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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Schulze, Otto: Die Keramik im Dienste der Innen-Dekoration, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0173

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Sämmtliche mit s versehenen Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung srei.

LE' Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Knlkurstaaten. -WL
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmftadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt» Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift!

V. Iahro. 1894.

-U Leipzig Darmstadt Wien.

September-Nest.

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ekoration.

von Vtto Schulze in Köln.


s>us dem rast-
losen Meer
der Zeitstile kehren
oftWellenbergezu
uns zurück, die —
scheinbar einem
häherenGesetze ge-
horchend — durch
Generationen hindurch in
steter Ebbe und Fluth
pulsiren. Schäumende
Kämme branden in jede
Zeit hinein und über-
schwemmen und ver-
wischen oft das indivi-
duelle Merkmal einer
Zeitspanne, das vielleicht
gerade das Karakteristi-
kum für sie hätte sein können! Aber die Zeit
bleibt darum nicht stehen, noch viel weniger wird
sie durch einen derartigen Kreislauf der Dinge zurückgestellt! Das
Unscheinbarste selbst kehrt nie im alten Kleide zurück, stets erscheint
es verjüngt und in neuem Gewände. Gerade diese Verjüngung,
diese Auferstehung ist eine Bürgschaft für eine neue kraftvolle
Thätigkeit und Neubelebung, für eine Weiterbildung und Aus-
gestaltung eines von Zeitereignissen gelähmten künstlerischen
Könnens oder vergessener technischer Errungenschaften!

Wir stehen selten mit beiden Füßen in der Gegenwart, immer
mindestens mit einem in der Vergangenheit — nur der Kopf,
der Geist eilt voraus, ein Fühler und vorgeschobener Posten im
Kampfe der Gegenwart mit der Zukunft! Zn diesem Gedanken-
gang liegt für mich etwas Versöhnendes, der nie erkrankende
Keim wahrer Herzensfreude an den Kunstdenkmälern der Ver-
gangenheit und in vielleicht noch gesteigerterem Maße ein intimeres
Einleben und Vertiefen in die Schöpfungen dieser Art unserer Tage.

Als vor etwa zwei Dezennien der große grüne Kachelofen
sich wieder in das bürgerliche Heim einzuschmuggeln verstand, um
dem sogenannten weißen Porzellanofen den Laufpaß zu geben,
ahnten wir wohl nicht, daß der „Grüne" nur ein Vorbote, ein
Verkünder der aus Schlacken neu erstehenden edlen Töpferkunst
sein sollte. Lange bevor die eigentliche Gefäßbildnerei der kera-
mischen Industrie sich ihrer berühmten Vergangenheit und Her-
kunft bewußt wurde, stand die Desenfabrikation bereits wiedev
in hoher Blüthe; wohl kaum die Tragweite ihres erneuten Auf-
schwunges ermessend, hat sie der inneren Ausstattung Schmuck-
mittel für Fußboden und Wand gereicht, die die berühmten
Erzeugnisse dreier Jahrhunderte (sSOO—l^OO) noch um ein Be-
deutendes überragen. Mögen wir immer wieder von Stil-
Aesthetikern an spanische, italienische oder holländische Fußboden-
und Wandfliesen, die gleichen Erzeugnisse des Grients von Brussa,
Damaskus und anderen Grten, an die Gefen von Winterthur,
Zürich, Nürnberg, Augsburg oder Salzburg erinnert werden —
Ben Akiba sagt: „Alles schon dagewesen!" — wir können ihnen
erhobenen Hauptes zeigen, daß auch unsere Zeit ihre selbständige
 
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