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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Barber, Ida: Zur Hygiene des Schlafzimmers
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0123

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Juni-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Leite 8fl.

zygieire des -Schlafzimmers.

Von j)da Barber.

s ist sonderbar und schier kaum verständlich, daß man
selbst in den luxuriösesten Einrichtungen oft Schlaf-
zimmer sieht, die
allen Anforderungen der

Hygiene hohn sprechen. Die . 1

Betten stehen in einem durch
Draperien und schwere
Portieren verhängten Al-
koven oder sind ganz von
geschlossenen Vorhängen um-
geben, als ob man — wie
dies in heißen Ländern wohl
nöthig — Schutz gegen die
Mosquitos suchen müßte;
nicht genug, daß man die
Luft absperrt, indem man
die Bettgestelle mit aller-
hand Unterbetten, schweren
Polstern, plumeaux, Fuß-
kissen und dergleichen an-
stopft, wie wenn es gälte,

Schutz gegen Sibiriens eisige
Kälte zu suchen. Vergeblich
haben Aerzte und Hygieniker
gegen das Schlafen in Feder-
betten, die in den seltensten
Fällen genügend gesonnt und
gelüstet werden, geeifert; wo
Ausstattungen gemacht wer-
den, spielen die Federbetten
immer noch eine wichtige
Rolle und beanspruchen viel
Geld, ihre Herstellung mit
Stickereien, Spitzen rc. viel
kostbare, einer besseren Sache
würdige Zeit.

Wollte man sich nur
vergegenwärtigen, welche
Summe von gesundheits-
schädlichen Stoffen sich in
den mit Roßhaar oder See-
gras gepolsterten Matratzen,
in den oft Jahrzehnte lang
nicht gereinigten Bettfedern
ansammelt, wie nach über-
standenen Krankheiten alle
diese Gegenstände trotz aller Desinfektion Miasmen und allerhand
Ansteckungsstoff bewahren, man würde endlich von den alten
Polstermöbeln und mit Federn gefüllten Betten Abstand nehmen
und sich mit dein Reformbett befreunden. „Reformbett?" hören
wir Viels ungläubig fragen. „Wohl wieder so ein Schwindel,

'Abbildung Nr. Portieren-Abschluß mit japanischer Grillage.

den Leuten das Geld aus den Taschen zu ziehen?" „Gefehlt,
meine Werthen, diesmal handelt es sich um eine wirklich praktische
Neuerung, die ein Stück Gesundheit repräsentirt und in den
weitesten Kreisen Eingang finden sollte." — Das neue Reformbett
besteht aus einer aus Spiraldrahtgeflecht hergestellten Matratze,

die sich durch eine einfache
Schraubenvorrichtung nach
Körpersorm oder Gewicht
oder nach Gewohnheit oder
Bedürfniß weich oder hart
anspannen läßt. Das Kopf-
ende bewegt sich an einer
Eisenstütze auf- und abwärts,
so daß demselben jede be-
liebige Stellung gegeben
werden kann. Diese Matratze
bietet bei größerer Dauer-
haftigkeit und unübertrof-
fener Behaglichkeit voll-
kommen Schutz gegen Staub-
und Bakterienansammlung
sowie Angeziefer, sie bedarf
keiner dicken Auflagepolster,
ersetzt alle Federkissenbcrge
und gibt dem Rücken eine
gesunde, den Brustkorb nicht
beengende Lage. Auf dieser
Drahtfeder-Matratze liegt
ein aus Leinenzellstoff ge-
gefertigtes, mit Wolle ge-
fülltes Unterbett; es ist dies
die molligste, schmiegsamste
Unterlage, die als gesund-
heitlicher Ersatz für Feder-
betten dient, durch ihre Luft-
durchlässigkeit vor Ueber-
hitzung und Verweichlichung,
durch ihre Waschbarkeit vor
Bakterienbildung und Krank-
heitsübertragung schützt.

Dieser Unterlage ent-
spricht das neue Reform-
kopfkissen. Es ist aus normal-
farbigem Baumwolltrikot
oder grau und roth gestreif-
tem Patent - Leinenzellstoff,
mit Schafwolle durchsteppt
und mit Roßhaar gefüllt
und erfüllt alle Forderungen
gesundheitsdienliches, behagliches
für alle hitzenden Feder-

der ersten pygieniker an ein
Kopfkissen, ist der denkbar beste Ersatz
kiffen, indem es Kongestionen, Kopfschurerzen und Migräne verhütet.

Auch die Leibdecke ist mit sein gekrauster Schafwolle gefüllt,
leicht, schmiegsam, porös, waschbar, dabei mollig und behaglich;
 
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