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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Volbehr, Theodor: Tapeten und Teppiche
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Philippi, P.: Die Frau und die Wohnungs-Ausschmückung, [2]
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Glasfenster und Glasthüren undurchsichtig zu machen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0185

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September-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite sZst.

erst entschlossen hat, in jedem einzelnen Fall nach der eigentlichen
Bedeutung des betreffenden Raumes zu fragen.

Wie aber verhält es sich mit der Fußbodenbekleidung? Genau
ebenso. Heutzutage imponirt uns freilich der „echte" orientalische
Teppich derart, daß wir ihn ohne Rücksicht auf die Farbe, ge-
wissermaßen als selbständiges Prunkstück überall verwenden. Man
kann Zimmer sehen, die ein großer einheimischer Teppich deckt
und auf dem ein halbes Dutzend Gebet-Teppiche und sonstiger
kleinerTeppiche desGrients
„malerisch" zerstreut liegen.

Es ist dagegen gar nichts
zu sagen, wenn die Farben-
und Formenwelt einiger-
maßen harmonirt. Wenn
aber der Haupt-Teppich
naturalistische Blumen-
guirlanden auf grauem
Fond zeigt und die anderen
Teppiche — bald hellroth,
bald grün, bald blau im
Grundton — stilisirte Ge-
bilde, geometrische Wüster
tragen, dann kann von
einem geschlossenen Ein-
druck nicht wohl mehr die
Rede sein. Es kommt
auch hier alles darauf an,
dem Stimmungs - Akkord
eines Zimmers keine fal-
schen Töne beizumischen.

— Ueber den Unfug, in
den Teppichen allerlei Szenerien zum Besten zu geben, ist schon
oft genug gesprochen. Wan scheint es allmählich überall zu
begreifen, daß man auf Gemälden nicht herumtreten soll. Aber
auch Stillleben und Blumenstücke gehören zu den Gemälden! Je
mehr in der Ornamentik des Teppichs von der Wirklichkeit ab-
gesehen wird, je mehr das organische Gebilde zur geometrischen
Formel erstarrt, desto ungenirter tritt unser Fuß darauf. Auch

in dieser Beziehung können wir noch täglich vom Orient lernen.
— Der Teppich ist im bürgerlichen Gebrauch des Nordländers
noch verhältnißmäßig neu, daran liegt es, daß man noch nicht
sehr vielseitig in der Ausstattung desselben ist, lange nicht so
vielseitig wie in der Ausstattung der Tapete. Tapeten für Wohn-
zimmer, Schlafzimmer, Salon rc. sortirt der Händler hin und
wieder, bei Teppichen denkt man an derartiges Rubriziren noch
nicht. Und doch liegt es aus der Hand, daß der Teppich den-
selben Gesetzen unterliegen
muß wie die Tapeten,
wenn es sich um das Be-
hagen eines Zimmers han-
delt, denselben überaus
einfachen Gesetzen. Das
Schlafzimmer ist eben kein
Eßzimmer, und so fort!
Ueberall aber kann zur
Erhöhung der Behaglich-
keit der Teppich beitragen,
allen hygienischen Grillen-
fängereien zum Trotz.
Tapete und Teppich sind
gleicherweise Erzeugnisse
des Luxus. Aber beide
beweisen, daß der Luxus,
richtig verstanden und an-
gewandt, von großer so-
zialer Bedeutung ist, weil
er das Behagen am eigenen
Heim zu heben vermag.—

Glasfeitster und Glastlzüren undurchsichtig zu
umchru, löst man einem Rezept der „Deutschen Drechslerzeitg."
zufolge eine Hand voll Uochsalz in ein achtel Liter Weißbier
aus und bestreicht mit einem Pinsel die Außenseite der Scheiben
kräftig und gleichmäßig mit dieser Wischung. Durch Abwaschen
mit heißenr Wasser ist der dünne, jedes Durchblicken verhindernde
Neberzug sofort zu entfernen. —-

Abbildung Nr. ;o;;. Reiches Badezimmer; mit Marmor-Wanne.

Aus der Fabrik: Aktien-Gesellschaft Schaffer L walcker, Berlin.

auf einander folgen lassen. — Wandschränke überklebt man häufig
mit Tapete, um die einheitliche Fläche der Wand nicht zu stören;
dies ist vom dekorativen Standpunkte aus grundfalsch, man
wahre den selbständigen Eindruck solcher Gegenstände und betone
den Aarakter des Waterials.

Eisenbeschläge an Thüren, Fenstern usw. werden, wenn die
Thüre usw. verkehrterweise mit Oelfarbe gestrichen wird, in der
Regel mit überstrichen, was wieder ein entschiedener Fehler ist.
Die Beschläge sollen eine, wenn auch einfache, so doch in sich
abgeschlossene Form haben und dann mit selbständiger dekorativer
Wirkung hervortreten. Ueber die Behandlung kupferner oder
ähnlicher Beschläge herrscht wohl kein Zweifel, eiserne dagegen,
welche schwer in blankem Zustande zu halten sind, können einfach
gereinigt werden, ohne daß man das schwarze Oxyd zu hindern
sucht, auch können dieselben dem natürlichen Oxyd entsprechend
geschwärzt werden, doch ist hier ein Anstrich, der nicht abfärbt,
selbstverständlich der oben empfohlenen Ofenschwärze vorzuziehen.

Ebenso wie große weiße Flächen, sind auch große schwarze
Flächen zu vermeiden. Das Hauptsächlichste, was in dieser Be-
ziehung in Betracht kommt, sind schwarze Alaviere. Hier kommt
noch die bei Holzmöbeln im Allgemeinen besprochene stilwidrige
Eigenschaft hinzu, daß das Material nicht seiner Eigenthümlichkeit
gemäß behandelt ist und die natürlichen Schönheiten desselben nicht
benutzt, vielmehr mit einem undurchsichtigen Lacke verdeckt sind.

Eine ausgezeichnete Zierde des Zimmers ist der Blumentisch,
und eine Zierde des Zimmers und des äußeren Hauses zugleich

ist ein Blumenbrett vor dem Fenster. Unter den letzteren sind
denen mit eisernen Stäben solche mit einem kleinen hölzernen
Lattenzaune vorzuziehen. Die gewöhnlichen irdenen Blumentöpfe
sind als solche schöner und stilvoller als die Porzellanvasen, welche
zur Aufnahme der ersteren dienen. Abgesehen davon, daß es
unter den bemalten und nichtbemalten Basen eine Unmenge ge-
schmackloses Zeug gibt, harmonirt die Pflanze mit dem natürlichen
Steinkarakter des irdenen Topfes sehr gut, mit dem Porzellan
sehr wenig.

Sträuße lebender Blumen, sowie Wakartsträuße braucht man
nicht erst zu empfehlen, außer diesen aber bilden Haide, gelbe
Farren, vergilbte Brombeerzweige, Hagebutten, Astern, gelbes
Waldgras usw., wenn sie geschickt zusammengefügt sind, auch in
verwelktem Zustande einen schönen Strauß. Man hüte sich jedoch
vor gefärbten Gräsern, die heutzutage leider manche Stubenecke
verunzieren. Außer den hierzu üblichen Porzellan- und Glas-
gefäßen, bei welchen wieder, gemäß dem Stande der diesbezüglichen
Industrie, die Gefahr der Stillosigkeit nahe liegt, verschmähe
man einfache graue Steingutkrüge nicht, welche, mit einem hübschen
Strauße versehen, in den besten Zimmern als Zierrath auftreten
können.

Was den Bilderschmuck anbetrifft, so eignen sich einerseits
farbige besser zur Wanddekoration als farblose, andererseits aber
sind, wenige wirklich gute und entsprechend theuere Fabrikate aus-
genommen, unsere landläufigen Farbendrucke in Folge ihrer gründ-
lichen Mangelhaftigkeit gar nicht existenzberechtigt, cschiuß im w»°ber-hest.)
 
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