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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Leite 80.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

beschränktein Raum eine Treppe von einer gewissen Großartigkeit and unver-
kennbarer Eleganz zu schaffen. Der Raum ist an Stelle des Podestes mittelst
einer Säule getheilt und mit Bogen überspannt. Das Podest selbst ist hin-
reichend groß, sodaß auch etwas Pflanzen-Dekoration darauf aufgestellt werden
kann. Die Wände sind unten vertäfelt, und im oberen Theil, was zum wohn-
lichen Eindruck beiträgt, mit Tapeten belegt und mit Bildern geschmückt.
Für die nöthige Lichtzuführung muß selbstverständlich vor Allein Sorge ge-
tragen sein, alsdann wird man nicht bestreiten können, daß die vorliegende
Anordnung wohl Nachahmung verdient.

Vorplatz - Halle, Entworfen von A. Bembch Hof-Möbelfabrik in
Mainz, Abbildung Nr. 927. Dieser Raum erhält sein originelles Gepräge
durch eine große Anzahl kleiner Fenster, die in der einen (Puerwand deren
ganzer Länge nach angeordnet sind. Mittelst derselben wird ihm durch einen
anderen Raum so viel Licht zugeführt, daß die Halle, die nicht an der
Außenwand liegt, dennoch hell genug ist, um als Vorzimmer einen behaglichen
Eindruck zu machen. An den übrigen Wänden zieht sich in Höhe dieser
Fenster ein breiter Gr-
namentfries herum bis
zu dem hinauf die Holz-
täfelung reicht. Die
weitere Ausstattung ist
dem Zweck des Raumes
entsprechend einfach und
dokumentirt in ihren
vornehmsten Stücken die
Jagd als Liebhaberei
des Eigenthümers.

Speise-Zimmer
in englischem Geschmack,

Abbildung Nr. 928.

Dieser etwa H,75 zu
8,0 rrr große Raum ka-
rakterisirt sich in allen
Theilen als englisches
Speise - Zimmer. Der
großeSchornsteinvorbau,
der breite Kamin, die
hohe Vertäfelung, die
eigenartig getheilte
Decke, das Schiebefenster
und last 2.0t least die
Lhippendalestühle, Alles
sind redende Zeugen für
seine Echtheit. Diese
Stühle haben die aus-
gezeichnetsten Vorzüge.

Sie sind leicht und be-
quem, sie lassen sich ohne
Mühe sauber halten und
können in der mannig-
faltigsten Formgebung
ausgebildet werden. Die
Vorliebe für dieselben
ist gegenwärtig auch be-
reits iu Deutschland so
fühlbar im wachsen be-
griffen, daß wir uns
Vorbehalten,in einem un-
serer nächsten Hefte, un-
ter Wiedergabe mehrerer
amerikanischer und englischer Stühle, ausführlicher darauf zurückzukommen.

Blick in die große Halle in Rhinefield in Hampshire, von
Walker und Tanner, Architekten; Abbildung Nr. 929. Diese Halle zeigt das
in England besonders beliebte in reicher Schnitzarbeit dekorativ ausgebildete
Dachwerk; darunter sind die oberen Theile der Wände mit Gobelins bespannt,
soweit sie nicht wegen der theilweis angeordneten Gallerieumgänge durch-
brochen werden mußten. Im unteren Theile bildet auch hier wieder der
mächtige Kamin das große Hauptmotiv, während im klebrigen eine gleich-
förmige Holzvertäfelung nur durch die Thüren und kleinen Iiernischen unter-
brochen ist. Läßt sich einem Raum die erforderliche Höheuabmessung geben,
so ist eine Ausstattung in ähnlichem Sinne gewiß als sehr reizvoll und
wirksam zu bezeichnen.

Lin prächtiges Beispiel moderner Holzbildhauerkunst bietet der Plafond,
zweite Kunstbeilage. Entworfen und ausgeführt in der bekannten Hof-
Möbelfabrik von E. Epple L Ege in Stuttgart, wurde diese Holzdecke Ende
vorige» Jahres für die Villa des Herr» Geh. Kommerzienrath Siegle, eben-
falls in Stuttgart, gefertigt. Die Decke ist in amerikanischem Nußbaumholz
ausgeführt und nehmen die verschiedenen, das Mittelfeld mit dem heraldischen

Mai-Heft.

deutschen Reichsadler umrahmenden Füllungen Bezug auf die Thätigkeit des
Auftraggebers im Reichstag, indem dieselben die Landwirthschaft, Künste
und Wissenschaften, Gesetzgebung, Krieg, Schifffahrt und das allgemeine
Wahlrecht symbolisiren. — Die Wände des Prunkzimmers, welches dieser
Plafond schmückt, erhielten reiche 2f's 21 hohe Holzvertäfelungen und wurden
mit lichtgrünem Seidenstoff mit Goldstickerei bespannt.

Treppenhaus im kaiserlichen Institut in Lalcutta, von
Architekt Thomas, Abbildung Nr. 92;. Diese auf etwa ;5 m Breite zu
schätzende großartige Halle gibt einen Eindruck von der orientalischen Pracht,
die das brittische Reich iu seinen überseeischen Kolonien zu entfalten vermag,
Polirte Säulen tragen die mächtigen Bogen, von denen aus sich beiderseits
Durchblicke nach den Seitengallerien öffnen. Auf diese Weise eignet sich diese
Halle ganz besonders für große festliche Aufzüge und dürfte dann, mit
Tausenden von Menschen angefüllt, einen überwältigenden und feenhaften
Eindruck auf die Fest-Theiluehmer machen.

Vestibül des Landes-Ausschuß-Gebäudes zu Straßburg i. L., von

Architekt Prof. Skjold
Neckelmann in Stutt-
gart, Abbildung Nr. 925.
Mit dieser Abbildung
führen wir unseren Le-
fern zum ersten Mal ein
Sujet aus dein großen
Thätigkeitskreis des Pro-
fessors Neckelmann,eines
der begabtesten deutschen
Architekten der Gegen-
wart vor. Derselbe hat
einen namhaften Theil
seiner Studien auf der
Laote äes Keaiax aits
in Paris absolvirt und
dankt speziell dieser
Schule seine Fähigkeit
zur Ausgestaltung wahr-
haft monumentaler,
großartiger Räume, die
er in außerordentlich
packender und wirksamer
weise anzuordnen weiß.
Unter den zahlreichen
großen Gebäuden, die
augenblicklich unter sei-
ner Hand dervollendung
entgegengeführt sind
oder werden, nimmt das
Landes - Ausschuß - Ge-
bäude einen hervorra-
genden Rang ein. Das
Vestibül, in das wir
unsere Leser führen, ist
naturgemäß einer der
minder prächtigen, den-
noch aber ein mit fein-
fühligster Monumenta-
lität ausgestattetes Ge-
laß. Breite Treppen
führen von allen Seiten
in die Gemächer des
Innern, und zwischen
den Säulen der reichgestalteten Stuckdecke ergeben sich nach allen^Richtungen
interessante und großartige Durchblicke, und die edlen verhältnisse^aller Einzel-
heiten reden unverkennbardieSprache eines gottbegnadeten vollendetenKünstlers.

Treppenhaus in der Villa James in Lhichester, von den
Architekten George und peto, Abbildung Nr. 926. Unser Bild zeigt die dem
Treppenaufgang entgegengesetzt gelegene Seite des großen durch zwei Ge-
schosse reichenden Raumes, an dessen Endseiten Gallerien angeordnet sind.
Durch eine große Portalöffnung blickt man unmittelbar ins Freie und der
Ausgang wird durch eine vorgelegte große Terrasse vermittelt. Die Wände
sind, wie in England durchgehends üblich, bis hoch hinauf mit Täfelung
verkleidet und darüber zum Theil mit Bildern geschmückt. Ein gewaltiger
Kamin bildet von jeder Seite her gesehen den hauptsächlichen T'oio.t Le viae
und die Abmessungen des Raumes lassen erkennen, daß wir es mit einem
Gebäude zu thun haben, das man in Deutschland gewiß bereits als Schloß
bezeichnen würde. —

Unser nächstes Heft wird in seinen Illustrationen hauptsächlich dekora-
tive Arrangements aller Art (Stoffdekorationen, Fantasie-Möbel rc.)
enthalten, und glauben wir, daß dieses Heft besonderen Beifall finden wird.
 
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