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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Schulze, Otto: Farbige Möbel
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Polirte Metallgegenstände reinigt man [...]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0200

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5eite !(50.

Gktober-^eft.

wir wieder wie früher uns herablassen würden, mit ihnen direkt zn verkehren,
wenn wir es wieder lernen könnten, eigene wünsche und Bedürfnisse durch
Aufträge zu forinuliren, um so der Dutzendwaare des Möbelschwindels
entgegen zu arbeiten. Mir müssen uns selbst etwas Arbeit an unseren
Möbeln aussparen, die zu leisten uns uni so leichter fallen wird, als die von
so vielen aus unserer Mitte gepflegten Techniken, wie Malerei, Holzbrand,
Flach- und Kerbschnitzerei hier ein so überaus dankbares Arbeitsfeld finden
würden. Wenn der Liebhaberkünstler sich nicht nach dieser Richtung hin
ernstere Aufgaben stellt, die ein wesentlich erhöhtes Rönnen fordern, so wird
er niemals aus dein Spielenden der Nippessachen, Manddekorationen und
Bildchen herauskom-
men. Ls besteht ein
fortwährendes Suchen
nach geeigneten dekora-
tionsfähigen Flächen,
und doch liegen uns
dieselben so nahe — ich
meine unsere Schrank-
süllungen, Bett- und
Truhenfüllungen,Bord-
bretter, Wandschränke,

Stuhllehnen, dann auch
die Stützen, Pfosten
und Bekrönungen dieser
Möbel, wer sich farbige
Holzeinlagen, Intarsien
u. dergl. aus seinem
Geldbeutel nicht zu
leisten vermag, der be-
gnüge sich mit dem,
was er mit einer Tech-
nik aus eigener Hand
zu schaffen vermag.

Zunächst müssen
natürlich unsere Möbel
die architektonischen
Beiwerke aufgeben zu
Gunsten von Füllung
und Rahmen, zu
Gunsten der Fläche.

Derartig einfache Mö-
bel, extra nach Wunsch
und Bedürfniß gefer-
tigt, werden nicht bil-
liger sein, als ein
Architekturmöbel der
Fabrik, sicher aber be-
nutzbarer, und wenn
vernünftig zusammen-
gebaut auch dauerhafter
als diese. Außerdem
bieten dieselben nun
aber die Möglichkeit
einer individuellen ver-
zierungsweiss, damit
den Anstoß zu einer
ganz persönlich werden-
den Wohnungsausstat-
tuug. wenn wir Alles
zusammeukaufen, was
bleibt uns denn da noch
zu thun übrig? Nichts
ist von unserem Ich in
unserem Heim. Ich
will diesen Faden hier
nicht ins Breite spinnen,
das März-Heft hat uns hinreichend gezeigt, besonders die reizvollen Entwürfe
von Glaser-München, daß man auch ein Möbel, ohne ins Lildmäßige zu
gehen, hochdckorativ schmücken kann. Die Holzbrandmalerei ist so äußerst
dankbar, nicht minder die Holzmalerei (Intarsia-Imitation), Lack- und Gel-
malerei. Es gibt keinen Stil, der nicht auch seinen Möbeln einen großen
Antheil an farbigem Schmuck zugewiesen hätte; dieser Zug geht durch von
der Gothik bis zum Empire, und erst unsere Zeit hat die Begriffe wie
„massiv nußbaum" und „massiv eichen" geschaffen. Schon die Verwendung
verschiedenfarbiger Hölzer, konstruktive Theile dunkel, Füllungen hell, laden
zu farbiger Dekoration ein. Denken wir an Tyroler Gothik, an hessische,
vierländische, friesische und süddeutsche Bauernmöbel, au süddeutsche Jutarsia-
möbel, an französische Boullearbeiten und die Werke bedeutender Ebeuisten,

die Marmor und Halbedelsteine nicht verschmähten, um daraus farbige Ein-
lagen zn fertigen, die ihren Möbeln das Ansehen größerer Freundlichkeit
und Beweglichkeit gaben im Gegensatz zu der eigentlich architektonischen
Lösung des Raunies. Reine Zeit hat die Farbe am Möbel verbannt; das
ganze ^8. Jahrhundert hat sich ihrer zu hochkünstlerischen Leistungen bedient,
und am echt japanischen Möbel spielt neben dem bescheidenen Bronzebeschlag
die Lackmalerei und eingelegte Arbeit der Füllungen unter völliger Vermei-
dung jeglichen plastischen oder gar architektonischen Zicrraths die bedeutendste
Rolle. Dabei ist anerkanntermaßen das japanische Möbel und Geräth trotz
seiner Typenarmnth das praktischste und beste der Welt. — Den Schwerpunkt

der farbigen Dekoration
beim Möbel hatte icch
auf die Füllungen ge-
legt, aber auch den
Lisenen und Stützen,
Friesen und Wangen
kann solche ausreichend
zu Theil werden, wenn
den Funktionen dev
einzelnen Theile ent-
sprechend der Dekor in
bestimmten Grenzen
gehalten wird. Neben
der Malerei nannte ich
Flach- u. Kerbschnitzerei,
welche ich ganz beson-
ders auf die Verzierung
der konstruktiven Theile
verwendet wissen möchte
als Gegensatz zu der
malerischen Wirkung
der Flächen. Es läßt
kaum einen Zweifel
zu, daß ein derartiges
selbständiges Aus-
schmücken unserer Mö-
bel einen Fortschritt
bedeutet, der einschnei-
dend genug ist, eine
Umwälzung unserer
ganzen inneren Deko-
ration herbeizuführen,
vertheilen wir die
Farbe mehr auf Möbel
und Geräth, so muß.
sie nothgedrungen von
der wand weichen, der
sich daun wieder die
Decke und der Fußboden
anzupassen hat. Auch
die Stoff- und Texpich-
dekoration wird etwas
von ihrer Schwerfällig-
keit aufgebeu müssen,
um den durch die Farbe-
leichter und gefälligev
gewordenen Möbeln
mehr Anlehnung zu
bieten. Wir ersehen,
was für neue Gesichts-
punkte uns die beschrie-
bene Umwandlung des
Möbels und Geräths
zu eröffnen vermag.
Ls gibt noch manches
Gebiet, das wir uns
für die persönliche Arbeit im Heim zurück erobern können; machen wir mit
dem Schmücken der Möbel den Anfang, wir werden empfinden, daß wir
auf besten, Wege sind, zu eigener volksthümlicher Ausdrucksweise zu gelangen,
die den, bürgerlichen Heim bisher fehlte.

Pallete Wetallgegenffände reinigt man mit einem Gemisch
aus ; Liter Petroleum und 20 Gramm geschabtem Paraffin, das inan einige
Tage unter öfterem Umschüttelu sich verbinden ließ. Man befeuchtet einen
wollenen Lappen mit der Flüssigkeit (vor Gebrauch stets umzuschütteln!) und
reibt den Gegenstand gut ab; bei veralteten Flecken nimmt man einen Pinsel
und läßt die Flüssigkeit längere Zeit einwirken. Die oxydirenden Wirkungen-
des Petroleums werden durch das Paraffin unschädlich gemacht. —

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Abbildung Nr. Büffel mit bemalten Füllungen. Runstgewerbeschnle Karlsruhe.
 
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