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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Hofmann, Albert: Tafel-Silber, [2]
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Tafel-Schmuck und -Freuden, [3]
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Verfahren zur Färbung und Musterung von Holzfurnituren
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0235

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November-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

5eite f7s).

Bei der Komposition, wenn ich so sagen darf, der Tafel ist die Zu-
sammenwirknng des Silbers mit den ausgestellten Speisen nicht außer Acht
zu lassen, denn man muß doch annehmen, daß inan auf die Speisen nicht
das launige Wort über Kurhessen auwenden darf:

Auf der Prunktafel insbesondere da erscheinen alle jene Delikatessen,
die uns an die Schaufenster der Läden banne». Das Stillleben, das sich
hier entfaltet und aufbaut, übt in seinem künstlerischen Aufbau und in
seiner Farbengebung einen bestrickenden Reiz auch auf das feinste künstlerisch
gebildete Auge aus. Und so kommt es auf die Tafel. Die Wichtigkeit der
künstlerischen Jusammenwirkung mit dein metallenen und gläsernen Tafel-
geräth, mit den Blumen und mit den Kannen ist eine unbestrittene. In
zahlreichen Bildern niederländischer Maler sehen wir solche Tafelstillleben
zum Gegenstand künstlerischer Behandlung gemacht, in den meisten Fällen
bildet ein edles silbernes oder filberoergoldetes Tafelgefäß den Mittelpunkt.
Hummern aus der Bretagne, Tongoneten aus dem adriatischen Meere, Ge-
birgsforellen, Sterlett von der Wolga und Fogasch aus der Donau, xsrclrsunx
ronKss (rothe Rebhühner) aus Spanien, Enten aus Rouen, schottische Haide-
Hühner, Wachteln ans Toulouse, Fasanen aus Böhmen, Birkwild und Hasel-
hühner aus Rußland und Grtolanen aus Frankreich; Weintrauben aus
Fontainebleau, Ananas ans Madeira, Bananen aus Südamerika, Birnen
und Aepfel aus Frankreich und Oliven aus Italien — im Winter wird die
Fremde, im Sommer die Heimath zum geschmackvollen und künstlerischen
Schmuck der Tafel herangezogen. Aber Auge und Mund müssen in gleicher
weise ihre Befriedigung finden, soll der Genuß ein vollkommener sein. Man
vergegenwärtige sich auch den künstlerischen Genuß. Weiche langhaarige
Teppiche von tiefsatten Farben dämpfen den Schritt; kein Lant ertönt außer
den: gesprochenen Wort, dem Klingen der Gläser und dem unvermeidlichen
Klappern der Teller, von den wänden strahlen goldumrahmte mächtige
Spiegel das Bild unserer festlich geschmückten Gestalt tausendfach zurück.
Palmen und Blumen füllen die Ecken und dämpfen dort das auffallende
Helle Licht zu einem ruhigen Dämmerlicht. Auf dem damasrirton Leinen,
den blumenbemalten Tellern, in dem funkelnden Wein spielt das schöne
warme Licht der lebhaft bewegten Kronen. Ls wird zurückgeworfen in den
silbernen Gabeln und Messern, von den silbernen Platten, von dem silbernen,
theils vergoldeten Tafelaufsatz, der süße Früchte und feurige Blumen trägt,
es spielt auf dem silbernen Geräth, das an den Tisch herangebracht wird,
um uns den Braten frisch vom Feuer zu bieten, es strahlt vom Silber zurück
auf unser frohes Antlitz, die wir entweder in solchen glücklichen Lebens-
verhältnissen sind, daß uns ein solches Mahl zu Gewohnheit und Bedürfniß
geworden ist, oder zu dem uns ein glückliches frohes Lreigniß zusammenführt
und auf ein paar Stunden die Bitterkeiten des Lebens vergessen inacht. —
Auch die Jusammenwirkung des Silbers mit der Kleidung der Tischgäste ist
ein sehr beachtetes Moment. Allerdings kann hierin nicht viel verdorben

werden, denn der neutrale, glänzende oder matte Ton des weißen Netalles
oder der gedämpfte Ton des antiken oder oxydirten Silbers tritt mit so
ziemlich allen Farben in harmonische Wirkung oder Gegenwirkung. Am
leichtesten mit dem ja auch bei uns schon bei nicht immer hochfeierlichen
Tafeln oft gesehenen schwarzen Frack der Herrn. Die Damen haben freilich
zu unterscheiden zwischen der Tages- und der Abendtoilette, während für
erstere auch die kälteren Farben gut bestehen können, sind für letztere die
verschiedenen Nüancen von Grün, (Drange, Gelb, Roth und ähnliche warme und
lichte Töne vorgezogen. Aber sowohl die Tages- wie die Abendtoilette braucht
sich nicht vor der Jusammenwirkung mit dem Silber zu scheuen. Die dunkel-
haarige Dame mit gelber oder blasser Gesichtsfarbe, die zur tiefrothen Be-
kleidung Korallenschmuck und Granatblumen trägt, junge, üppige, blühende
Mädchen, deren rothwangige strotzende Gesundheit ihnen nicht distinguirt
genug erscheint und die das Blau wählen, um zarter und bleicher zu erscheinen,
die schmächtige, gefallsüchtige Frau, die gelbliche und erbsengelbe Seidenstoffe
bevorzugt, das Auge auf sich zu lenken und sich dadurch mehr Fülle zu geben,
die beliebte weiße Kleidung aus Musselin mit Spitzenbesatz, die vergrößert
und stärker erscheinen läßt, das Grün und Blaugrün, das einer frischen,
rothen, blühenden Gesichtsfarbe entgegengesetzt wird, und endlich das Schwarz,
das verkleinert und schmäler inacht; von allen diesen Farben sorgfältig
erwägender Frauenklngheit braucht nicht eine disharmonische Wirkung mit
dem Silber befürchtet zu werden, sondern sie gehen am Tage mit ihm zu-
sammen durch das durch den Blumenschmuck der Fenster gedämpfte Licht,
am Abend durch die alles vermittelnde Wärme unserer vielleicht noch farbia
nüancirten künstlichen Beleuchtung. Ls ergeben sich hieraus eine Summe
künstlerischer Wirkungen.

Ich möchte deshalb wünschen, daß das Tafel - Silber, wenn auch
in beschränktem Umfange je nach den betreffenden Verhältnissen, immer
weitere Verbreitung auch in den Gesellschaftskreisen finde, welche nicht
gerade mit Ueberfiuß gesegnet sind und nicht nur auf den gesellschaft-
lichen Prnnktafeln, sondern auch auf der Familientafel. Lin Anfang dafür
ist bereits in den bescheidensten Familien gemacht, indem wir Gegenstände
aus Silber als Pathengeschenke widmen, die ein ängstlich und eifersüchtig
gehüteter Hausschatz werden und bleiben, ein Schatz, der sich auf Kind und
Kindeskind vererbt. Man darf nicht immer annehmen, daß es lediglich das
brutale Gefühl für den Metallwerth ist, welches diese Liebe zum Silber
hervorruft, sondern man darf annehmen, daß in gleichem Maße die künstle-
rische Farbe des Metalles wie seine geschmeidige Form das Gefallen seiner
Besitzer erregen. In Folge dieser Eigenschaften waren wir gewohnt, das
Silber bisher den Edelmetallen zuzurechnen und es ist als solches auch für
geringere Mittel erreichbar, namentlich da es im Preise stetig fällt, wenn
man in Folge dieses Umstandes auch schon versucht hat, das Silber auf die
Stufe der Halbedelmetalle zurückzudrängen, so bezieht sich das nur auf den
Materialwerth und hat mit den hervorragend künstlerischen Eigenschaften
des Metalles nichts zu thun. Diese werden immer das bleiben, was uns

um Verwechselungen zu vermeiden, wenn die Tassen etwa frisch gefüllt
werden sollten, daß jeder Gast, wenn irgend möglich, eine besondere Tasse
erhält. Und da haben wir denn hier eine Vertreterin des Rokoko mit Gold-
schnörkel und Figurenmalerei; dort eine der Delfter Fayence, vielfach gebuckelt
und auf jeder der kleinen rundlichen Flächen eine Landschaft tragend; drittens
eine Griechin und viertens eine Lhinesin. Doch es würde zu weit führen,
all diese Formen näher zu bezeichnen. Aber der Mokka allein thuts auch
nicht, wir nehmen einen kleinen Likör dazu. Er wird ans einem kleinen
weißen, irdenen Krug mit Silberkappe, oberhalb braun glasirt und zwischen
den drei Henkeln mit figürlichen Reliefs verziert, in kleine, gleichartige
Becher verschenkt, die einen silbernen Rand haben.

Da ladet das Orchester zur Polonaise ein. Diese muß ein Jeder mit-
machen, und das Jubelpaar schreitet voran. Da wir aber kein Freund von
Rundtänzen und derartiger Gymnastik mit Musikbegleitung sind, verabschieden
wir uns und suchen das eigene Heim auf. A. 8ch.

erfahren zur Färbung und Musterung
von Holzfurnituren.

TfD^ie Erfindung besteht in der Zurichtung und Färbung, beziehungsweise
Beizung von Furniren, angewendet auf diejenige Seite, welche mit
der Unterlage verbunden wird, damit sich die Beize durch die Poren des
Bolzes auf die äußere Seite, beziehungsweise die Oberfläche des Furnirs
hindnrchzieht, wobei die natürliche Struktur (die Maser) des Holzes unverletzt
bleibt. Am besten eignen sich zu dem Verfahren dünne Furnire aus porösen
und weichen Holzarten, z. B. Eschen- oder Ahornholz.

Das neue Verfahren bezweckt im Einzelnen:

die natürliche Struktur oder Maser des Holzes zu erhalten;

2. eine Oberfläche zu erzeugen, deren Färbung durch Abnutzung und
Gebrauch nicht verändert werden kann;

2. zu bewirken, daß im Falle einer äußeren Beschädigung durch Neu-
poliren das Furnir stets unter Wahrung seiner ihm einmal gegebenen
Färbung in seinen früheren Zustand gesetzt werden kaum

Das Verfahren besteht in der Anwendung einer Beize oder eines
Sättigungsmaterials auf der unteren Seite des Furnirs, welche mit der
Unterlage oder dem zu deckenden Gegenstände verbunden wird; das so vor-
gerichtete Furnir wird sodann mittelst Leim oder einein anderen Bindemittel
durch entsprechenden Druck, wie er zur Aufbringung von Furniren gebräuchlich
ist, mit der Unterlage verbunden. Dieser Druck treibt die Beize oder das
Sättigungsmaterial in die Poren des Holzfurnirs, ohne dessen natürlichen
Zustand zu verändern. Die Beize oder das Sättigungsmaterial kann direkt
auf die Unterseite des Furnirs gebracht werden und der Leim darüber oder
auf die zu überziehende Unterlage, je nachdem es an: passendsten erscheint.
Anstatt die Beize oder das Sättigungsmaterial direkt ans das Furnir zu
bringen, kann man es auch den, Leim oder dem Klebstoff beimischen und
das Furnir in der gewöhnlichen Weise durch Druck befestigen.

Durch dieses Verfahren behält das Furnir stets die ihm gegebene Farbe,
und da die Farbe auf die Unterseite aufgetragen und durch Druck durch das
Furnir Hindurchgetrieben ist, kann die Außenseite des Furnirs in jedem Falle
einer äußeren Verletzung stets wieder aufpolirt werden, ohne ihre Farbe zu
verändern.

Die Furnire können in jeder beliebigen Farbe und Schattirung her-
gestellt werden.

Lei der Behandlung von Holzfurniren in der gebräuchlichen weise
durch Beizen oder dergleichen, oder bei Behandlung der Oberfläche mit ver-
schiedenen Mitteln leidet die Holzfaser mehr oder weniger und die oberfläch-
liche Färbung wird leicht durch Abnutzung und Gebrauch zerstört.

Beim neuen Verfahren dagegen werden die Holzporen mit Farbstoff
durchgehend gefüllt, und es kann das Aufpoliren des Furnirs von Zeit zu
Zeit so lange erneut bewirkt werden, als noch eine Spur von ihm vorhanden ist.
 
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