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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Reimann, Franz: Die Zimmerdecke mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bauart
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Ein neues Malmittel
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Walsch, Ignatz: Wohnungs-Arrangements in Mieths-Häusern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0099

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Mai-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Leite 69.

Richtungen legte, rechteckige oder quadratische Felder, dann ließ
man hier und da ein Stück aus, so daß die Felder ungleich groß
wurden, endlich ging man so weit, daß man mit Kreisen und
Kreisbogen arbeitete oder geometrische Aassetten bildete. Man
machte die Balken nun natürlich nicht mehr massiv, sondern ver-
leimte sie aus drei Brettern, so daß hohle Aasten entstanden, da-
durch wurden dieselben erstens leichter, zweitens billiger und drittens
rissen sie nicht. Da diese Bauart die Verwendung edler Hölzer,
sowie aller anderen Materialien, als Metalle, Stuck, Terrakotta usw.,
in viel größerem Umfange gestattete, so wurden die Decken immer
prunkvoller gehalten, man bediente sich der Intarsia, der Malerei
und aller anderen Dekoratiousversahren. Doch geht das schon
über den Rahmen dieser Skizze, deren eigentlicher Zweck war,
über die konstruktiven Decken zu sprechen, hinaus; ich hoffe, der
mir vorgesteckten Aufgabe gerecht geworden zu sein, und nehme
vielleicht bei späterer
Gelegenheit noch-
mals Veranlassung,
aus die Verschieden-
artigkeit der Decken-
dekoration in ein-
gehender Meise zu-
rückzukommen.

Ein neues Mal-
mittel. Auf der vor-
jährigen Dresdener
Aquarell - Ausstel-
lung fielen mir unter
dem vielerlei von
Bildern in Wasser-
farben eine Serie
kleiner Stimmungs-
landschaften auf
durch die außeror-
dentliche Tiefe und
Leuchtkraft ihrer
Farbe. Damals
konnte ich keine Er-
klärung finden, wo-
durch dieser Effekt
erzielt worden war.

Den Schöpfer der Ar-
beiten kannte ich als
den kunstgewandten
Dilettanten vr. Ia-
cobsen. Er hat ein
Mal,nittel erfunden,

das er Aquolin nennt. Ich habe mich durch eigenes Experimen-
ten von der Brauchbarkeit dieses neuen Stoffes überzeugt und
glaube, daß er besonders in seiner Verwendung für kunstgewerb-
liche Zwecke eine Zukunft hat. Denn durch die Beimischung einer
geringen Menge Aquolin in das Farbenwaffer ist man im Stande,
auf Alles zu malen, da die Farbe selbst auf der glattesten oder
fettigsten Fläche sich nicht sperrt, sondern, ohne in Tropfen stehen
zu bleiben oder Ränder zu geben, sich gleichmäßig auftragen läßt.
Für sein Malmittel hat De. Iacobsen, der als Themiker einen
bekannten Namen hat, ein besonderes Fixatis hergestellt, eine Harz-
Wachsmaffe, die, in einer dünnen Schicht darübergestrichen, sogar
ein Abwaschen der bemalten Gegenstände ohne Schaden für die
darunter befindliche Malerei ermöglicht. —

Den Bildhauern wird die Erfindung von großem Nutzen
sein beim Tönen bezw. Bemalen von Gipsgüffen, wobei sie jetzt
noch viel mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, da der Gips
andere Flüssigkeiten nicht gleichmäßig ausnimmt. — ». r>. „A-ai-r».)

Abbildung Nr. 922. Arbeits-Zimmep in -ep Villa Srljöntlzan. Arch. Schilling L Graebner.

^ohnnngs-Mrrittigkments in

von Ignatz Malsch. «Schluß aus dem April.heft.)

om Weine ist es zum Gesang nicht weit. Wir wollen
deshalb auch dem Musik-Zimmer einige Beachtung
schenken. Der Hauptschmuck des Raumes, der Flügel,
steht in der Mitte, die Alaviatur dem Lichte zugewendet. Man
beachte hierbei, daß zu große Nähe des Fensters die Saiten ver-
stimmen würde. In die Nähe des Flügels gehören Notenschrank
und Notenpulte. Geeignete stellbare Alavierstühle und einige
Tabourets sind nicht zu vergessen. In die Rundung des Flügels
stellt man ein geschweiftes „Flügelsofa". An den Wänden stehen
Polsterbänke, dazu zwanglos gruppirt einige Tabourets und
Tischchen. Uebergardinen dürfen nicht gerafft sein; schmale glatte
Vorhänge aus Seide oder leichtem Seidenplüsch sind Alles, was

der Raum an Dekora-
tionen enthalten darf,
damit der Ton nicht
geschwächt wird. Der
Fußboden soll hier
möglichst einen wohl-
gepflegten Parkett-
boden zeigen. Die
Wände schmücken
die Bildnisse bedeu-
tender Musiker. Die
Farben wähle man
recht hell und freund-
lich.— Einen solchen
Eindruck soll auch
das Boudoir der
Hausfrau machen.
Zierliche Polster-
möbel umgeben den
Tisch, in der Nähe
des Fensters steht der
Damen - Schreibtisch
mit weichem Fell-
teppich und einem
kleinen Schreibsessel,
gegenüber einDamen-
bücherspind, das eini-
gen Goldschnittbän-
den Raum bietet, und
oben mit Nippes und
Fotografien bestellt
wird. Eine Blumen-
terraffe, Handarbeits-
tischchen, Etageren und Spiegel bilden das übrige Mobiliar.
Zierliche Formen und Helle Farben sollen dem Raum ein heiteres
Aussehen geben. Die Ausschmückung der Wände und des Bodens
überlasse man ganz dem Geschmacke der Bewohnerin, die hier
Raum für viele schöne Handarbeiten finden wird.

Während sich die auf ihrer niedlichen Ehaise longue ruhende
Hausfrau eifrig in die Lektüre vertieft hat, ist der Hausherr nach
seinem Arbeits-Zimmer gegangen. Der große Schreibtisch steht
frei im Zimmer, vor dem Schreibtisch ein bequemer Wartburg-
stuhl, dahinter die mächtigen offenen Bücherregale. An die Rück-
seite des Schreibtisches lehnt sich die mit einem weißen Fell über-
worfene Ehaise longue, an deren freier Seite ein Luthertischchen
mit Rauchservice steht. Eine seitlich vom Schreibtisch stehende
Lataniapalme wölbt ihre großen Blätter hoch empor; die vierte
Seite des Schreibtisches nimmt der Aktenknecht ein. In den Ecken
stehen Büsten, Globus, Waffenständer oder — für friedliebende
Leute —- ein Tabakspfeifenständer. Kartentische, Zeichentische,
 
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