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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Zimmermann, E.: Das Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in Antwerpen
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Seite s66.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Noveinber-Heft.

^Mas sMunstgewerb^ auf der ^dEausjtelluiig Mutluerpen.

^^W^lVie Weltausstellung in Antwerpen bedeutet in Summa
die bsaux roskss der rrorlä's kair ob Oolumbia.
Was dort nicht verkauft, gestohlen und verbrannt, zer-
trümmert, vergessen oder verloren wurde, und auch schließlich nicht
noch den kleinen Abstecher zur Ausstellung in St. Franzisco wagte,
das ist zum größten Theil nach der Scheldestadt gewandert, um
dort noch einmal ein Auf-
erstehen zu feiern. Wenn
jemals daher eine Welt-
ausstellung auf Vollstän-
digkeit keinen Anspruch
machen durfte, so ist es
diese. Das Wort Welt-
ausstellung ist überhaupt
für eine derartige Veran-
staltung ein viel zu hoher
Name. — Von jeher ist
mit Weltausstellungen das
Schicksal von hoher und
niedriger Runst verknüpft
gewesen. Auf Weltaus-
stellungen wurden große
Rünstler entdeckt, Welt-
ausstellungen bezeichnen die
Etappen der modernen
kunstgewerblichen Entwick-
lung und führten zu neuen
architektonischen Leistun-
gen. Der Antwerpener
Ausstellung kann eine solche
Bedeutung natürlich nicht
zufallen. Immerhin aber
verdient die hier reichlich
ausgestellte Runst eine
große Beachtung.

An dieser Stelle darf
nur von Runstgewerbe die
Rede sein. Dasselbe ist
unverhältnißmäßig stark
vertreten, so daß man nach
dem hier gewonnenen Ein-
druck mindestens die Hälfte
aller technisch produziren-
den Rräfte als in seinem
Dienste stehend annehmen
müßte; ja einzelne Länder,
wie Frankreich, Italien und
Oesterreich haben fast nichts
als kunstgewerbliche Er-
zeugnisse zur Ausstellung
gebracht. Unter diesen
Umständen ist es bedauer-
lich, daß Deutschland, das sonst recht gut und geschickt aus- und
aufgestellt hat, auf diesen: Gebiete fast ganz durch seine Ab-
wesenheit glänzt. Die merkwürdige Folge davon ist, daß hier
sich eine Runstindustrie in den Vordergrund drängt, von der man
zu Hause selber fast gar nichts weiß — die Elfenbeinschnitzerei,
um so mehr, da kein anderes Land damit aufgewartet hat.
M. Reller K Eo., Berlin, hat einige große Schaustücke aus diesem
Materiale ausgestellt, vor Allem den üppigen Rokokoschlitten
Ludwigs von Bayern, L. Haebler in Baden-Baden u. A. einige
kleinere Figurengruppen, die durch ihre wunderbare Technik den

Lügen strafen, der, wie kürzlich geschehen, die Elfenbeinplastif
als eine „verlorene Runst" bezeichnet. Wirkungsvoll ist eine
Rollektiv-Ausstellung Pforzheimer Goldschmiede, frappirend dio
Nachahmung — fast könnte man schon sagen Fälschung, da man
sich alter Stempel bedient -—- alter Gold- und Silbersachen von
S. Rosenau in Bad Rissingen, die namentlich dem matten Ton altev

Silbervergoldung unend-
lich nahe kommen. Dann
noch einige Glasfenster
der Zettler'schen Anstalt
in München und von Binz-
feld in Trier, Intarsia-
Möbel von Loofe in Ham-
burg, Steinzeug von Peter
Gerz I. aus Höhr, Por-
zellan von E. Thieme in
Potschappel-Dresden, so-
wie einige unbedeutende-
Proben der Meißener Ma-
nufaktur im Pavillon des^
norddeutschen Lloyds und
mit der Aufzählung des
deutschen Runstgewerbes-
ist man so ziemlich fertig.
Es gibt ja gewiß auf dieser
Welt Dinge, die, wenn
man sie unternimmt, nichts
nützen, aber es gibt ja.
auch solche, die, wenn man
sie nicht unternimmt^
schaden. Was für diesen
Fall für uns das Rich-
tigere gewesen wäre, das-
wird sich vielleicht erst in
der Zukunft entscheiden.

Für den Augenblick
können wir uns trösten mit
England, dessen Runstge-
werbe sich ebenfalls von
dieser Ausstellung fern ge-
halten hat, obwohl es sich
gerade jetzt als das der
Welt den Ton angebende
Land brüstet. Außer eini-
gen geschmackvollen, echt
englischen Möbeln von
Howard in London, ferner
der getreuen Ropie der
holzgetäfelten Festhalle
Hatfields von Hampton
Sons, ebendort, verdient
nur noch die LrstRzr-nmrs
von Tooth L To. in London Erwähnung, keramische Erzeugnisse
unter dem Einflüsse Japans, wie man sie auch in anderen mit
der Zeit fortschreitenden Ländern findet, von einfacher, derber
Form mit wirkungsvollen farbig geflammten Glasuren, daneben
freilich auch jene wenig glasirten Vasen mit Blumen, die wie
in Gelfarbe mittelst Spachtel an die Wandung geklebt zu sein
scheinen, schon ältere englische Produkte.

Eine besondere Beachtung verdient natürlich Belgien, da
nicht oft eine solche Gesammtübersicht über seine kunstgewerblichen
Leistungen geboten wird. Nur das Wichtigste sei hier genannt^

Jagd-Verhrp in Silber getrieben.

Abbildung Nr. ;o-^.
 
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