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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Seite Y2.


Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Juni-Heft.

u unseren bHllustrativnen.

textilen Dekoration, der Kunst des Dekoratörs und Tapeziers ist
dieses Heft in erster Linie gewidmet, und unsere Anfangs-Vignette
zeigt uns ein reizvolles Arrangement, in welchem Natur, Kunstgewerbe und
Kunst durch die geschickte Hand des Dekoratörs innigste Verschmelzung gefunden
haben. So klein die Abbildung, gibt sie uns doch reiche Möglichkeiten an
die Hand, bevorzugte Zimmerpunkte mit sonst verzettelten und verstreut
wirkungslos er-
scheinenden Einzel-
heiten mittelpunkt-
bildend hervorzu-
heben. Lin eigen-
artiges dekoratives
Moment erblicken
wir in einer ganzen
Anzahl unserer
Abbildungen: das
Grillage-Werk,
welches theils aus
Latten und Stäb-
chen, theils ans
Schnürungen ge-
bildet, schon in den
französischen Gär-
ten der Barock-
undRokokoperiode,
aber auch bei uns
zu jener Zeit
reichste verwen-
düng für Lauben,

Veranden, Hecken-
spalieren und der-
gleichen gefunden
hat. Aus Lhina
und Japan stam-
mend, ist das Gril-
lage-Werk zu einer
beliebten Dekora-
tionsweise bei In-
nen - Dekorationen
an Thüren und
Fenstern geworden,

(in neuerer Zeit
und zwar in her-
vorragender lveise
ganz besonders in
Amerika ange-
wandt, worüber
unser August-Heft
— als Sonder-Heft
sürGrillworks und
bezügliche Inte-
rieurs —noch aus-
führlich berichten
wird), wenn auch
seine ursprüngliche
Aufgabe als Thür-
verschluß bei uns
nicht in der Form
der einfach, aus
vertikal hängenden
Binsen-, Strohsei-
len,geknoteten oder
Perlschnüren ge-
bildeten Grillagen

als Zweckverschluß erfüllt wird. Die Grillagen der letzteren Art bieten Lust
und Licht bequemen Durchlaß, sind aber trotzdem Abwehr für indiskrete
Blicke und gewähren dem Passanten nicht das geringste Hinderniß beim Lin-
oder Austritt; an jeder Stelle leicht theilbar, haben sie den vortheil der
sofortigen selbstthätigen Schließung. Lin derartiges Beispiel bietet.uns Ab-
bildung Nr. q-Z6, Portieren - Abschluß mit japanischer Grillage.
Schnürung und Gitterwerk sind rein dekorativ in den beiden gefälligen und
vornehmen Fenster-Draperien der Abbildungen Nr. 9Z8 und yöy, sowie
in dem geschickten Passementerie-Werk des Thür-Abschlusses der Abbildung
Nr. yqg vertreten. — Einige vollendete Stoff-Dekorationen bietet uns L. phrygio,
dessen gereiftes, vielseitiges Können selbst mit bescheidenen Mitteln sehr effekt-

volle Wirkungen durch graziöse, leichte Raffungen und Ueberschläge bei Ver-
meidung von Stoffhäufungen erzielt. Aeußerst gefällig wirkt seine große
Dekorationsstudie mit den mannigfaltigen Linzelarrangements an Durchgang
und Fenster, Bild und Klavier, Büste, Hocker und Paravent. Sein großes
französisches Prunkbett mit Himmel im Stil Louis XVI., wie auch der
Toilette-Tisch mit seiner duftigen, schmeichelnden Behang-und Baldachin-
Dekoration verrathen die weiche Hand und das an leichtflüssige Linien ge-
wöhnte Auge eines erfahrungsreichen Dekoratörs. Geradezu imposant und
fesselnd ist das mächtige raumöffnende englische Interieur in Abbildung

Nr. y-zo. Eine
große Halle mit
Holzdecke u. (Ober-
licht, Galleriever-
kleidung, Holztäfe-
lung, reichem Tex-
pichbelag und er-
schöpfender Modi-
liar - Ausstattung,
Dekorationsauf-
wendung an kera-
mischen (Objekten
und Blumen resx.
Gewächsen verräth
noch das wohn-
liche im Heim. Die
Bevorzugung des
Holzes an Wand
und Decke findet
ja nur in nordischen
Wohnungen ihre
eigentliche Recht-
fertigung, und wir
müssen zunächst
England das große
Verdienst einräu-
men, das Holz für
derartige Zwecke
karakteristisch und
stilistisch am besten
verarbeitet zu ha-
ben. — Abbildung
Nr. y-zs, eine
Schlafzimmer-
Dekoration aus
dem Ludwigsbur-
ger Schlosse (würt-
temberg) schon dem
Ausgange des (8.
Jahrhunderts an-
gehörend , ausge-
nommen von un-
serem Mitarbeiter
w. Zaiser, Stutt-
gart, entspricht zur
Zeit ganz beson-
ders unseren An-
sprüchen, die wir
an Draperien stel-
len. Ileberhaupt
yach der Gesammt-
strömung zu ur-
theilen, wird im-
mer noch das
zs. Jahrhundert
auf Jahre hinaus
die befriedigendste
Ausbeute für un-
sere Stilsuche bilden. Das bestätigen uns ferner die beiden von der Firma
Fr. wilh. Rottmann, Köln, ausgeführten Stosf-Draperien, welche in den
Abbildungen Nr. Y-Z7 und 9-Z8 wicdergegeben sind, nicht minder aber auch
die drei reizvollen und eleganten Sitzmöbel des bewährten Meisters Martin
Kimbel, Breslau, Abbildung Nr. g52—9S-Z, die uns den Beweis liefern,
daß Kimbel in den Stileigenthümlichkeiten von fünf Jahrhunderten nach
seinen bisher gelieferten Beiträgen gleich trefflich Bescheid weiß.

Seinen eigenen, persönlichen Stil hat Direktor Professor H. Götz, der
neben seinen zahllosen geistreichen Arbeiten und Entwürfen für das Kunst-
gewerbe auch noch Kraft und Ideen gefunden hat, sich der großen Raum-
und Festdekoration monumentalen Stils zu widmen, und, wie unsere Abbildung
 
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