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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Mielke, Robert: Die Holzschnitzerei im Dienste des Möbeltischlers
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Holzfüller
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0195

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Oktober-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Teile fH7.

bildhauerische Leistungen empfehlen. Nach meinem Gefühl hat
der Schöpfer des in Abbildung Nr. f02H dargestellten Schrankes
oder in Abbildung Nr. f03^ und f033 hier den richtigen N)eg
beschritten, indem er nur Dreherarbeiten mit in den Bereich zog.

Bereits in der Ginleitung meines Themas habe ich die
Wichtigkeit des gothischen Stiles für die Beantwortung der auf-
geworfenen Frage betont. Die Möbel dieser Gpoche bleiben nicht
nur für den Mobiliarstil allein von großem Werthe, sondern sie
können auch für die tech-
nische Behandlung von Ein-
zelheiten außerordentlich
fruchtbar werden. Bon dem
Faltenwerk, das am Rhein
und Niederdeutschland eine
ergiebige Technik der Flächen-
behandlung war, kann ich
hier, als nicht inehr un-
mittelbar mit dem Thema
zusammenhängend, absehen;
wohl aber verdient das
Flachrelief Erwähnung, na-
mentlich wenn es sich mit
einen: farbigen Hintergrund
verbindet. Daran hat der
Zeichner des gothischen
Schlafzimmers (Abbildung
Nr. s023) wohl auch ge-
dacht. Dabei bedauere ich
nur, daß er bei seiner selb-
ständigen Auffassung des
Stiles sich nicht von den:

Banne des geschichtlichen
Ornamentes hat los machen
können. Dasselbe läßt sich
überhaupt der modernen
Gothik vorwerfe::. Die
Gothik hatte das Flächen-
ornament nach einer ganz
besonderen Seite hin ausge-
bildet. Indem sie den Grund
Herausschnitt, bildete der
stehen gebliebene in- und
durcheinander geschlungene
Theil ein üppiges Flecht-
werk. In diesem Flechtwerk
(vergl. den Spiegel Abbil-
dung Nr. f05s) liegt sicher
ein ornamentales Motiv,
das noch nicht genügend
ausgebeutet ist. Wenigstens
in maßvoller Anwendung
und unter Loslösung von
den alten gothischenpflanzen-
vorbildern kann es bei dem
immer schärfer hervortre-

hauerei müßte sich allerdings dann in sehr bescheidenen Grenzen
halten; das wäre auch kein Fehler, da sie ja doch immer nur
ein schmückendes Nebenwerk, nie Hauptwerk sein soll.

Es sprechen immer mehr Anzeichen dafür, daß die Aufgabe
des Holzschnitzers von den Gestellen auf die Kastenwerke zurück-
gedrängt wird. Damit erwächst ihm aber die Verpflichtung, auf
diesen: engeren Gebiet, das er noch mit Intarsien, Malereien und
Beschlägen zu theilen haben wird, auch seinerseits aus dem alt-
gewohnten Geleise heraus-
zutreten und vor Allen: nicht
die alte Weisheit zu ver-
gessen: „Nur in der Be-
schränkung zeigt sich erst
der Meister".

"AbbildungNr. ;020. Theil einer Wand-

tenden Verlangen nach regalartigen Schrankmöbeln (Abbildungen
Nr. f027 und f028) eine sehr dankbare Verwerthung finden.
Die eben erwähnten Fantasiemöbel gehören allerdings nicht der
Gothik an; sie sind aber von recht gefälliger Linienwirkung und,
was noch mehr hervorzuheben ist, sie stehen in ihrer Formen-
gebung auf dem Neuland, nach dem unsere gesammte, bessere
Möbelindustrie hinzustreben scheint. Auch die Gothik kann in
einer Weiterbildung wohl zu demselben Ziel gelangen. In den
Abbildungen dieses Heftes (Nr. f02Z, f03s, f033 u. Beilage II)
ist dieser Weg, wenn auch noch zaghaft, beschritten. Die Bild-

Holzfüllrr zum An-
streichen von Poren, Ver-
tiefungen rc. vor dem po-
liren oder Lackiren besteht
aus einer Lösung vonWachs
in Terpentinöl oder aber
aus einer Paste aus gleichen
Theilen Schlemmkreide,
Gips, Bleiglätte, Bimsstein,
die angemacht werden mit
der entsprechenden Menge
Iapanlack, gekochtem Leinöl,
Terpentin und, wenn nöthig,
einem Farbstoffe. Gewöhn-
lich erzeugt man die Misch-
ung aus f Th. Iapanlack,
2TH.gekochtem Leinöl,3TH.
Terpentinöl und nimmt zum
Färben Vandyckbraun oder
Sienna. Die Paste wird
mit einer Bürste aufgetragen
und das Holzstück etwa
zwanzig Minuten ruhig
stehen gelassen, damit sich
die Poren vollsaugen und
die Masse festsetzen können,
worauf man den Ileberfluß
abnimmt. Nach zwei bis
drei Tagen ist die Masse
fest genug, um Politur an-
zunehmen. Man wendet
gewöhnlich als ersten An-
strich besten, sehr Hellen
Kopallack an, und zwar
nimmt man den Anstrich
im warmen Zimmer vor,
weil er in der Kälte an
Glanz verliert, auch der Lack
oder Firniß soll etwas an-

_ ! gewärmt sein, da er dann

einen besonders schönen Glanz erhält. Handelt es sich um Hand-
politur, so muß die Arbeit rasch vollführt werden, und zwar benutzt
man eine in der Wärme hergestellte Lösung von 7^/4 Gramm
Schellack, ?ch4 Gramm Benzoe in 230 Kubikzentimeter Alkohol,
der man nach der Abklärung oder Filtration 7^/4 Gramm reinstes
Mohnöl zusetzt. Man soll thunlichst keinen größeren Flecken als
je etwa f3 Zentimeter im Quadrat in Arbeit nehmen. —-

Vertäfelung, aus Sau Martina, Neapel.

Architekt Aarl Spaeth.

Der Schluß des Feuilletons „Die Frau und die lvohnungs-Ausschmückung"
mußte wegen Raummangels für das nächste kseft zurückgestellt werden.

Die Kchristlritung.
 
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