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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Luthmer, Ferdinand: Der Tapzierer und seine verschiedenen Stile
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0113

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Telegramm-Adresse: Aoch Verlag, Darmstadt.

Sämmtliche mit » versehenen Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.
Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten. -^»rx

Nur Sonder-Hefte sind einzeln Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

V. Iahrg. 1894.

-U Leipzig Darnlstadt Wien. M-

Inni-HefL.

kämpfen haben, wird nun wohl von keiner Klasse unserer Kunst-
handwerker schwerer empfunden, als von dem Tapezierer. Möbel,
Wandbekleidungen, dekorative Kunstwerke halten geduldig still,
wenn man ihnen den „Stil" einer bestimmten Kunstepoche auf-
prägen will. Air alle diese Dinge gibt es in unseren Museen
und Sammlungen Vorbilder aus allen historisch beglaubigten
Stilperioden, und wenn uns die Originale im Stiche lassen, so
finden wir auf alten Grabsteinen, in Miniaturmalereien, und aus
Gemälden wenigstens genug Anhaltspunkte, um uns ein Bild vom
Aussehen dieser Gegenstände in jedem beliebigen „historischen" Jahr-
hundert machen zu können. And wenn sich auch, ein etwa auf-
erstandener Bürger dieser Jahrhunderte heute etwas verwundert
unter diesen „romanischen", „gothischen", „maurischen" Möbeln
und Dekorationsstücken umschauen würde, so besteht doch zwischen
den Zeichnern und deni gebildeten Publikum ein stilles Aeberein-
kommen, gewisse Merkmale für „romanisch" usw. anzusehen;
und das genügt ja am Ende.

Anders und schwieriger liegt die Sache mit dein, was zu
den Hauptaufgaben des Tapezierers gehört: mit dem Fenster-
vorhang. Daß wir bei ihm, wie bei den Möbeln, mit bequemer
Sicherheit aus alte Originale aus vergangenen Jahrhunderten
zurückgreifen könnten, ist durch die Vergänglichkeit des Materials
schon an sich ausgeschlossen. Und wenn selbst das Material solide
genug wäre, die Jahrhunderte zu überdauern — die alten Brokate
der Kirchengewänder liefern uns den Beweis der Möglichkeit —
so spricht hier die Mode ein viel zu gewichtiges N)ort, um den
Stoff-Dekorationen eine längere Dauer zu gewähren. So kommt
es, daß, einige wenige besonders kostbar gestickte Thron- und
Betthimmel aus dem s7. Jahrhundert abgerechnet, Originale
an Stoff-Dekorationen über den Anfang dieses Jahrhunderts
hinaus kaum mehr existiren. Für den Vorhang aus früherer

apezierev und leine

verschiedenen Mitte.

von Professor F. Luthmer.

as durch die Schilderungen aller
von der „"VVorlck's IKir" heim-
kehrenden sachverständigen Bericht-
erstatter einheitlich durchklingt, ist die
Anerkennung des Freiseins von den
Traditionen der Jahrhunderte, in
welchem sie das amerikanische Leben
gesunden haben: Paraphrasen auf
das Göthe'sche Wort:

Zumal in der Wohnungs-Ginrichtung
fand man an die Stelle der „stilvollen" Ausstattung, die immer
noch der höchste Ghrgeiz unserer Dekoratöre ist, etwas Anderes
gesetzt, was dem Menschen auch menschlich wohl näher liegt:
den Komfort, das Behagen. Daß einige Vertreter der begütertsten
und darum natürlich auch „vornehmsten" Gesellschaftsklassen die
Gewohnheiten der alten Welt auch hierin nachahmten und sich
Salons „IxOiais cquivxe, Ixonis sei^e und Empire", auch
wohl die obligaten Ahnengallerien aus Paris und London kommen
ließen, ändert an der Thatsache nichts, daß sich im Großen und
Ganzen der Amerikaner gegen diese Schöpfungen der Vergangenheit
äußerst gleichgültig verhält und mit einer gesunden Rücksichts-
losigkeit seine Behausung zunächst nach seiner Bequemlichkeit und
seinem ganz persönlichen Geschmack einzurichten liebt.

Der „Kampf mit den Jahrhunderten", den wir Alle zu
 
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