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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Mai-Heft.

Teile 79.

-Hu unseren DlluNratwueiu

^Mie Anfangs-Vignette unseres vorliegenden Heftes entstammt der
M bewährten Hand unseres regsamen Mitarbeiters Larl hollmann und
symbolisirt in sinniger weise die nothwendige Heranziehung der Architektur
und ihrer Jünger bei der inneren Ausstattung der wohuräume, wie sie auch au-
deuten mag, daß das Mai-Heft speziell der Inuen-Architektur gewidmet sein soll.

Empsangs-Halle im deutschen Hause in LH,cago, Abbildung
Nr. 9^6 und 9^9. Vas deutsche Haus aus der Weltausstellung in Lhicago,
erbaut von dem Architekten I. Radke in Dresden, von Max Seeliger,
Berlin, mit reizenden altdeutschen Wandmalereien versehen und ausge-
schmückt unter Leitung des Architekten Wilhelm Fleck von mehreren Firmen,
hat bei allen Besuchern die
ungetheilteste Bewunderung
erregt. Wir führen unseren
Lesern dieses Mal zunächst
zwei Ansichten der großen
durch zwei Geschosse reichen-
den Empfangs-Halle vor, die
mit einem Sterngewölbe über-
deckt ist, das auf zwar ganz
Niedrigen, aber ungemein
wohlgebildeten Säulen ruht
und dessen malerischer durch
Dekorations - Maler Max
Seeliger gefertigter Schmuck
einen ungemein ansprechen,
den Eindruck macht. Rings
herum befinden sich Gallerien,
beziehungsweise an einerSeite
auch die Treppe zum Ober-
geschoß und die wände sind
durchgehends zur Vorführung
kleinerer Ausstellungsgegen-
stände nutzbar gemacht.

Salon in Rokokostil,
entworfen und ausgeführtvon
Schneider ck Hanau in
Frankfurt a. M., Bild-Bei-
lage I. Der Stil der augen-
fälligsten prachtentfaltuug
bleibt das Rokoko. Unser
Bild zeigt, wie hier fast nicht
mehr von einem hauxtmo-
ment und Ausgangspunkt für
die Ausschmückung die Rede
sein kann, sondern wie alle
Theile gleichmäßig zur Mit-
wirkung herangezogen sind.

Die reich stuckirte Decke mit
ihren eleganten Linienfüh-
rungen, die Theilung der
wände, die kostbare Brokat-
tapete in den Füllungen, die
in unseren, Lichtdruck leider
nicht sichtbaren, vollendeten
Malereien über den Thüren,
der Spiegel, der innerhalb
seiner Fläche noch ornamental
getheilt ist, der glänzende
Marmorkamin, die Stühlbe-
züge mit Applikationsstickerei, der schwere Teppich und die entzückenden
Porzellankunstschätze, Alles wirk, zusammen, um den Gesammteindruck präch-
tigsten Reichthums hervorzubringen, und unwillkürlich denkt man sich dazu
die leichtlebige frohgemuthe Gesellschaft, die i» ihrer Konversation ebenso
schnell von einem Gegenstand zum andern hinüberzuspriugen vermag, und
hierdurch so recht das Element des Frohsinns und Lebensgenusses bildet.

Empfangs-Halle und Arb eits-Zimmer der Villa Franz von Schön-
than, Abbildung Nr. 920 und 922. Diese von den Architekten Schilling und
Gräbener in Dresden erbaute Villa ist im Stile der deutschen Renaissance
durchgebildet. Die Vorhalle ist mit in den Ureis der Zimmer hineiubezogen
und in wohlgelungenster weise geschmückt. Die Haupt,nomeute hierfür
bilden die schöne Treppe und der bis zur Decke reichende mächtige Kamin,
vor der Treppe steht ein pianino, das den Raum als Versammlungsort der
Hausgenossen oder größerer geselliger Kreise kennzeichnet. Die holzdecke ist
reich getheilt und verziert, und der von ihr herabhängende Bronze-Lüster
vollendet den Eindruck des gediegenen Wohlstandes, der hier herrscht. — Sehr

interessant ist auch die Ansicht des Arbeits-Zimmers, das sich durch einen
Erkerausbau erweitert, der mittelst reich geschnitzten Geheges abgetrennt ist.
Die Geffnung ist in einen ganz kleinen und einen großen Theil zerlegt und
während letzterer mittelst eines auf reichgegliederten Konsolen ruhenden
Holzbalkens geschlossen ist, sehen wir die kleine Geffnung mittelst eines
Halbkreisbogens auf zierlicher Tragesäule überspannt. Den Bogen selbst
schließt eine schmiedeeiserne Füllung und vom Schreibtischplatz aus gesehen,
ist der Fernblick durch das Fenster nun durch den unteren Theil dieser
kleineren Geffnung zu einem entzückenden Bilde eingerahmt.

Kamin-Ecke in eine», Billardsaal in Bungay, von Architekt
Bernhard Smith, Abbildung Nr. 92z. Dieses Bild zeigt ein in englischer
Art reich ausgestattetes weiträumiges Gemach mit einem großen Erker-
ausbau, dessen Mitte der breite Kamin einnimmt, das aber außerdem die

Möglichkeit gewährt, mittelst
beiderseitiger Fenster noch von
drei Richtungen her Licht zu-
zusühreu. Juden, sich auf
diese weise eine angenehme
Lichtfülle mit der Nähe der
Wärmequelle vereinigt, ist ein
Raum von ausnehmender Be-
haglichkeit geschaffen und ge-
wiß werden die einladenden
Sitze desselben, deren Seiten-
lehnen in bequemer weise zu
kleinen Tischen ausgebildet
sind, zu den gesuchtesten des
Saales für alle die gehören,
die sich für eine weile nicht
an den, Spiel selbst bethei-
ligen wollen.

Lingangs-Halle zum
Logenhause bei New-
market, Abbildung Nr. 924.
Diese Halle des von heskath
und Stokes erbauten Hauses
bildet den Vorraum zu den
Fest- und Arbeitssälen der
Loge und dient den Brüdern
als Wandel- und Empfangs-
halle. Eine stattliche Treppe
führt nach den oberen Ge-
mächern, für deren Zugang
durch Ausbau einer Gallerie
ein besonderer Korridor ent-
behrlich gemacht ist. hier-
durch konnte der Halle die
ansehnliche höhe gegeben
werden, auf der vor Allem
ihre großartige Wirkung be-
ruht. Zugleich breitet sich
über den ganzen Raum durch
das hohe Seitenlicht, das
außerdem durch sarbigeGläser
gebrochen wird, eine weihe-
volle gehobene Stimmung.
Die Durchbildung im Ein-
zelnen läßt die meisterhafte
Beherrschung der Formen und
den Fleiß erkennen, den die
Architekten auch den kleinen
und untergeordneteren Gegen-
ständen zu Theil werden lassen und der dem Ganzen den Stempel vorzüg-
lichster Vollendung aufdrückt.

vestibül-parthie, Griginal-Eutwurf von E. Bernhardt, Abbildung
Nr. 92s. Für eine Vorhalle, die gewöhnlich von mäßigen Dimensionen,
quadratisch oder achteckig angelegt ist, gibt der Barockstil ungemein dankbare
Ausstattungsmotive. Auf bewegliche Möblirung braucht nicht viel Rücksicht
genommen zu werden, ein paar Bänke oder Sitze in Nischen genügen, und
es steht dem Künstler sonach frei, ganz nach Gefallen zu schalten und zu
walten. Das Hauptmotiv für den unteren Theil bildet die Treppe, die hier
mit reichgeschmiedetem Geländer ausgebildet ist, das sich am oberen Austritt
sehr geschickt um einen Umgang herum sortsetzt. Die wände sind durch
elegante Doppelpilaster gegliedert, zwischen denen sich figurengeschmückte
Nischen befinden und die Decke fügt sich zu einen, Kuppelgewölbe zusammen,
das reiche Malereien zieren.

Treppenhaus in Lhislehurst, von Architekt E. Newton, Abbildung
Nr. 926. Unsere Abbildung zeigt, wie die Engländer es verstehen, auch auf

Abbildung Nr. 925. Vestibül des Landes-Ausschuß-Gebäudes zu Straßburg.

Entwurf und Bauleitung von Architekt Professor Skjold Neckelmann, Stuttgart.
 
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