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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Schliepmann, Hans: Zwei Hauptmotive amerikanischer Innen-Dekoration
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Neue Farben zum Bemalen von Fenstern
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Kramlinger, Hans: XI. Wiener Möbelindustrie-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0159

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August-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite ff7.


Abbildung Nr. 98H. Siehe erläuternden Text.

wird bei der Bewegung des Borhanges kein Bild zerstört, sondern
nur eine Linie verschoben.

Unsere Beispiele zeigen zugleich, daß eine Verbindung von
Schnur-Vorhängen mit solchen aus Stoffen dichten Gefüges und
anderer Farbe ganz außerordentlich behaglich und reich wirken
kann; sie lassen zugleich ahnen, daß auf diesem Gebiete der
Erfindung noch reicher Platz gelassen ist.

Verschwiegen soll jedoch am Schluß unserer Betrachtung
nicht werden, daß beide Motive eine Voraussetzung haben, die
bei uns etwas im gesundheitlichen Komfort Zurückgebliebenen
nicht so zutrifft, wie in allen
einigermaßen wohlhabenden Pri-
vathäusern Amerikas: die gleich-
mäßige Erwärmung aller durch
Gitter- und Schnurwerk abge-
trennten Räume. Zwar ist ja
der einseitige Abschluß durch
Spiegelscheiben als Auskunfts-
mittel denkbar, aber das auch
durch das Ghr vermittelte Gefühl
weiträumiger Behaglichkeit ginge
dabei verloren. Eine Zentral-
heizung ist also eigentlich Vorbedingung. Die sollte freilich nicht
erst aus ästhetischen, sondern allen möglichen sonstigen Gründen
endlich alle anderen Heizvorrichtungen verdrängen, bis — ja, bis
vielleicht die Gasheizung sich doch als die wirkliche Heizung der
Zukunft erweist! Zn beiden Fällen wird die Wärmequelle wegen
ihrer sehr herabgeminderten Feuersgefahr ebenfalls noch der
mannigfachsten ästhetischen Ausbildung fähig sein, und daß hierbei
auch das Holzgitterwerk eine Rolle zu spielen berufen ist, hat
ebenfalls eine unserer Beilagen
bereits bewiesen. An Zukunft
dürfte es sonach unseren „im-
portirten Nouveautös", um die
Schlußanpreisung möglichst kauf-
männisch erschütternd zu fassen,
nicht fehlen!

Abbildung Nr. 995. Siehe erläuternden Text.

Abbildung Nr. 98b.

Neue Farben zmn Be-
malen von Fenstern. Die

811ioins-6llu88 Oolor Oompau^

in London hat eine neue Farbenart erfunden, welche unter dem
Namen Silicine-Farben in den Handel gelangt sind. Da die echte
Glasmalerei so erhebliche technische Schwierigkeiten bietet, daß
nur der Fachmann auf diesem Gebiet mit Erfolg arbeiten kann,
ist dem Liebhaberkünstler diese edle Technik so ziemlich gänzlich
verschlossen. Aus diesem Grunde ist es für Dilettanten sehr
erfreulich, daß die Londoner Firma in den obengenannten Farben
ein Wittel bietet zu einer Imitation der Glasmalerei. Die Farben
sind von wundervoller Leuchtkraft und in der Wirkung der echten
Glasmalerei vollkommen ähnlich. Da auch die Preise ziemlich mäßig
sind, so verspricht diese technische Neuheit einen guten Erfolg. —

XI. ^Wiener Möbelindustrie-Nusstellung.

Wien, im Mai

sie diesjährige Wiener Möbelindustrie-Ausstellung ist die elfte,
welche vom „Tlub der Industriellen für Wohnungseinrich-
tung" in der k. k. Gartenbaugefellfchaft veranstaltet wird. Nach
langjähriger Pause, verursacht durch den Mißerfolg, den das
„Herrenhaus" in der Jubiläums-Ausstellung s889 erzielte, sah
sich der Klub wieder veranlaßt, eine Ausstellung zu veranstalten.

Die Mißerfolge f889 waren kei-
neswegs verursacht durch schlechte
Ausstellungsobjekte, sondern im
Gegentheil durch einerseits zu
theure, für das große Publikum
unzugängliche Interieurs, ander-
seits durch die enormen Rosten
und die drückenden Bestimmungen,
welche den Ausstellern vom Ko-
mitee der Iubiläums-Ausstellung
aufgebürdet wurden. — Nun ist
den Erzeugern klar geworden,
daß es ein großer Fehler sei, nur sehr reiche und deshalb kost-
spielige Interieurs auszustellen; man ist überzeugt, daß, wenn
man einfachere, billigere, für das bürgerliche Bedürfniß zweck-
dienliche, dabei aber auch gute Zimmer ausstelle, sofort die Rauf-
lust des Publikums geweckt werde. Der Zweck der vom Rlub
veranstalteten Ausstellungen soll ja sein, die im Einzelnen schwachen
Produzenten zu vereinigen, um im größeren Stile jenen Ronnex
mit den Konsumenten herzustellen, welchen im Kleinen jeder Ge-
schäftsmann direkt oder für ihn
der Händler (der Gott-sei-bei-uns
der Geschäftsleute) durch große
Auslage- und Schaufenster rc. an-
strebt. Gewiß zeigte die Herren-
haus-Ausstellung s88ß den hohen
Grad der Vollkommenheit, den
das hiesige Runstgewerbe erreicht
hat — aber verkauft haben die
wenigsten Aussteller, und damit
war der eigentliche Zweck der
Ausstellung vereitelt, denn man kann noch so ideal

über die Ziele einer Ausstellung denken, der Haupt-
zweck bleibt immer der — zu verkaufen. Das Prinzip

also, welches der heurigen Ausstellung ihren spezifischen Rarakter
ausdrückt, ist, dem gut bürgerlichen Stande angemessene Wohnungs-
einrichtungen zu bringen und siehe da — es hat sich glänzend
bewährt; die Konsumenten sind von dem Gebotenen überaus
befriedigt. Zugleich wurde aber auch das für unser Gewerbe so
ominöse Schlagwort: „Billig, aber schlecht", gänzlich uä ub>8uräu.m
geführt; dies bedeutet jedenfalls einen großen Erfolg unseres
Kunstgewerbes. — Was das Aeußerliche der Ausstellung anbe-
 
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