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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Woseczek, Ludwig: Die Glas-Malerei auf der Weltausstellung in Chicago
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Ries, B.: Ein Künstler-Fest, [2]
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Heß, K.: Nachspiel: (zwei schwäbische Bauernmädchen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0065

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März-Heft.

Seite HZ.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Stücke hinweist und — was die Hauptsache ist — dabei die horrende Summe
nennt, die dieselben kosten. Die darinnen befindlichen Fenster: Lhristi Geburt.
Auferstehung. Taufe im Jordan, Grablegung, ein Engel, der gute Hirt und
Einiges profaner Gattung sind nach der sattsam bekannten Manier aus-
geführt: Köpfe und Fleischtheile gemalt, alles Uebrige opaleszirendes Glas.
Die Reklame ist jedenfalls das Beste an den Fenstern, der Name Tiffany
schwebt auf allen Lippen, besonders auf denen schöner Frauen.

Soll nun ein Gesammturtheil über die amerikanischen Glas-
Malereien abgegeben werden, so läßt sich dies in die Worte zusammenfassen:
viel Effekt, viel Glas, wenig Malerei. Mehr Zeichnung und Malerei wäre
auch undurchführbar. Linen Stab von Architekturzeichnern und Malern, wie
ihn z. B. die Tvroler Glasmalerei oder andere europäische Anstalten besitzen,
in Amerika zu unterhalten, ist unmöglich. Man begnügt sich daher mit
irgend einem Entwürfe und läßt nach diesen, den Glaser die einzelnen Partieen
zusammensetzen. Es bleibt
dabei noch immer Arbeit
genug, denn es ist schwie-
rig. das opaleske Glas,
welches eine Dicke von
h/4 bis ; und 2 Zoll engl,
hat. zu schneiden und noch
mehr Mühe macht das
verbleien. Meiner Mei-
nung nach basirt die ver-
Wendung des oxalesken
Glases hauptsächlich auf
dem Umstand, daß die
amerikanischen Firmen
keine Architekturmaler ha-
ben. Sie haben indeß aus
der Noth eine Tugend ge-
macht. große Effekte da-

mit erreicht und mit dem gefleckten Glase den vollen Beifall des Publikums
gewonnen. Der Geschmack des amerikanischen Publikums ist sehr eigen-
thümlich, und auf dem Gebiete der Glasmalerei verwöhnt durch die Unmasse
von Bildern zweifelhaften werthes in schreienden Farben, die theils für
Reklamezweckc, theils als Dekoration für die Wohnung auf den Markt
kommen. Das amerikanische Publikum will nichts Trübes sehen. Das Ringen
um die Existenz und das Leben überhaupt ist hier so ernst, daß der Amerikaner
jede Gelegenheit ergreift, es auf Augenblicke zu vergessen. Er liebt daher
keine ernsten Darstellungen und selten werden Figurengrupxen bestellt, die
das Leiden und Sterben unseres Herrn darstellen. Dagegen bevorzugt der
Amerikaner heitere Gegenstände und frohe Farben, d. h. eine schöne verweil-
düng der Farbenskale, sollte sie vielleicht auch hin und wieder etwas zu bunt
sein, was endlich die Hauptsache für ihn. respektive für sie. die Amerikanerin,
ist. die ja doch in Allem und Jedem hier die erste Rolle spielt, das ist eine

"Abbildung 8y2. Surport füst ein Schlafzimmer!, ,,Abend u. Nacht", von L. Hollmann.

ideale Auffassung der Köpfe, namentlich der weiblichen, und eine hübsche
Durchführung derselben. Auf das muß mit dem größten Nachdrucke hin-
gewiesen werden.

Als Hauptresultat ergibt sich, das die moderne Glasmalerei. so weit
sie amerikanischen Bedürfnissen zu dienen hat. die Pflege des englischen
Stiles als wesentlichste Aufgabe betrachten muß. Bestimmt ausgesprochenen
nationalen Karakter, würdevolle Vornehmheit in der Auswahl der Stoffe
und vollendete Eleganz in der Technik finden wir heute nirgends so hoch
entwickelt wie bei den Engländern. Um nur Lines zu erwähnen, versteht
es Niemand so gut wie der Engländer, die Hintergründe zu behandeln, be-
sonders in den Landschaften, wir Alle meinen, Bäume seien grün und der
Himmel blau. Für die Engländer existirt dieses vorurtheil nicht, sie wissen,
ohne im Geringsten unnatürlich zu werden, die Farben der Bäume und des
Himmels den Draperien rc. in den Figuren anzupassen. Nirgends ist man

aber für solche Effekte
empfänglicher wie in
Amerika. Der wunderbare
Reiz einer amerikanischen
Herbstlandschaft wurde oft
genug geschildert, von
dem prachtvollsten Gelb
bis zum glühendsten Pur-
purroth und violet sind
alle Nuancen vertreten.
Dazwischen noch Grün,
Blaugrün und Gelbgrün
in ungeahnten Kombina-
tioncn. Ich behaupte, daß
Amerika eine Fundgrube
für Künstler ist, und nur
alte vorurtheile es noch
verhindern, dein Unge-
wohnten. das einem auf Schritt und Tritt entgegenkommt, poetische Seiten
abzugeminnen. wenn amerikanische Besteller Glasmalereien in den schönsten
Farben wünschen, so spricht sich hierin nicht immer nur Mangel an feinerem
Kunstverständniß aus. Die Natur hat den Amerikaner zu solcher Farbenfreude
erzogen, diese größte Künstlerin sein Auge an die brillantesten Farbeneffekte
gewöhnt.

II.

Indem ich mich zu den europäischen Anstalten wende, möchte ich vor
Allem konstatiren, daß die Ausstellung der Tiroler Glasmalerei von
keiner anderen gleichartigen Anstalt in den Schatten gestellt wurde, vielmehr
einen sehr hervorragenden Platz unter allen anderen einnahm. Dies wurde
nicht allein von der Jury, sondern überhaupt allgemein anerkannt. Besonderen
Effekt riefen das Kolossalbild der „Tyrolia" mit den Wappen und der amerika-
nischen Flagge, das große Triplet für den Erzbischof von Toronto, die beiden

Stählern war das Ringen unsrer Heere.

Deren Gpfer uns das neue Reich gewann!
Stählern ist der Sinn des stillen Denkers.

Der Natur in Fesseln schlägt.

Der bedachtsam ihre Kräfte alle
In der Menschheit Dienste zwingt!

Stählern ist die stolze Thatkraft.

Die jetzt Meer und Länder überspannt,

Fernste Völker rnft zum Wettstreit
Um der Arbeit Siegeslohn!

Ja, gewaltig sind die Kräfte alle.

Die sich ringend müh'n in unsrer Zeit,

Uns'res Geistes Ideal zu hauen
Aus dem harten Stein der Wirklichkeit!

Drum laßt uns nur fröhlich glauben
An den Sieg so tapfrer Müh',

An den Sieg des wahren, Guten,

Der einst alle Menschen eint.

Laßt das Schöne treu uns suchen
In den Spuren der Vergangenheit;

Doch laßt's neu uns auch gestalten
Nach dem Vorbild, das Natur uns leiht.

Sie. die hold'ste Meisterin, strent verschwendrisch
Formen, Farben um uns her;

Blühend Leben strebt zum Lichte.

Lieblich Vorbild Eurem Sinnen. Eurer Hand.
Lauschet fromm dann dem Gesetze.

Das vernehmlich spricht in Eurer Brust
Und so wird sich kraftvoll bilden

Neuer Zeit — die neue Form! —-

wie reich, wie schön war schon die Ernte,

Die Eurem Streben dieser Sommer bot!

In der Heimath frohes Staunen,
was unsre schlichte Stadt vermag;

Welche Fülle von Gedanken
Und die Arbeit zierlichst fein!

Unten der Maschinen Dröhnen.

Vben festlich schöner Schmuck!

Aller Gäste fröhlich Preisen,
welch ein stolzes Hochgefühl!

Kaum verklungen war's
Da naht von drüben,

Ueber'm Dcean — neuer Ruhm!

Eine Welt ist jetzt uns Zeuge,

Daß Eurer Arbeit höchster Preis gebührt —

So nehmt durch mich dann nun auch freundlich

Eurer Frauen. Eurer Töchter Glückwunsch an! --- B. Ries.

Nachspiel. (Zwei schwäbische Bauernmädchen.)

VLrbelr:

Sag, hosch dann au die Iongfern g'sieh.
Ganz duslig den i no.

Nei. so e Staat, nei, so e G'schwätz,
was halt'sch denn Du dervo?
Aättrrlr:

verstanne haune gar net viel,

I kann fascht sage nex.

Doch soviel haune anweg g'merkt.
Noch meim G'schmack isch des nex.
Vns hott mer in der Schul scho g'sait.
Recht b'schoide müeß mer sei,
von sich dischkrire alleweil,

Des sei jo gar net fei.

Und d'Naidle erscht, die solle net
So arg g'scheidt welle daun;

Mei Muetter sait. mer solle des
Getrascht de Männer laun.

No sch'teige so senf Iongfern uf!
Des G'schprattel, des Gezerr!

Des ewig Händle, welle wohl
Die Beseht' on Führnehm'scht wär!
Värbelc:

E eifach's Maidle schämt sich jo,
Doch tröscht mi eis, i wett:

(Sag. Kätterle, meinsch Du net au?)
vo Krchtncpert sen die netl! —
L. Deß.
 
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