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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Neuartige Glasgemälde
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Waldau, Otto: Der Lampenschirm, [1]
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Durchdringen der Feuchtigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0125

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Zllustr. kun st ge wer bl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite fff.

Zuni-Hest.

anfangs wohl Niemand träumen ließ. Die Firma ließ durch
den französischen Künstler Alb. Bettanier ein paar Tafeln Her-
stellen, die das an drastischen Beispielen klarlegen. Da sehen
wir das Brustbild eines träumerischen brünetten Weibes in lichtem
Gewand auf Hellem Grund. Die zartesten Halbtöne im Fleisch,
die feinsten Schattirungen im Weiß des
Gewandes, wie die tiefsten Tiefen in Haar
und Augen sind vollkommen so erreicht,
wie der Waler in Pastell oder Gelfarben
dies erreichen kann; die Uebergänge sind
weich, man vergißt vollständig den Ge-
danken an Glasmalerei. Dazu kommt
aber noch eine ganz eminente Leuchtkraft,
denn die Helligkeit ist hier eben das Tages-
licht selbst, nicht das Zmpasto eines Farben-
körpers. Wollte der Künstler mit diesem
Studienkopf k iL Lhaplin das Schwerste
zeigen, was die neue Technik leisten kann,
so zeigt er mit einem kleinen Blumenstill-
leben und mit einem Frauenkopf, in Doppel-
beleuchtung von Tageslicht und Lampen-
schein, das Stärkste, was sie in Licht- und
Farbenpracht zu bieten vermag. Besonders
das Stillleben ist wunderschön, und über-
raschend ist die Plastik, mit welcher der
hellleuchtende, violette Blumenstrauß im
dunklen Raum steht. —

Durchdringen der Fruchtigkeit
durch Tapeten, Leimfarbenanstriche, bezw.
auch Gelfarbenanstriche. — Ueber den
Schutz gegen diese Kalamität schreibt der
„Katechismus des Dekorationsmalers"

(Verlag von Züstel L Gölte! in Leipzig): Am sich wirksam gegen
Feuchtigkeit bei den bekannten Fällen zu schützen, bedarf es vor
allem Anderen der Zuführung von Luft und Wärme, um die
aufsteigende Feuchtigkeit aufzunehmen und die Mauer davon zu
befreien, denn wenn die innere Luft des betreffenden Raumes keine

Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann, weil sie schon damit gesättigt
ist, so kann sie der Wand auch keine abnehmen. Durch das Zu-
decken der Wände mit Bleipapier (Stanniol), Zinkplatten rc. wird
das Uebel wohl augenblicklich verdeckt, aber nicht beseitigt. Die
Feuchtigkeit steigt dadurch nur noch höher und in nicht sehr ferner
Zeit muß Alles wieder entfernt werden.
Es entwickelt sich im Raume eine Keller-
luft, welche schließlich die Entfernung des
Verdeckungsmittel erfordert. Zn allen Fällen
sind nun freilich die Radikalmittel, welche
reine, trockene Luft schaffen können, nicht
anzuwenden, und so muß man sich mit
denen helfen, welche dem Besten am nächsten
liegen. Zu diesen zählen wir das Besei-
tigen des feuchten Mörtels, Auskratzen der
Fugen und Ueberspannen mit einem porösen
Material, welches entweder aus einein Ge-
webe oder einem Holzgeflecht besteht, und
welches man so auf die Wand befestigt,
daß es nicht direkt aufliegt, sondern einen
Raum zwischen sich und der Mauer freiläßt.
Auf diese Weise hat die Feuchtigkeit nicht
die Kraft, die Tapeten oder Leimfarben
dunkel zu färben, sie kann sich auch noch
einen Weg suchen, wo sie ohne Schaden
entweichen kann. Durch Zuführung frischer
Luft durch Abzugskanäle muß dann, wenn
die Sache schlimm ist, nachgeholfen werden.
Daß die Zimmerluft schon allein feuchte
Wände schaffen kann, dafür ein Beispiel:
Bei der Neueinrichtung eines alten Hauses
fand sich ein Zimmer vor, welches circa
sch Meter hoch feuchte Wände zeigte; um
diese zu beseitigen, wurde der Mauerputz abgehauen und sollten die
Wände mit Asphalt belegt und neu verputzt werden. Es fand sich
aber eine Asphaltschicht und noch die Flächen mit Glas belegt
bereits vor, es hätte also die Wand nicht feucht sein können,
wenn die Zimmerluft nicht selbst die Nahrung dazu lieferte. —

Abbildung Nr. 9H8. Fenster-Draperie.

rischen Anforderungen so und nicht anders fein und in den Woh-
nungen werden ganz und gar nicht zusammengehörende oder mit
einander harmonirende Stücke zusammen getragen, da zu einer
„künstlerischen" Einrichtung möglichst viel Farben und Stilarten
gehören. — Nach jeder Richtung hin ist so das Wort für die
ärgsten Verstöße gegen die Aesthetik verantwortlich gemacht worden,
aber es hat wohl kaum in Bezug auf einen Gegenstand so viel
Schaden angerichtet, als hinsichtlich der Lampenschirme. Die
Lampe selbst büßte trotz Gas- und elektrischem Licht an Beliebtheit
nicht nur nichts ein, sondern dieselbe wächst im Gegentheil von
Zahr zu Jahr. Nicht allein der Studirende liebt sie, ihres ruhigen,
stetigen Lichtes wegen, auch im Salon wird diese Art der Be-
leuchtung jeder anderen vorgezogen, denn unter derselben sind die
Zeichen, welche die Jahre ins Angesicht malen, weniger sichtbar
und wird die Frische und Schönheit der Zugend erhöht. So fehlt
denn in fast keinem Heim die Lampe, gewöhnlich von einem Schirm
überragt. Za das Wort „überragt" erscheint als das richtige,
denn der Schirm fügt sich der Lampe nicht als ein dazu gehöriges
ein, mit derselben ein Ganzes bildend, sondern überschattet sie
meist derart, daß er die Hauptsache ist. Ein „künstlerischer"
Lampenschirm muß in vollständiger Harmonie mit der Lampe
stehen und dem Zwecke dienen, für den er bestimmt ist, aber wie
viel überladene, feuergefährliche, gekünstelte und unnütze Artikel
findet inan gewöhnlich, ehe man auf einen stößt, der wirklich der
Bezeichnung Ehre macht. Spitze, gemachte Blumen, dünne Seide,
das ist das Material, aus welchem die Schirme hsrgestellt werden,

oft drei bis vier verschiedene farbige Stoffe übereinander und
darüber Tüll, Spitzen und Blumen in solcher Fülle, daß ein Gebäude
daraus wird, das die Hauptsache bildet und unter welchem der
Gegenstand, den der Schirm doch nur schützen und schmücken soll,
die Lampe, gänzlich in den Hintergrund tritt. Da sieht man z. B.
eine Lampe aus weißem, fein bemaltem Meißener Porzellan und
auf diesem schlanken, zierlichen Ständer ruht ein Schirm, dessen
Schwere ihn vollständig zu erdrücken scheint. Der „Künstler" hat
zuerst aus Draht eine Fa^on geschaffen, von einem Nmfange, der
für eine der riesigen vom Fußboden reichenden Lampen noch zu
groß erscheinen würde, und darauf Seide, Blumen und Spitzen
in verschwenderischster Fülle ausgestreut. Zn mehrfachen Lagen
zieht sich vielfarbige Seide über den Draht, zwei in Bogen und
Falten aufgenommene Volants garniren dieselbe und dicke Blumen-
sträuße liegen an den Seiten aus, aus denen einzelne Blüthen
heraus und bis zur halben Lampe herabreichen. Das Licht wird
so nicht gemildert, sondern überhaupt verhindert durchzudringen,
die Symmetrie des Ganzen ist zerstört und die geringste Unvor-
sichtigkeit kann den künstlichen Ausbau in Flammen setzen.

Damit ein Lampenschirm wirklich die Bezeichnung „künstlerisch"
verdient, ist vor Allem nöthig, daß er sich der Lampe, zu deren
Schutz und Schmuck er dienen soll, vollständig anpaßt, daß er nicht
nur die richtigen Größenverhältnisse einhält, sondern auch im Genre
mit ihr übereinstimmt. Za die Hausfrau wird sogar einsehen
lernen müssen, daß es Lampen gibt, für welche ein Schirm, und
sei er noch so schön, sich durchaus nicht eignet. (Schluß saie °>s.)
 
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