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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Schulze, Otto: Bericht über die erste Ausstellung des Vereins zur Pflege der bildenden Künste im Hause zu Köln a. Rh.
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Juli-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Leite fff.

u unseren

llustrationen.

Bericht über die erste Ausstellung des
ereins für Pstegv der bildenden Künste im Hause"

fH;in Bildchen voll Liebreiz und Anmuth mit dem Grundmotiv der gebogenen

Linie, des liebenswürdigen Rokoko, marschirt diesmal an der Spitze und
verräth uns, welch ansprechende Einfachheit und Zurückhaltung einer sonst
so prunkhaften Dekorationsweise von der stand des Künstlers gegeben werden
kann. In Abbildung Nr. 959 erblicken wir den Gegensatz des Prunkhaften,
das ausgesprochen Trauliche: ein Wohnzimmer mit Kamin-Erker in
modern englischem Stil. Ein breiter Platz ist hier dem stolz eingeräumt,
von welchem der sinnreich gestaltete Kamin-Erker uns besonders anheimelt
wie der Ehrensitz im altgermanischen stause. — Was Frankreich die Königs-
stile des ;8. Jahrhunderts sind, ist uns die Blüthe der deutschen Renaissance
nn lS. Jahrhundert, und der Entwurf eines Wohn- und Speise-Zimmers
von st. Trübner, Abbildung Nr. yso, zeigte uns so recht das urwüchsige,
das monumentale Zusammenwirken der beweglichen und unbeweglichen
Dekoration des Raumes. Diese Renaissance erachten wir auch heute für
würdig, bei unseren evangelischen Kirchenbauten verwendet zu werden, wie
wir aus der in Abbildung Nr. Zs; gebrachten Kanzel der Kirche zu
Radebeul in
Sachsen, von den
bekannten Dres-
dener Architekten
Schilling und
Graebner herrüh-
rend, ersehen. Mit
großem Geschick
sind hier sogar
mittelalterliche u.
barocke Einzelhei-
ten mit dem über-
wiegenden Re-
naissancestil ver-
schmolzen.—Sehr
karakteristisch tritt
uns die Renais-
sance nochmal in
Abbildg. Nr. YSH,
einer trefflichen
Erker st udie
vonArchitektKarl
Spaeth entgegen,
während der auf
der ersten Kunst-
beilage wiederge-
gebene herrliche
süddeutsche
Leinenschrank

— im Kunstge-
werbemuseum zu
Köln a.

vom Jahre ^s;8
uns die reichste
Entwickelung der
Intarsia. Technik
am Möbel des-
selben Stils zeigt. Aber auch die Ausläufer der Spät-Renaissauce haben ihre
Vorzüge und Berechtigung, und das unter Nr. ysz abgebildete barocke
Trcppen-Geländer aus dem Ende des ;7. Jahrhunderts in einem Magde-
burger Prioathause, ausgenommen von M. Schoenseldt, kann ein gutes Vor-
bild für eine größere Treppenanlage abgeben, denn manche unserer modernen
Trexpen-Geländer leiden außer der durchschnittlichen Lebensgefährlichkeit an

— erschreckender Nüchternheit.

Abbildung Nr. YS5 versetzt uns in eine andere Zeit, welche die Genüsse
der Jagd — wir haben hier ja einen verlockenden Jagdschrank, entworfen
von st. Mieritz, vor uns — weniger verfälscht und verweichlicht bot als die
unselige. Der bewährte gothische Stil in alter Kraft und neuer Fantasie
paßt trefflich zu einem solchen Möbel, welches die Geräthe für eine, wenn
auch fröhliche, so doch immerhin ernste, Körper und Geist stählende Thätigkeit
zu bergen hat. — Die bekannte Firma A. Bembs, Mainz, eine führende
Fabrik der weltberühmten rheinischen Möbel-Industrie, bringt uns einige
prächtige malerische Lntwurfsskizzen, Abbildung Nr. yss, zu einem gothischen
Speisezimmer eines Privathauses zu Freiburg. Ganz besonders hat die
Tyroler Gothik einen bestechenden Reiz, eine Traulichkeit in kleineren Räumen.
Sie können eben alle friedlich nebeneinander wohnen, die Stile, wenn sie
uns in künstlerischer Durchführung geboten werden und sich den Forderungen
und Bedürfnissen des modernen Geschmackes anzupassen vermögen. —

zu Köln a. Rh.

große Gebiet der bildenden Künste im stause, dem auch wir das
E-Ä weitgehendste Interesse widmen und in unserer Preisschrift: „Unsere
Frauen und ihr steim!"*) besonders fördernd näher getreten sind, hat
sich hier zum ersten Male in seiner Ursprünglichkeit gezeigt, zum Theil aus
dem intimsten Familienkreise hervorgegangen. Die Ausstellung, welche vom
;2. bis einschließlich ;s. Mai währte, hatte sich regen Zuspruchs von Aus-
stellern und Besuchern, wie auch der besonderen Unterstützung und Beachtung
der städtischen Behörden zu erfreuen. 85 Aussteller hatten die Ausstellung
mit etwa 600 Gbjekten beschickt; bei täglicher Gcffnnng von Morgens M
bis Abends 7 Uhr betrug die gesummte Besucherzahl annähernd 5000. —
Daß die Malereien in den verschiedensten Techniken und in ihren Neben-
und Abarten den breitesten Raum einnahmen, ist begründet durch die Vor-
liebe, mit welcher unsere Damen sich heute ganz besonders diesem Fache
widmen. Aber auch diese zum Theil recht köstlichen Leistungen in ihrem
mannigfachen Auftreten als Wand- oder Staffeleibild, als Gfen- und Wand-
schirm, oder selbst
als einfaches De-
koration? - Motiv
ans einem Blech-
teller u.dgl. haben
dargethan, welch
wichtige und be-
vorzugte Zierde
sie dem steim zu
bieten vermögen.
Ausgestellt waren
225 Malereien,
und dennoch kam
die reich besetzte
Gruppe der wcib-
lichen standarbei-
tcn mit ihren
duftigenGebilden
der Nadel jeg-
licher Art an
Plattstich-Ar-
beiten, Filet-
durchzug,
Knüpf- und
stäkel-Arbei-
ten, geklöp-
pelten Spitzen
u.a.m. zu vollster
Geltung. Diese
Gruppe zählte
ss Nummern, ihr
reihten sich die
stolzarbeiten mit
Kerbschnitt- ,
Brandmale-
rei-, Intarsia,
und Intarsia-

Imitation-Dekor ebenbürtig an, hier aufs Beste bekundend, wie sehr
gerade diese Erzeugnisse, vom kleinen Papiermesser, Kästchen und Löschblock
ab bis hoch zum wirklichen Möbel, als stocker, Truhe, Stuhl, Tisch und
Schrank der eigentlichen Ausstattung des steims zur Zierde gereichen können;
nicht weniger als 7y Gegenstände waren aufgebaut, die neben vollendeter
technischer Durchführung gute Formen und zusagenden, richtig angewandten
Dekor aufwiesen. Auch die keramische Abtheilung mit 5H Gbjekten
war. wenn auch nicht gerade abwechselungsreich, so doch mit guten Porzellan-,
Fayence-, Thon- und Glasmalereien besetzt, sowohl als Gebrauchsgeschirre,
natürlich überwiegend zu dekorativen Aufgaben dienend, gedacht. Das Leder
war recht spärlich, aber in wirklich guten Arbeiten vertreten. Der Liebhaber-
künstler würdigt das Leder leider zu wenig, und doch kann dasselbe bei guter
Beherrschung der Technik der Innen-Dekoration trefflichen Schmnck bieten.
Der Raum verbietet mir, auf einzelne Stücke hier näher einzugehen, erwähnen
will ich nur noch eine Kollektion naturgetreuer Papierblumen auf
Fächern, in Vasen oder in Sträußchen und Zweigen arrangirt, die ebenfalls
dazu angethan sind, etwas farbenfrische Abwechselung in unser steim zu
bringen, welch köstliche Zierde zu allen Zeiten und bei allen Dekorationen
aber die lebende Pflanze und Blume bildet, bewies ein kleines Idyll von
 
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