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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Walsch, Ignatz: Wohnungs-Arrangements in Mieths-Häusern, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0073

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ZU beziehen nur durch den Buchhandel.
s)reis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
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Telegramm-Adresse: Koch Verlag, Darmstadt.

Sämmtliche mit -r- versehenen Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.

IBk-- Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten.

Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Nur Sonder-Kefte sind einzeln ä, Mk. — erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

V. Iahrg. 1894.

-W Leipzig ^ Darmstadt Wien. W-

Npril-Hrft.

gs -Mrrangements
in "Mreths-'Mäusern.

von Ignatz Malsch.

deutschen Gefen wär-
men besser als die
französischen Ramme, aber
daß man hier das Feuer
lodern sieht, ist angenehmer;
ein freudiger Anblick, aber
Frost im Rücken. Deutscher
Gfen, wie wärmst Du treu
und scheinlos! An diese
Worte Heine's erinnerte sich
Schreiber dieses, als er
vor Rurzem zwei Empfangszimmer sah, die die beiden Haupt-
richtungen unserer heutigen Innen - Dekoration karakterisiren.
Das eine Zimmer enthielt reich ausgestattete Möbel in Heller,
elfenbeinartiger Lackirung mit Randlinien in rosa, blau und
Gold; die Bezüge waren von Hellem, glänzendem Seidenstoff,
an den Wänden fanden sich Aquarelle in kostbaren Goldrahmen,
die Tapeten, die Decke, die Kronleuchter strotzten von Gold: es
war einer jener französischen Ramme, der das Auge reizt und

im Rücken den Frost läßt. Um so wohliger berührte das
Empfangszimmer der anderen Wohnung. Die Möbel von
dunkelem Mahagoniholz, in modernen englischen Formen, mit
eingelegten Messinglinien, waren blank polirt. Bequeme Fauteuils,
deren Bezug aus fraisefarbenem Moquette mit einem Hellen
Blumenmuster und matter olivgrüner Einfassung bestand, luden
zum Sitzen ein, Tischchen mit Mappen, welche Reproduktionen
berühmter Gemälde enthielten, waren ungezwungen hier und dort
aufgestellt, die Wände schmückten kostbare Stiche und Oelbilder,
deren prunklose Rahmen den Werth der Bilder um so mehr her-
vortreten ließ, kurz — das Zimmer wirkte wie jener deutsche
Gfen, der äußerlich schlicht, um so viel besser wärmt.

In den seltensten Fällen steht es dem Dekoratör frei, die
Räume so zu möbliren, wie es sein geschulter Sinn wünscht. Er
muß sich dem Publikum fügen, aber in den meisten Fällen werden
seine Vorschläge Verständniß finden, und er soll deshalb offen
feine Ansicht sagen, falls die Wünsche des Bestellers mit einer
künstlerischen Durchführung der Arrangements nicht vereinbar sind.
Die Art der Aufstellung trägt soviel zur Wirkung der Möbel
und zur Behaglichkeit des Zimmers bei, daß sie wohl eine ein-
gehende Beachtung verdient. —

Ans dem mit Blattpflanzen geschmückten Treppenhause, in
dessen Fensternischen sich Ruhebänke befinden, treten wir in das
Entree. Man hat versucht, den Halbdunkelen Raum durch
matte, geätzte Scheiben, die in die Thüren der Nachbarzimmer
an Stelle der Füllungen eingesetzt sind, zu erhellen. Recht ver-
nünftig wäre es, wenn man sich dazu allgemein entschließen
könnte, in ähnlicher Weise an Stelle der durchsichtigen Entree-
thüren mit Gardinen, Vitrages rc., matte geätzte Scheiben mit
durchsichtigen Grnamenten zu verwenden. Ghne ein Hineinblicken
von außen zu gestatten, erhellen diese Scheiben das Entree wesentlich.
 
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