichen sind, die sich

Abbildung Nr. 9-^7. Lenster-Draperie.

je lrünstlknsche

rziehung der deutschen


kunft unseres Volkes überhaupt am Herzen liegt, vertiefe sich
in den Znhalt jener Schriften und trachte, ausgemuntert durch sie,
zu helfen, denn die Noth ist groß und die Gefahr verhängnißvoll.

.H>>.enn wir das Gesagte überblicken, so werden wir betrübten
Herzens gestehen müssen, daß unsere Volkserziehung noch weit
zurück ist hinter dem, was sie auf dem Gebiete der Kunst leisten
sollte. Sie bedarf einer gründlichen Reform, wenn das ersehnte
Zeitalter der Kunst in die Wirklichkeit treten soll. Diese Reform
wird auch eintreten, denn der Wunsch danach hat bereits die
weitesten Kreise ergriffen. Es handelt sich nur darum, daß die
mannigfachen Bestrebungen, welche in diesem Sinne sich erhoben,
Einigung finden. Jüngst hat Konrad Lange, Professor der Kunst-
wissenschaft an der Universität Königsberg, in dem bereits erwähnten
Buche, den Versuch gemacht, einen klaren Ueberblick über alle
diese Bestrebungen zu geben, sie in einen Strom zu leiten und
zugleich die Wege zu weisen, auf denen eine künstlerische Erziehung
unseres Volkes erreicht werden könnte.

Ich war bemüht, die Grundgedanken der anregenden Streit-
schrift Kimbels und des glänzend geschriebenen Lange'schen Buches
im Vorausgehenden kurz darzustellen. Beide decken schonungslos
die Mängel des herrschenden Systems der künstlerischen Erziehung
auf. Möge der Nothrus des Theoretikers — Lange — wie der
Nothruf des Praktikers — Kimbel — nicht ungehört verhallen;
mögen die in beiden Schriften ausgesprochenen Gedanken bahn-
brechend werden für eine gesunde Kunsterziehung unseres Volkes.
Wen: die Zukunft der Kunstbildung in Deutschland, ja die Zu-

Mampenschirm.

von Btto Waldau, Paris.

MLor ca. einem Jahrzehnt wurde die Mode, seine Lampe durch
einen zierlichen Schirm zu verschönen, vollständig als eine
abgethane betrachtet und nur ihrer Nützlichkeit wegen erhielten sie
sich für die bescheidene Tisch- oder Studirlampe einigermaßen in
Gunst. Seit aber in fast allen Kreisen der Gesellschaft das Be-
streben erwacht ist, sein heim zu schmücken, es „künstlerisch" zu
dekoriren, ist der Lampenschirm nicht nur wieder in Aufnahme
gekommen, nein, er hat wohl noch nie die Bedeutung besessen,
wie es heutzutage der Fall ist. Daß dieses ein Vortheil sei, kann
man aber kaum behaupten, denn der Lampenschirm hat dadurch
seine eigentliche Bestimmung in den meisten Fällen ganz eingebüßt,
d. h. er ist nicht nur kein Lichtschirmer mehr, nein, er erfüllt auch
die Nebenbestimmung nicht, eine wirklich künstlerisch dekorative
Wirkung hervorzurufen. Unter den: Schilde „künstlerisch" werden
ja alle möglichen Sünden gegen den guten Geschmack begangen,
das Wort wird gerade dort am meisten angewendet, wo es die
geringste Berechtigung hat, arglose Hausfrauen lassen sich verführen,
Gegenstände anzuschaffen, die ihnen durchaus nicht gefallen, weil
ihnen vorgespiegelt wird, dieselben müßten in Folge der künstle-
 
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