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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Schulze, Otto: Ueber Tafel-Silber und Tafel-Geräth
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0213

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ZU beziehen nur durch den Buchhandel.

Preis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Vesterr.-Ungarn u. das gesammte Ausland Mk. 5.50.
Telegramm-Adresse: Roch Verlag, Darinstadt.

Nachdruck nur mit spezieller Lrlaubniß und genauer Vuellen-Angabe gestattet.

Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaken.

Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erschein! ein Heft.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

V. Iahrg. 1694.

-M Leipzig ^ Darnrstadt Wien. M-

November-Heft.

von Vtto Schulze, Köln a. Rh.

Ml>ls mit Beginn des s8. Iahr-
Hunderts die „deutsche" Er-
findung des Porzellans den chine-
sischen Importen siegreich den
Boden entzog, das Erstehen zahl-
reicher Manufakturen eine gewisse
Wohlfeilheit selbst besserer Por-
zellane zeitigte, verlor auch das
Silber seinen Werth und seine Be-
deutung für die prunktafeln der
Reichen und Vornehmen. Schon zu
Ende des s 7. Jahrhunderts war in
Holge der dauernden Kriegswirren
und der totalen Verarmung dieEdel-
schmiedekunst wegen Fehlens belang-
reicher Aufträge auf deutschem Bo-
den fast ganz erstorben, und so hatte
die mächtig erblühende keramische
Industrie um so leichteres Spiel,
der Edelschmiedekunst im Dienste
der Tafel den Todesstoß zu geben.
Schon bevor Böttcher mit seiner
genialen Erfindung auf den Plan trat, hatten viele deutsche und
holländische Keramiker neben ihren stets mißglückten Versuchen,
das chinesische Porzellan nachzumachen, erträgliche Surrogate in

Abbildung wZs. Ehrru-

ihren Fayencen geschaffen; und in demselben Maße, wie später
das echte Porzellan das Silber verdrängt, weicht das Zinn, das
Scheinbild des Silbers, der neben dem Porzellan sich erfolgreich
behauptenden Fayence.

Aber auch sonst waren die nicht gerade glänzenden Verhält-
nisse der letzten Hälfte des s8. und der ersten Hälfte des sß. Jahr-
hunderts nicht dazu angethan, dem Silber auf deutschem Boden
die alten Gerechtsame an die Tafel zurückzuerobern. — In Frank-
reich liegen die Dinge zur gleichen Zeit wesentlich günstiger; reiche
Nebenflüsse des Landes hatten neben den klingenden Erfolgen
glücklicher Kriege Schätze angehäuft, die die Ausführung auch der
reichsten Tafel-Silber, die Emporhebung so berühmter Meister
wie Germain und Meissonnier als naheliegend und selbst-
verständlich erscheinen lassen. Selbst die Erzeugnisse der Porzellan-
Manufaktur Ssvres sind nicht im Stande gewesen, dem Tafel-
Silber erfolgreich Konkurrenz zu bieten. Bis heute hat daher in
Frankreich das Silber seine bevorzugte Stellung auf der Tafel,
und nicht minder auch auf dem — Toilettetisch behauptet. Doch
auch wir haben uns inzwischen politisch und wirthschaftlich erholt,
und seit Dezennien ziert wieder ebenso reiches wie kostbares Tafel-
Silber und geradezu künstlerischer Schmuck in herrlichen Aufsätzen
und sonstigem Geräth die Tafel des wohlhabenden deutschen
Bürgers. Das silberne Tafelgeräth erfreut sich heute wieder einer
Hingabe von Seiten der deutschen Silberschmiede in Bezug auf
Würdigung des Materials sowohl, als auf glückliche Lösung der
erheblich erweiterten Aufgaben wie selten zuvor. Und der Ruf
der deutschen Werkstätten dieser Art ist weit -über die Grenzen
des Vaterlandes hinausgegangen; nicht nur nach den übrigen
Staaten — darunter auch Frankreich — gehen die kostbarsten
Stücke, sondern sogar nach allen Ländern der Erde.

Beschäftigen wir uns in kurzen Zügen mit dein illustrativen
 
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