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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Schliepmann, Hans: Für eine Deutsche Ausstellung
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Dankwardt, L.: Ausstellung des Vereins "Bienenkorb", [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0041

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Februar-Heft.

Nur da, wo Kunst und Kunstgewerbe blühen,
herrscht Wohlstand!

Wöge daher baldigst der allgemeine Ruf nach einer „großen
nationalen Ausstellung" fo laut werden, daß statt des be-
kannten Wettbewerbes aller staatlichen Körperschaften, dergleichen
Ninge von sich abzuschieben, eine überraschende Einhelligkeit
in dem streben eintritt, dem schwer ringenden tüchtigen
^-heile unserer Industrie durch eine solche Veranstaltung
Nach Kräften auszuhelsen und dem deutschen Volke Gelegenheit
Zu einer Nachprüfung der Erfolge im fernen Lhicago zu geben!

Wusstellung des Vereins „Waenenkvrd".

von L. Dankwardt.

Diese vom 20. bis 25. November v. Is. in den Räumen von
Münchow H Ascher, Berlin, Leipzigerstraße stattgehabte Ausstellung

Seite 2Z.

vertreten, auch in der Güte ließ diese Dilettantenarbeit x>Lr ex-
Lelkence wenig zu wünschen übrig. Besonders in Berlin ist sie
unter dem Einfluß von Frau Llara Roth zu beachtenswerther
Vollendung entwickelt worden und wird immer Erfreuliches bieten,
wenn auch das Kunstgewerbe im eigentlichen Sinne sich nicht mit
ihr befreundet. Line Ueberfülle von Brandstiftarbeiten zeigte sehr-
mangelhaftes Verständniß für Wand-Dekorationen im Verhältniß
zur architektonischen Wirkung. Große und kleine Sprüche und
Wandbilder waren in Unzahl vorhanden. Nur sehr wenige zeigten
auch nur eine Ahnung davon, daß ein solches Dekorationsstück
nie und nirgends als selbständiges Kunstwerk auftreten darf, sondern
sich immer in die Täfelung oder Feldertheilung der Wand ein-
stigen muß. Die beliebten Klapptischchen für den Fünsuhrthee
spielten eine hervorragende Rolle. Liner mit Fayenceplatten in
Delfter Manier verdient seiner praktischen Einrichtung, seiner
geschmackvollen Ausführung und seines billigen Preises wegen

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Abbildung Nummer 870. Plafond und Gruudrih zu dem Wohn- und Speisezimmer. Lntw. u. ausg. v. m. Aimbel, Breslau.

gewährte einen Einblick in den gegenwärtigen Stand der deutschen
Dilettantenarbeit auf kunstgewerblichem Gebiete. Der Verein
erstreckt sich bekanntlich über eine ganze Anzahl deutscher Städte,
welche jede einen Schwarm von Vereinsmitgliedern stellen, wobei
bas Mitglied einen Beitrag von H Mark jährlich zahlt. Verkaufs-
stellen für die kunstgewerblichen Arbeiten werden überall errichtet
und die erste Hauptmesse hat eben jetzt in Berlin stattgefunden.
Es wurden vorwiegend Gegenstände der Innen-Dekoration zum
Verkauf ausgeboten. Leider entsprach die Ausstellung den be-
rechtigten Erwartungen insofern durchaus nicht, als sich nirgends
eine Spur von einem originellen Gedanken entdecken ließ, der viel-
leicht in der Hand der Künstler und Sachverständigen zum Besten
der Allgemeinheit auszubeuten wäre. Es bewegte sich Alles mehr
oder weniger in der Schablone und die Unabhängigkeit von der
herrschenden Mode, oder besser die mangelhafte Berücksichtigung
derselben, machte ihren Einfluß nur zu Nngunsten der Feilbietenden
geltend. Der Menge nach waren Kerbschnittarbeiten am stärksten

(20 Mk.) erwähnt zu werden. Groß war die Zahl der bemalten
(Ofenschirme — alles durchaus naturalistische Blumenstücke, denen
aber die (Originalität in Komposition und Stimmung abging.
So sehr ein Ofenschirm an und für sich für die Anbringung eines
naturalistischen Stückes oder eines in sich abgeschlossenen Bildes
geeignet sein mag, so wenig gestattet er, für seine Ausstattung
Blumen zu verwenden, deren Größe durchaus nicht im Verhältniß
zu den Abmessungen des Schirmes steht. Ebenso gab es Fächer,
die dem augenblicklich noch herrschenden Rokokogeschmack mit
Putten und kleinen Blumen durchaus nicht entsprechen. Sie ver-
riethen auch wiederum nicht genug Erfindungsgabe und Sinn für
Raumvertheilung, um aus Rücksicht für ihren inneren Werth ge-
kauft zu werden. Derartige Arbeiten sind außer Stande, mit den
Leistungen des geschäftlichen Betriebes in Wettbewerb zu treten
und verderben den Geschmack des Publikums mehr, als schlechte
Fabrikarbeit, weil die Achtung vor dem Handgeschaffenen noch
nicht erloschen ist und auch nicht erlöschen wird. (Schluß im 2, B->g-n.)
 
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