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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Luthmer, Ferdinand: Der Tapzierer und seine verschiedenen Stile
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Die Verarbeitung der Linkrusta-Tapete
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Zur Entfernung des Rostes von polirtem Stahl
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Manefeld, D.: Bilder als Zimmer-Dekoration, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0120

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Seite 86.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Zuni-kfeft.

losen perlenschnüren gebildeten Vorhängen, den „Grillagen",
ein hübsches, der weiteren Ausbildung fähiges Motiv geschenkt
haben. Freilich wird ein Tapezierer, der sich von den „Stilen"
frei machen will (und dazu muß er sie zuerst gründlich kennen),
sehr bald zu der Ueberzeugung kommen, daß er auch den größten
Theil der künstlich geschnittenen, um- und verschlungenen Falten,
sowie Aöpfe über Bord werfen und sich an die wenigen natürlichen
Motive halten muß, die sich aus der technisch richtigen, einfachen Auf-
hängung der Vorhänge von selbst ergeben und unsere Wohnräume
sicher ebenso schmücken
würden, wie die obigen.—

Dip Verarbeitung

der

Linkrusta-Tapet^.

Line große Genauigkeit
erfordert das Beschneiden und
Zuschneiden derselben; das-
selbe geschieht am besten auf
Ziuk- oder Glasunterlage
mittelst eines scharfen Messers
und eines schweren eisernen
Lineals in derselben Weise
wie bei Leder- und anderen
Tapeten; wenn möglich, wolle
man die Linkrusta in den
Ecken nicht aufschneiden, son-
dern herumkleben, indem da-
durch ein bedeutend besseres
Aussehen erzielt wird, resp.
wenn die Bahn zu breit, läßt
inan die eine Hälfte soweit
als nöthig um die Ecke gehen.

Die Wand muß glatt
sein und kann aus Kalk-, Gips-
oder Lementputz bestehen.

Lehmputz eignet sich nicht
dafür. Die Entfernung von
alten Tapeten, sowie ein An-
strich von Leimfarbe ist erfor-
derlich. Als Klebstoff dient
Mehlkleister mit Tischlerleim
in i/g der «Quantität, welcher
stark zubereitet sein muß. Ge-
uaues Lothen ist erforderlich;
das sogenannte Tapezierer-
Lothen genügt nicht, um eine
akkurate Wandfläche zu er-
zielen. Bei langen Bahnen
benutze man einige Schuh-
macherstifte ohne Köpfe, um
das Abfallen der Tapeten,
bevor sie trocken geworden
sind, zu verhüten; die Stifte
saugen sich in der Linkrusta
an. Das Andrücken geschieht
wie gewöhnlich von der Mitte
aus, um die zwischen Bahn
und wand befindliche Luft
herauszubriugen; etwa noch
bestehende Blasen sticht man

mit einer Nadel auf und drückt die betreffende Stelle fest an. — Beim
Kleben auf Eisen ist es nöthig, daß man pro Eimer oben angegebenen
Klebstoffes eine Hand voll aufgelösten gewöhnlichen Waschsodas beimischt.
Bei feuchten wänden empfiehlt es sich, die Wand vorher zweimal mit einem
von der Linkrusta-Walton-Fabrik in Hannover zu beziehenden Firniß zu
streichen, nur muß der erste Firniß trocken sein, ehe man das zweite Mal
streicht. Bei kaltem Wetter muß die Linkrusta vor dem Aufrollen warm
gestellt werden, damit sie wieder geschmeidig wird. —

Mdeh als -Hmrmer-^Wekoratwn.

Don D. Manefeld, Mainz.

s fehlt uns nur noch an Bildern." Das kann man des öfteren
in einem jungen Hausstand hören als eine fortwährende Be-
stätigung der zwar keines Beweises bedürfenden Wahrheit, daß
Bilder zur Dekoration einer Wohnung nothwendig sind. Warum
aber kompletiren die jungen Leute nicht auf einmal ihre Ausstattung und
kaufen ihre Bilder selbst, wenn sie vielleicht die zarten Anspielungen und
Winke im geeigneten Moment versäumt haben, oder wenn die guten Freunde

und verwandte nicht hinüber-

* Abbildung Nr. YHZ. Himmel-Bett im Stil Louis XVI. von L. phrygio.

Bur Entfernung des Nolles von polirtem Stahl empfiehlt
sich, die angerosteten Stellen mit einem Gemisch aus feinem Tripel und
Schwefelblüthe, welche init Hülfe von Vliveuöl zu einem Teige geknetet
werden, zu bestreichen und nach einiger Zeit mit einem weichen Leder
abzureiben. —

konnten über die Wahl und
(Hual bei dem großen An-
gebot des Kunsthandels und
bei der so verschiedenen und
immer mit besonderer Auf-
merksamkeit zu behandelnden
Bestimmung des Geschenks?
Warum will man seine Bilder
nicht alle auf einmal kaufen?
Unzweifelhaft, wenn auch oft
ganz unbewußt, weil die Be-
haglichkeit auf einem Zu-
sammenhang von Erinnerun-
gen beruht, etwas Zurück-
blickendes hat, die Freude an
dem Gewordenen ist.

Daß gegenüber den per-
sönlichen Erinnerungen deko-
rative Gründe keine Gültigkeit
haben, ist natürlich und land-
läufig — Be Zostidos —
soll uns aber nicht abhalten,
den freundlichen Leser einzu-
laden, im Folgenden die Be-
deutung der Bilder für die
Zimmer-Dekoration und hier-
mit inZusammenhang stehende
praktische Fragen ins Auge
zu fassen.

Gb ein Bild echt, gut
und werthvoll ist, fragen wir
diesmal nicht. Wir denken
nicht an die Gemäldesamm-
lung des Bilderliebhabers,
nicht an die Mappen mit sel-
tensten Blättern, die Schätze
des Kupferstichsammlers. wie
sich Bilder der Dekoration
wirkungsvoll einstigen, so
fragen wir und finden in den
Bildern nur ein Auskunfts-
mittel der Dekoration, dessen
Verwendbarkeit genau zu prü-
fen ist. Wir können uns sogar
sehr wohl denken, daß man
auch einmal aus dekorativen
Gründen von der Ausstattung
eines Zimmers durch Ge-
mälde, Kupferstiche rc. absieht,
wenn die Wände durch Plastik,
Malereien, Stoffe, Täfelung
oder selbst die Papiertapete
schon reich genug ausgestattet sind oder mit dem Ernst der Bestimmung des Lokals
das Spiel der Fantasie, wie es sich in Bildern geltend gemacht, sich nicht ver-
tragen zu können scheint (Bibliothek, Arbeitszimmer, Werkstatt, Wartezimmer.)

Der Gegenstand des Bildes, das Dargestellte kommt zwar für die Wahl
sehr in Betracht; die Dekoration aber befaßt sich zunächst mit der Platzfrage,
disponirt und arrangirt das nach den Dimensionen Zusammengehörige.

Hochformat macht ein Zimmer hoch, (puerformat erweckt die Illusion
des Breiten. Man hängt Bilder gerne niedrig und mit Recht; das Zimmer
gewinnt dadurch an einladender Traulichkeit; die zu hoch gehängten Bilder
gewähren dein Beschauer keinen Genuß, und der Gesammt-Lindruck bekommt
dadurch selbst etwas Steifes, Verschlossenes, Unnahbares, Kaltes.

Lieber zu wenig Bilder als zu viele! Zu viele machen ein Zimmer
unruhig und verrathen auch zu vielerlei. Man denkt sogar an schadhafte
Tapeten oder an irgend etwas Anderes aus der Rubrik „Der Noth gehorchend,
 
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