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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Mielke, Robert: Die Holzschnitzerei im Dienste des Möbeltischlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0193

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ZU beziehen nur durch den Buchhandel,
ssreis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Vesterr.-Ungarn u. das gesammte Ausland Mk. 5.50.

Sämmtliche mit * versehenen Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.

Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Knlturstaaken. -Wrx
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: .Eduard Schmidt» Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

V. Iahrg. 1894.

-U Leipzig Darmstadt Wien.

Oktober-Heft.

Selbstverständliche so häufig übersieht und zu den wunderlichsten
Anschauungen gelangt. Fast könnte es scheinen, als wäre ein
jedes Theoretisiren aus diesem Gebiete nutzlos und nur die „Thal"
allein berufen, eine, wenn auch langsame Umkehr anzubahnen.
So bin ich mir auch klar darüber, daß diese Worte verhallen wie
so viele, die Berufenere gesagt haben; nur die Thaten, die mir
in dem Illustrations,naterial dieses Heftes zum Theil vorliegen,
werden hoffentlich nicht ganz spurlos vorübergehen.

In der Geschichte des Geschmackes bedeutet der Ueberfluß
immer jene finstere Gewalt, welche dämonartig das frische, auf-
strebende Leben zu verschlingen droht. Wo auch immer das erste
Bedürfniß des kunstverlangenden Menschen befriedigt war, erstand
ihn, schon im Hintergrund jener Geist, um seine rauhe Herrschafts-
hand nach dem jungen Gebiete auszustrecken, und je besser der
Mensch das Material zu bewältigen verstand, um so maßloser
war er in der Anwendung seines Aönnens. Davon zeugen alle
technischen Aünste, am n,eisten jedoch die auf plastische Wirkung
berechneten. Mehr noch als andere Gegenstände bietet das Möbel
der Schnitzerei ein Feld, auf dem sie sich über Gebühr austummeln
kann und — leider — auch thut. Auch hier steht uns die Re-
naissance als ein warnendes Beispiel vor Augen; auch sie hat
trotz ihrer sonstigen künstlerischen Vollkommenheit durch ihre
schwellende Formenfülle des Guten oft mehr als genug gethan.
Nur mit der größten Zurückhaltung wird der Möbeltischler ihre
Vorbilder verwerthen dürfen, immer eingedenk, daß unsere Zeit
nach Bedürfniß und ästhetischer Aufnahmefähigkeit eine wesentlich
andere geworden ist, die im Allgemeinen sehr empfindlich ist gegen
Ueberfülle, weil diese langweilt. An dem Zurückweichen dieses
in Deutschland doch heimathberechtigten Stiles hat der wucherische
Raubbau an ihren bildhauerischen Möbelformen den größten An-
theil. — Den antiken Stilen wird man in dieser Beziehung keinen

"Molzfchnitzerei im ^Mienstp
des

- Vet-Pult. Aufgen. v. 2). Rammelmeyer.

von Robert Mielke.

M^oweit sind wir nun dank unserer
unersättlichen Aufnahmefähigkeit
gekommen, daß die Möbelindustrie
kaum noch berührt wird, wenn man
das echte Material durch ein Surrogat,
z.B. durch die gepreßten Holzornamente,
und die Handarbeit durch die Thätig-
keit der Maschine ersetzt. Beide können
den Frevel, den man mit der für den
Möbelstil so wich-
tigen Bildhauerei
treibt, kam,, noch
steigern. Auch dann
wird man mit der-
selben Gewissenlosig-
keit Flächen und
Ausladungen mit
„schönen (Ornamen-
ten" überkleistern, wie
man es bis jetzt mit
echtem Material zu
thun gewohnt ist. Da-
rin hat der Deutsche
eine ganz merkwür-
dige Voreingenom-
menheit, daß er das
 
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