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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Waldau, Otto: Ein französisches Landhaus, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0085

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April-Heft.

Leite 59.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift

Inltrumriii zur Attzeigr von uusströmrndrm Lruchl-
gKS. Zur Anzeige von ansströmendem Leuchtgas hat ein Franzose,
Lalande, ein interessantes, sehr brauchbares Instrument auf
Grund der Thatsache konstruirt, daß Schießbaumwolle in Berüh-
rung mit fein zertheiltem Platin
sich entzündet, wenn die Luft eine
geringe Beimischung von Leuchtgas
enthält. Lalande gestaltet nach der
Beschreibung des Patentbureaus
Lüders in Görlitz seinen Apparat
so, daß ein kleiner Tylinder von
Hartgummi oben und unten mit
einem metallischen Deckel versehen
wird, während durch die Mitte
des unteren Deckels eine metallene
Stange, mit kleinem, in einem
Gummicylinder gleitenden Aolben
versehen, geführt ist. Der Aolben
wird durch eine Spiralfeder gegen
den oberen Deckel gedrückt, so daß
ein metallischer Aontakt zwischen
den beiden Deckeln erzielt wird.

Für gewöhnlich jedoch wird der
Aolben außer Berührung mit dem
oberen Deckel dadurch gehalten,
daß das äußere Ende der Aolben-
stange durch einen Faden Schieß-
baumwolle so mit der Grundplatte
des Apparates verbunden wird,
daß die Feder im Tylinder sich
im gespannten Zustande befindet.

Der Faden aus Schießbaumwolle
wird mit etwas fein zertheiltem
Platinschwamm imprägnirt; tritt

Leuchtgas hinzu, so verbrennt der Faden, die Feder schnellt den
Aolben gegen den oberen Tylinderdeckel, wodurch die den Deckeln
angeschlossenen Leitungsdrähte einer Batterie in Verbindung ge-
bracht und ein elektrisches Läutewerk in Thätigkeit versetzt wird. —

für Innen-Dekoration.

Reinigen von Teppichen. Zum Reinigen von Teppichen
empfiehlt der „Oekonom" folgendes Verfahren: Nachdem die
Teppiche gut ausgeklopft und gebürstet sind, tränkt man Säge-
spähne mit Benzin und reibt damit den Teppich so lange ab, bis

die Sägespähne rein bleiben. Große
Teppiche bestreut man s cni hoch
mit Sägespähnen, die mit Benzin
getränkt und genügend feucht sind,
um sich streuen zu lassen. Mit
Walzen, ähnlich wie Gartenwalzen,
walze man dann den Teppich Strich
für Strich ab. Dann kehre man
die Sägespähne ab und wiederhole
das Verfahren. Einige Zeit darauf
entfernt man etwaige zurückgeblie-
bene Flecken aus dem Teppich, die
durch die Benzinreinigung nicht ent-
fernt worden sind. Dasselbe Ver-
fahren gilt auch bei der Naßwäsche
großer Teppiche; nur benütze man
hierzu statt Benzin eine Sodaauf-
lösung zur Befeuchtung der Säge-
spähne. Man sorge, daß die Walze
nicht zu sehr aufdrücke und daß
nicht eine Befeuchtung der Rückseite
des Teppichs stattfindet. Aleine
Teppiche frischt man sehr schön auf,
wenn man sie nach dem Ausklopfen
über einen kurz geschorenen feuchten
Rasen zieht oder im Winter reinen
Schnee darüber kehrt. Man nimmt
nach dem Alopfen und Bürsten einen
Eimer Regenwasser, fügt 8 Eßlöffel
Salmiakgeist und 5 Eßlöffel Brannt-
wein hinzu und reibt den Teppich strichweise damit mittelst eines
reinen Scheuertuches ab, welches man nicht zu fest ausdrückt. Für
einen kleinen Teppich wird ein Eimer dieses Wassers genügen,
für größere muß man das Wasser mehrere Male erneuern. —

* Abbildung Nr. Z;o. Möbel-Füllung. Arch. R. Dorschfeldt.

dazu gehörigen Möbel sind sämmtlich zu haben, aber ihr Arrange-
ment und ihre Zusammenstellung erfordert eine Routine, wie sie
nur der Tapezier besitzen kann, weshalb ihm diese Aufgabe denn
hier auch meist zusällt, während sich der Auftraggebende nur vor-
behält, je nach seinem Geschmack späterhin noch einige Ände-
rungen zu treffen.

Salon und Schlafzimmer befinden sich iin ersten Stock. Eine
ziemlich schmale teppichbelegte Wendeltreppe führt hinauf. Breite
Treppen hat man nicht gern in den xetits Aotels, sie stören
die trauliche Gemüthlichkeit und geben den Eindruck des Offiziellen,
Feierlichen, was selbstverständlich durchaus zu vermeiden ist. Der
Salon ist im Genre Louis XVI. Wenn, wie oben bemerkt, der
Stil Louis XV. der ausgesprochenste und in seiner Gesammt-
erscheinung klarste ist, so kann letzterer als der graziöseste ange-
sehen werden, in welchem der französische Geschmack, der viel-
fachen Verirrungen, wie jeder andere, auch nicht entgangen, zum
reinsten Ausdruck kommt. Hier finden auch die verschiedensten
Gobelins Anwendung, nicht echte, allerdings wohl aber wundervoll
gelungene Imitationen. Wir treten immer mehr in eine Epoche,
die wenig Neues selbst schafft, dagegen die Nachbildung bis auf
die Spitze treibt und darin Hervorragendes leistet, wir können
augenblicklich keine Wohnungs-Einrichtung bestellen, ohne uns mit
der Stilsrage zu beschäftigen und uns für Rokoko oder Empire
zu entscheiden. Da spielen denn natürlich auch die alten Tapisserien
eine große Rolle und je mehr sich das Muster an die alten Modelle
anschließt, desto zufriedener ist man damit. Der Plafond muß

natürlich dazu passend gemalt sein; Rosenguirlanden werden von
übermüthigen Amoretten gehalten, die sich in lustigem Tanz von
dem wolkenartigen, bläulichen Hintergründe abheben. Ueber jeder
Thür wiederholt sich dasselbe Motiv, nur bedeutend verkleinert.
Die mit Gobelins bespannten Wandpanneaux erscheinen in Bronze-
einsassung. Auch die Sitze und Lehnen der Sessel rc. sind mit
Gobelins bezogen, aber in lebhafteren Farben. Jeder Stuhl zeigt
ein abgepaßtes Bild von Guirlanden umgeben. Auf dem Sofa
sehen wir eine ganze Reihe kleiner Mädchen im Aostüm jener
Zeit, die sich durch feierliche Anixe begrüßen. Der Aamin ist
drapirt, der davor stehende goldbronzirte dreitheilige Ofenschirm
hat im oberen Theile medaillonartige Glaseinsätze. Die Fenster
mit ganz kleinen Scheiben sind sehr reich oben zuerst durch einen
bunten Stoffstreisen garnirt, der an zwei Stellen durch schmale
Atlasbänder unmerklich gehoben ist. Darunter kommt die aus
einer Seite in drei kleinere, auf der anderen in einer einzigen großen
Puffe arrangirte Stoffdraperie vor. Die Rückwand des pianinos,
das frei fast in der Mitte des Zimmers steht, ist mit matt ge-
streiftem Stoff ganz verhüllt; die Oberseite niit Plüsch beschlagen,
der in dicken Falten sich auch ringsherum legt und durch Metall-
agraffen in kunstvoller Arbeit zusammengefaßt wird. Aeine Leuchter
am Instrument; zwei daraufstehende Bronzefigürchen, Lauten spie-
lende Nymphen darstellend, spenden das elektrische Licht. Ueber
die riesigen Wandspiegel fallen oben frei gearbeitete Bronzeguir-
landen, die ein LlAscAMN (Fratzenkops) zwischen den Zähnen

hält. (Schluß Seite sq.)
 
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