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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Böttcher, Fr.: Die Hygiene der Treppen und des Treppenhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0211

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Mktober-Lseft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

5eite s59-

Dik ^ygienk der "Treppen und des "Treppenhauses.

>Mn früheren Jahren nnd auch leider noch gegenwärtig ist das Treppenhaus
W im bürgerlichen Wohnhause, den Miethzinshäusern, Fabriken, ja sogar
in feinen Villen usrv. stiefmütterlich behandelt, demselben weder Licht noch
Luft gegeben und doch ist es nothwendig, daß dieser von vielen Menschen
benutzte Raum ebenso freundlich, hell und luftig ausgestattet wird, wie jeder
andere. Bei Gelegenheit der letzten Naturforscher-Versammlung in Nürnberg
hielt nun der Geheimerath Aerschensteiner aus München einen Vortrag über die
Hygiene der Treppen und des Treppenhauses, der sehr beifällig aufgenommen
ward und auch in dieser Zeitschrift, die sich ja namentlich der Verbesserung
der Innenräume widmet, hierdurch auszugsweise mitgetheilt werden mag.
Der geschätzte Redner sagte: So
lange wir noch nicht so weit
vorgeschritten sind, daß wir über-
haupt keine Treppen mehr ge-
brauchen, sondern durch Aufzüge
uns in die höheren Stockwerke
erheben, hat die Hygiene die
Pflicht, auch diesem Theile der
Bauthätigkeit ihre Aufmerksam,
keit zuzuwenden. Die polizeilichen
Bauordnungen enthalten darüber
gar keine Bestimmungen, sondern
nehmen nur auf Feuersicherheit
und Festigkeit des Baues Rück-
sicht. Die Treppen find der meist
benutzte Theil des Hauses, und
um so auffälliger ist es, daß ihn,
bisher so wenig hygienische Be-
achtung geschenkt worden ist.

Bedenkt man, daß es unzählige
Tausende von Menschen gibt,
denen das Treppensteigen wegen
chronischer Herz- und Lungen-
krankheiten mehr oder minder
beschwerlich wird, so ersieht man
die Nothwendigkeit einer mög-
lichst angemessenen Treppenein-
richtung. Zunächst verdient der
Hausflur in jedem Gebäude Be-
achtung. Derselbe muß hinrci-
chend Luft und Licht haben, und
der Fußboden muß, damit sich
nicht Staub und Schmutz an-
sammele, der leicht durch das
ganze Treppenhaus aufgewirbelt
und dann mit in die Zimmer
getragen wird, regelmäßig und
ordentlich gereinigt, vor Allem
auch feucht aufgewischt werden.

Für den Fußboden empfehlen
sich besonders Fliesen. Da die
natürliche Lüftung des Treppen-
hauses oft die einzige Bezugs-
quelle für die Luft des ganzen
Hauses von der Innenseite her
ist, so ist auch die Wichtigkeit
dieser Ventilation nicht hoch
genug anzuschlagen. In der
Sommerzeit dürfte das Geffnen
der Flurfenster genügen, aber
im Winter ist eine geringe Er-
wärmung des Treppenhauses nothwendig, die durch einen im Hausflur auf-
gestellten amerikanischen Füllofen genügend erreicht wird, und vor Zug, der
allerdings oftmals ein recht unerträglicher und höchst schädlicher ist, muß
durch die Anbringung von Windfangthüren hinreichend gewahrt werden. Der
Beleuchtung des Treppenhauses wird ja in neuerer Zeit in Folge mannig-
sacher Unfälle größere Aufmerksamkeit als früher geschenkt, aber nicht nur
am Abend, sondern auch am Tage muß die Beleuchtung ausreichend sein.
Hinsichtlich der Bauart und des Materiales der Treppenstufen sollen folgende
Gesichtspunkte maßgebend sein. Die Strecke eines Stockwerkes soll nicht in
einer Tour ohne Absatz in vertikaler Richtung durchmessen werden, sondern
für je 20 Stufen soll ein Absatz (Podest) geschaffen werden. Im ersten
Gbergeschoß soll am oberen Punkte stets eine Ruhebank aufgestellt werden.
In vielen Häusern findet man, daß der Eingang zum Abort, der noch dazu
oon mehreren Familien benutzt wird, sich auf dem Podest befindet, solches

ist schädlich und muß als höchst gesundheitswidrig angesehen werden, und
müßten derartige Einrichtungen künftighin fortfallen. Eigentlich sollte jede
Wohnung ihren eigenen Abort haben. Auf den Treppenpodesten sind zweck-
mäßig Spucknäpfe aufzustellen, um die Verschleppung des tuberkulösen Aus-
wurfes zu verhüten. Der wichtigste Punkt in der Treppenhygiene ist die
Höhe der einzelnen Stufen. Von ihr hängt die Wirkung des Treppensteigens
auf die Herzthätigkeit, namentlich der oberen Hausbewohner, ab. Bei einer
großen Reihe von Messungen hatte Redner Unterschiede in der Höhe der
Treppenstufen von —l? cm. gefunden. Das Ersteigen hoher Treppenstufen
kann man sich durch zwei Mittel erleichtern. Erstens mit möglichst wenig
Luft in den Lungen und oberflächlicher, leichter Athmung, die man dadurch
erreicht, daß man bei geschlossenem Munde leicht durch die Nase einathmet.
Diese Art Athmung kann man tv Minuten fortsetzen, ohne daß sich das

Bedürfniß nach tieferer Athmung
geltend macht. Zweitens durch
Ablenkung der Aufmerksamkeit
vom Geschäft des Steigen^ z. B.
durch Lesen, während Sprechen
die Anstrengung erhöht. Vor-
tragender hält tZ cm. für das
höchst zulässige Maß der Höhe
der Treppenstufe. Daß man bei
richtiger Wahl der Stufenhöhe
jede Haushöhe ohne große Mühe
erreichen kann, beweist die Be-
steigung hoher Thürme oder
Baugerüste, welche durch Arbeiter
Stunden lang hintereinander er-
folgen. Als Vorbild für die
Treppenanlage könnten die Stei-
gungen der Fußwege in klima-
tischen Aurorten dienen. Die
Stufen sollen nicht zu schmal
sein, besonders bei steilen Treppen
mit scharfen Wendungen, bei
denen oft an der Seite des Ge-
länders die Stufe nur H bis 5 cm
breit ist. Im Winter, wenn
Schnee oder Eis an den Stiefel-
absätzen hängt, ist das Besteigen
solcher Treppen stets sehr gefähr-
lich. Die Breite der Stufen soll
mindestens etwas mehr als die
Länge eines großen Mannsfußes
betragen. Was das Material
der Treppen anlangt, so geht es
sich auf Stein und Eisen viel
schwerer als auf Holz, dessen
Anwendung sich nur wegen seiner
Feuergefährlichkeit verbietet. Der
mangelnden Llasticität derStein-
stufen ist durch Belag mit Lino-
leum abzuhelfen, das noch den
Vorzug der leichten Reinigung
besitzt und die größte Plage aller
Hausbewohner, das Ausklopfer:
und Bürsten, beseitigt. Eisen-
stufen mit Holz- oder Uautschuk-
belag empfehlen sich für Wendel-
treppen. Die Treppengeländer
sollen nicht nur Sicherheit bieten,
sondern auch die Annehmlichkeit
des Steigens erleichtern, deshalb
nicht zu hoch sein, nicht 82 cm
Höhe übersteigen. — Bautechniker glauben, daß die an das Treppenhaus
gestellten hygienischen Bedingungen, sich ohne Schwierigkeiten werden durch-
führen lassen, nur dürfte es unmöglich sein, eine für Jedermann passende
Stufenhöhe in den Treppen zu schaffen, da dies eben von der Höhe des
Schrittes abhängig ist. Immerhin würde es wünschenswerth sein, wenn auch
in Bezug auf die hygienische Anlage einer Treppe Anhaltspunkte festgestellt
und dieselben bekannt gegeben, wenn die Treppen und Treppenhäuser nicht
nur schön, sondern auch gesund angelegt würden. Fr. Böttcher.

Petrolrinnflecken aus Teppichen, Tischdecken rtr. entfernt
man sehr gut, wenn man kohlensaure Magnesia zu einem festen Brei
rührt, diesen messerdick (bei großen Flecken noch stärker) aufträgt, unter
mäßigem Druck trocknen läßt und dann mit einem nicht zu heißen Plätteisen
die Magnesia erwärmt und eventuell das Verfahren einige Male wiederholt. —

Abbildung Nr. tvös. Büffet- Schrank in gothischem Stil.
 
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