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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Moderne Möbelstoffe und Salons
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Ueber Mittel zum Nachweis von Arsenik in Tapeten und Stoffen
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Walsch, Ignatz: Harmonie von Stoffen und Möbeln im modernen bürgerlichen Zimmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0071

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März-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

werden oder umgekehrt; das kann, wenn die Farben nicht differiren, an-
standslos geschehen, ohne Neuanschaffung zu bedingen.

Der italienische Geschmack bevorzugt in letzter Zeit Möbel von schwarzem
Atlas eventuell Rips; der anscheinend dunkle Bezug erhält durch bunt gestickte
Milieux, die im Fond der Lehne, der Sessel und Sitzflächen angebracht werden,
ein sehr lebhaftes Kolorit. Diese Mittelstiicke sind theils in xetit-xoirtt
gestickt, theils gobelinartig gewebt und werden in diesem Falle auf dem
Grundstoff applizirt. Sehr effektvoll sind auch — namentlich für Boudoir-
oder Schlafzimmer. Einrichtungen — Polstermöbcl von Hellen inillklenrs-
Stoffen mit dunklem Sammtstreif längs
der Ränder bordirt.

Für Vorhänge kommt viel Leinen-
Plüsch in Verwendung. Die von einer
schlesischen Firma eingeführten farbeechteu
Silesia-Gewebe, breite, in der Farben-
wirkung den besten Seiden-Plüschen glcich-
werthige Stoffe werden jetzt selbst zu den
elegantesten Einrichtungen verwendet;
sie sind dauerhafter als alle Moll- und
Seiden-Plüscheund dürften, ihrer Solidität
nach zu urtheilen, auch die aus Seide
und Molle gewebten, aber meistentheils
sehr unpraktischen Modestoffe überdauern.

Fautasiestoffe im Moll- wie Seiden-Geure
werden gern mit Leinen-Plüsch garuirt
und erzielen dann eine ungleich bessere
Mirkung. Die jetzt beliebten Moll-Btto-
mans, Moll-LrLpes, die LKunZeuLt-
artig gemusterten Rips-Gewebe bean-
spruchen eine Zusammenstellung mit
persischen Geweben, die in Form von
Behängen oder mit Poupons gemusterte
Volants dem Ganzen sehr zum vortheil
gereichen. Die neu eingeführten Gewebe,
wie Velours-Noblesse, Velours-Brillan-
tine, Velours-Titian, sieht man viel mit
Atlas garnirt. Die Farbenwirkung ist
meist auf elektrisches Licht gestimmt; man
thut gut, die modernen Stoffe dahin zu
prüfen, ob sie bei Tages-, bei Gas- oder
elektrischem Licht zur Geltung kommen
sollen, denn Gewebe, die am Tage die
effektvollsten sind, bewähren sich oft bei
Glühlicht in keiner Meise.

Möbelstoffe in Renaissance-, Rokoko-,
altdeutschem Stil sind meist in neutralen
Farben gehalten, da man zur Zeit als
diese Stilarten entstanden, noch nichts
von elektrischem Licht wußte. Sehr beliebt
für Polstermöbel, die bei Glühlicht Effekt
machen sollen, sind die Nuancen: Moos-
grün, Altrosa, Blaßblau und Ame,

Bronze und Purpurblau, Lhandron und
Braun. — Als höchste Eleganz gelten
weiße Sammt-Möbel mit gestickten inill-
klenis-Bordüren geziert. M B.

Ueber Mittel zum Nachweis von
Arsenik in Tapeten und Staffen
lesen wir in der „Magd. Z." das Fol-
gende: wenn auch durch Reichsgesetz die
Anwendung arseuikhaltiger Farben zu
Tapeten, Teppichen, Stoffen rc. streng
verboten ist, so kann doch schließlich ein-
mal auch eine Uebertretung Vorkommen.

Um nun ganz sicher zu gehen, genügt
folgende Untersuchung auf Arsenik. Man
schabt von der zu untersuchenden Farbe
mit dem Messer ein wenig ab und hält die Messerspitze mit der abgeschabten
Farbe ins Feuer; entsteht ein Knoblauchsgeruch, so kann man aunehmen,
daß die Farbe Arsenik enthält. Gder man zündet ein Stück des zu unter-
suchenden Stoffes oder Papiers au und läßt den sich entwickelnden Rauch aus
eine sauber geputzte kalte Porzellanfläche gehen; enthält der Gegenstand Arsenik,
so wird sich auf dem Porzellan ein spiegelnder Niederschlag, der sog. Arsenik-
spiegel, bilden. Eine dritte Probe besteht darin, daß man durch Uebergießen
mit Salmiakgeist ein wenig von der Farbe löst nnd in das Gefäß, welches
die Lösung enthält, ein Stückchen Höllenstein legt; enthält die Lösung Arsenik,
so bildet sich um den Höllenstein ein gelber Streifen. —

"Marnwinh voll -Mloffen und "dübeln

im modernen bürgerlichen Knnner.

von Ignaz Malsch.

s^^sie Dame, welche wünscht, daß ihre Kleidung in jeder Hinsicht „akia"
Ws sei, wird bei der Auswahl ihrer Garderobe stets darauf achten, daß
das, was sie trägt, nicht allein modern ist, sondern auch in Schnitt und
Farbe für ihre Figur und ihren Teint paßt. Die schlanke Figur verlangt

eine andere Fagon als die untersetzte,
der Helle Teint andere Farben als der
dunkele. Das Kostüm nimmt, kurz ge-
sagt, Rücksicht auf die Individualität
der Trägerin und erscheint desto unge-
zwungener, natürlicher, je weitergehend
diese Rücksicht genommen wurde.

Auch die moderne Innen-Einrich-
tung hat ein solches Kleid — den Stoff,
mit welchem die Polstermöbel bezogen,
Thüreu, Fenster und wände geschmückt
sind, und die dazu dienen sollen, die
Reize des Mobiliars zu heben und zu
erhöhen. Aber wie wenig wird oft das
Mobiliar dabei beachtet. Die Stoffe
werden häufig ohne Rücksicht auf Form,
Farbe und Struktur der Holzmöbel ge-
wählt, oft selbst ohne Rücksicht auf die
Bestimmung der Zimmer, und ergeben
dann jene Räume, die zwar reich, aber
ungemüthlich wirken und eher einein
Möbelmagazin als einer behaglichen
Mahnung gleichen.

Stoff und Möbel müssen sich gegen-
seitig unterstützen, keiner darf dem an-
deren fremd sein. Ls müssen deshalb
nicht nur die Stoffe unter einander zu-
gepaßt werden, sondern auch der Stoff
zur Farbe der Möbel. Es ist natürlich,
daß Helles italienisches Nußbaumholz
oder Helles Ahoruholz eine andere Farbe
beansprucht, als dunkeles amerikanisches
Nußbaumholz und Palisander oder gar
schwarze Hölzer. Die Schattirung soll
bei der Holzfarbe und Stofffarbe an-
nähernd gleich sein, bei Hellem Holz muß
der Stoff etwas duukeler, bei duukelem
Holz eine Nuance Heller gewählt werden
als das Holz. Sehr gute Zusammen-
stellungen ergibt dunkelbraunes Holz mit
oliv, kupfer, van Dyck-braun, Helles Holz
mit reseda, fraise, heliotrope. Scharfe
Farben sind ja heute in Deutschland ganz
außer Mode. Mau hat daher das Zu-
passen von Zwischeutönen ganz in der
Gemalt. — Gemusterter Stoff wird ge-
wöhnlich mit einfarbigem eingefaßt. Da
diese Einfassung unmittelbar au das
Holz stößt, gilt hier das Gesagte ganz
besonders. Natürlich müssen Einfassung
und Bezug gleichfalls harmouiren. Man
entnimm! die Farbe der Einfassung am
sichersten den Farben des Bezuges, weil
sich hier sofort der Ton finden läßt,
welcher zum Fond des Stoffes gut paßt,
und sich gleichzeitig mit der Holzfarbe
verträgt. Zu einer fremden Farbe soll
erst daun gegriffen werden, wenn von
den Farben des Bezuges keine diesen
beiden Anforderungen entspricht. Die innige Verschmelzung der Farben ge-
schieht durch die Posamenten, in denen sämmtliche Stofffarben enthalten
sein müssen.

Bestehen die Bodenfrauseu ans Unterfranse mit darüber liegendein
Behang, so soll die Unterfranse dunkler sein als der Behang, um durch die-
selbe den Hintergrund zu karakterisiren. Der Behang muß sich von diesem
Grunde deutlich abheben. Befindet sich die einfarbige Einfassung unmittelbar
über der Franse, so erhält die Uuterfranse möglichst den Ton der Einfassung,
der Behang die Farben des Bezugstoffes, um das Zusammenstößen gleicher
Farben zu verhüten. Maßvolle Gegensätze lassen die einzelnen Farben schärfer

Aeiitzk

Abbildung Nr. s°>7. AuslirnrlxRinlzcrlicize. Glasgemälde.

Entworfen und ausgeführt von L. T. Zettler, Hof-Glasmalerei, München.

5eite 4;7.
 
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