Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

DOI Artikel:
Dankwardt, L.: Weibliche Handarbeit auf dem Gebiete der Innen-Dekoration
DOI Artikel:
Moderne Baubeschläge
DOI Artikel:
Die Befestigung von Thürdrückern an den Thüren
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0081

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
April-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite 55.

offenbart. Lin solcher Unterricht wäre geeignet, dem Arbeits-
markte manche untüchtige Araft fern zu halten. Die stärkere Ent-
wickelung, welche die geistige Seite des Schaffens dabei erführe,
würde den Hang, sich durch mechanisches Arbeiten die Zeit zu
vertreiben, einschränken. Wir würden die Sphäre des verständniß-
vollen und kauffähigen Publikums vergrößern und gleichzeitig die
Stümper entmuthigen, ihre Waare anzubieten. Denn ein kunst-
gewerblich, nicht nur kunstgeschichtlich geschulter Mensch ist be-
fähigt, einen reinen Genuß an der Arbeit der wirklich befähigten
Arbeiter zu empfinden. Zn der Erkenntniß der Schwierigkeit
solcher Arbeit wird der
Wunsch, selbst zu schaffen,
viel von dem sentimentalen
Reiz verlieren, den er aus
den oberflächlichen Be-
schauer ausübt. Lr wird
sich begnügen, nachzuem-
pfinden und sich in das
Gebotene vertiefen, um sich
davon anzueignen, was ihm
seine geistigen Fähigkeiten
und seine Geldmittel er-
lauben. Mit einem Wort:
man erkenne den geistigen
und materiellen Werth der
Geschmacksbildung der
Frauen und fördere sie
durch Handarbeits - Unter-
richt in dein oben ange-
deuteten Sinne.

Moderne Banlir-
fchtlägtz. Ueber dieses
Thema sprach im Berliner
Uunstgewerbeverein der Zn-
genieur F. Spengler. So
große Fortschritte die Uunst
des Schmiedens in der
letzten Zeit auch gemacht
hat, so hat die künstlerische
und ornamentale Ausge-
staltung der Baubeschläge
doch damit nicht gleichen
Schritt gehalten. Ls wäre
daher wohl an der Zeit,
auch hierin eine Aufbesse-
rung anzustreben, obwohl
dabei nicht unerhebliche
Schwierigkeiten zu über-
winden sind. Die Haupt-
schuld daran trägt die Art
und Weise der Herstellung
unserer modernen Mieths-
häuser, die sich auch auf

die besseren Häuser überträgt. So fordern auch die Behörden
in ihren Submissionen nicht etwas Besseres, sondern bevorzugen
meistens das Billigere. Mannigfaltig sind die Forderungen, die
an unsere modernen Beschläge gestellt werden. Sie sollen sich
harmonisch in die Einrichtung und Ausstattung der Zimmer ein-
reihen, ihre Oberflächenbehandlung muß sich der des Holzwerks
anpassen. Auch auf die technische Ausführung wird Werth gelegt,
denn die Fensterbeschlüsse besonders müssen ihren Dienst jetzt besser
versehen als früher, ebenso achtet man auf die Geräuschlosigkeit
des Ganges der Thüren, auf bequeme Lüftungseinrichtungen und
auf kleine Schlüssel und handliche, leicht sauber zu haltende Griffe.

Wenn wir nun sehen, wie andere Völker diese Forderungen erfüllt
haben, so finden wir, daß sie uns darin bei Weitem voraus sind.
Während die Deutschen meistens Bleche und Bandeisen mit Feile
und Stanze verarbeiten, verwenden andere Nationen vielfach ge-
gossene Metalle bei reichlicher Verwendung von Bronze. Diese
Verschiedenheit des Materials verlangt natürlich auch andere
Werkzeuge. Man findet an solchen fremden Beschlägen keinen
einzigen Feilschnitt, alles wird mit dem Bohrer, dem Fraiser, der
Drehbank, Schleif- oder f)olirscheibe hergestellt. Fragt man nach
den Gründen, weshalb unsere deutschen, ebenfalls der Massen-
fabrikation entsprungenen
Baubeschläge ihr altes
Aussehen behalten haben,
so sind sie einzig und allein
in der Annahme zu finden,
daß sie nicht als Maschinen-
arbeit, sondern als Erzeug-
nisse der Handschlosserei sich
darstellen sollen, und dieser
Umstand wieder mag sich
daher erklären, daß das
Absatzgebiet für besseren
Beschlag bei uns ein ge-
ringeres ist als z. B. in
Amerika. Daß es aber
möglich ist, mit Heran-
ziehung moderner tech-
nischer Hülfsmittel zu der
den heimischen Verhält-
nissen nun einmal mehr
entsprechenden Handarbeit
bessere Beschläge zu erzeu-
gen, dies konnten die von
demVortragenden gezeigten
Muster bezeugen. Sie boten
allerdings insofern kein
vollständiges Bild, als
schmiedeeiserne Beschläge
und solche, welche zu ihrer
Vorführung der Montage
bedürfen, weggelassen wa-

Abbildung Nr. Zos.

Motiv für einen Toilette. - Tisch


im Stil Louis XVI.

Ditz Befestigung
von Thiirdeückeen an
den Elzüevn bildete bis-
her, besonders bei schwa-
chen Thüren, eine leidige
Ualamität, da die horizon-
tale Drückerachse meist zu
wenig Auflage hat und
die Drücker daher schnell
wackelig werden. Diesem
Uebelstande Helsen nun die
von Meskendahl L Ambrock in Radevormwald fabrizirten (H. Vorst
in Hagen patentirten) neuen Thürdrücker in bester Weise ab; die-
selben erreichen eine längere Lagerung der Achse dadurch, daß
auf beiden Seiten der Thüre Hülsen mit Flanschen aufgeschraubt
werden, sodaß diese eine lange Lagerung bilden. Ueber diese werden
verzierte, erhabene Rosetten geschraubt, aus welchen die Hülsen
mit dem vorderen Rande hervorragen. Die Thücdrücker sind innen
im Schlosse durch ein vierkantiges, in beide hineinragendes Stück
verbunden und ruhen mit ihrem cchindrischen Theil in den
Hülsen, sodaß durch die beiderseitige Lagerung eine sehr solide
Befestigung erzielt wird. — («der- T-chn. Ztg-.-Aorresp.)
 
Annotationen