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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Dankwardt, L.: Majolika als Zimmerschmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0186

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Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

September-kfeft.

Majolika als Mimmerschmuck.

voll L. Dankwardt.

ährend in früheren Jahren Wohlthätigkeitsbazare, weihnachts-
messen und andere Ausstellungen von Liebhaber-Arbeiten mit
Porzellanmalereien überschwemmt zu sein pflegten, tritt diese
Technik neuerdings der sogenannten Majolikamalerei gegenüber
in den Hintergrund. Die Abneigung gegen das Porzellan, die sich für den
Augenblick geltend macht, dürfte auf dem Umstande beruhen, daß man dieses
vorwiegend in grob naturalistischer Manier mit Früchten und Blninenstücken
zu bemalen pflegte. Der Einfluß Japans und die vielfache Verwendung
des flächenhaften Pflanzenornamentes an modernen kunstgewerblichen Gegen-
ständen haben den Sinn für das Dekorative so weit entwickelt, daß man
allmählich auch in breiteren Schichten anfängt einzusehen, wie die Schönheit
der Verzierung eines Gegenstandes auch ohne kubische Vertiefung durch

nächsten stehen diese Farben im Ton den alten Fünfkirchener Arbeiten; mit
dem satten Reichthum der modernen ungarischen Majoliken in stilifirten
Mustern und reicher Vergoldung haben sie durchaus nichts gemein. Sie
wirken kühl und vornehm und bieten eine gute Grundlage zu seinen har-
monischen Arbeiten. Da überall eine dunkle Umrandung erforderlich ist,
tritt die Karakteristik der Zeichnung keineswegs zu sehr in den Hintergrund,
so daß dem kräftigen europäischen Empfinden in dieser Richtung genügt wird.

Eine ganz stattliche Anzahl von Linrichtungsgegenständen ist bereits
in dieser Technik hergestellt und verziert worden. Vbenan steht der Fünf-
Uhr-Theetisch, der häufig mit festhängender Theekanne und Zubehör im
gleichen Muster mit den verschiedenen Platten geliefert wird, die in das
zierliche Gestell eingefügt sind. Gewiß läßt sich gegen diese Art der Ver-
wendung nichts einwenden, außer dem Bedenken, daß die Farben durch die
rauhen unteren Ränder der Tassen usw. bald beschädigt werden dürften, wie
es ja auch beim Porzellan geschieht, soweit dieses nicht Knochenxorzellan mit
tief eingebrannten Farben ist. Die Emailfarbe kann eben nicht so tief ein-

Abbildung Nummer Einfache Küchen - Einrichtung... Grig.-Entwurf von H. Sauermann.

dunkele Schatten und ohne plastische Ausarbeitung aller Formen bestehen
kann. Es dürfte unter Denjenigen, die überhaupt nach künstlerischen Gesetzen
fragen, nur noch wenige geben, denen nicht bekannt wäre, daß das Vrnament
sich der Form des Gegenstandes anzupassen hat und daß mit Früchten und
Blumen in plastischer Form bemalte Gefäße und Schüsseln ein Unding sind,
sobald sie die Flächen des Gegenstandes künstlerisch aufheben. Solche Sinnen-
täuschung widerstrebt dem Wahrheitsdrange der Kunst und dem wissens-
triebe unseres Jahrhunderts.

So ist es denn gekommen, daß man namentlich Prunkteller und Schüsseln,
die zur Verzierung der wände oder von Anrichteschränken usw. dienen sollen,
nicht mehr in der alten weise bemalt. Ls hat sich ein eigener Zweig der
Malerei gebildet, der durchweg mit dem Namen Majolika belegt wird, genau
genommen aber Email heißen sollte. Diese Emailmalerei, die vorwiegend
von der Königlichen Porzellanmanufaktur zu Berlin den Liebhabern zur
Verfügung gestellt wird, arbeitet mit einer ganzen Reihe von Farbentönen,
die der italienischen Majolika so fremd sind wie den maurischen Arbeiten,
den Azulejes und allen anderen orientalischen Fliesen nnd Majoliken. Am

gebrannt werden wie die Glasurfarben der echten Majolika. Unschön ist es,
derartige Tischplatten mit perspektivisch vertieften Landschaften zu bemalen.
Unsere Damen können sich eben immer noch nicht von der Gewohnheit los
machen, jede gegebene Fläche als den geeigneten Platz für eine Bemalung
im Sinne der hohen Kunst oder des Stasfelmalers zu betrachten.

Majolikaplatten als Füllung von Schrankthüren sehen gut aus; ob sie
praktisch sind, mögen Techniker entscheiden. Mir gefiel ein solcher Schrank
aus braun gebeiztem Tannenholz mit Hellen Platten in kühn stilifirten
Blumenentwürfen ganz wesentlich besser als manches bemalte Holzmöbel mit
schwächlich gezeichneten und weichlich gefärbten Blumenverzierungen. — Lin
Gfenschirm aus Majolika im Holzrahmen wird hoffentlich bald seinen Platz
in der Rumpelkammer finden. Man sieht ja auch solche aus Glas (wie
praktisch!!) mit einer Reihe entzückend ausgeführter Vögelchen quer über
den Schirm auf eine Stange nebeneinander gesetzt. „Aber ein Gfenschirm
soll doch immer nur die Wärme mildern, nicht sie abschueiden", sagte ich
einer Bekannten. „Dann wäre ja nnr der gestickte Gfenschirm stilgerecht",
folgerte sie. Aber haben wir daran wirklich nicht genug, meine Damen?
 
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