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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Seite 62.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Lin schwerer Seidenstoff mit reichem Besatz und zum Theil mit Applikations-
stickerei geschmückt, ist in geschicktem Faltenwurf gerafft und mit schöner
Stoffleiste bekrönt. Die seitlichen kleinen Schleifen geben ein beachtenswertstes
Motiv auch für sonstige Stoff-Arrangements und gestatten dein Dekoratör die
größte Mannigfaltigkeit in der Farben-
anordnung hervorzubringen.

Motiv für einen reichen
Toiletten-Tisch.AbbildungNr.Zos.

Dieser gleichfalls von pittner ent-
worfene Aufbau zeigt den Stil Lud-
wig XVI-, der im Gegensatz zu dem
vorbeschriebenen die langen, geraden
Linien thuulichst vermeidet und Alles
in anmuthig gebogene Linien aufzu-
lösen trachtet. Daher ist dieser Stil
ganz besonders geeignet für den Falten-
wurf zarter Stoffe und für den schmieg-
samen Spitzenbesatz mit Unterbrechung
durch farbige Baudschleifen wie wir
dieses hier finden. Auch die Linien-
führung der Lichtträger und des Spie-
gels fügt sich aufs Beste dem übrigen
Ensemble ein und ihr leichter Dekor
durch Naturblumen gewährt einen
schönen Uebergang von dem beweg-
lichen Behang zum weiteren Zubehör
der Toilette.

Kaiser-Brunnen in Donau-
eschingen, Abbildung Nr. 907. In
diesem Bilde werden unsere Leser
gewiß sogleich die ihnen schon aus
einer so großen Anzahl seiner Schöpf-
ungen bekannte Meisterhand von Pro-
fessor Götz in Karlsruhe wieder-
erkennen und die edel empfundene
Formgebung des Entwurfs kann in
so mannigfacher Art als Vorbild
dienen, daß sich gewiß Jeder gern
des Anblicks dieses wenn auch nicht
uninittelbar dem Innenraum ent-
nommenen Gegenstandes erfreut. Die
Ausführung der Steinarbeit ist durch
Bildhauer F. Binz, Karlsruhe, be-
werkstelligt, während die Bronze-Büste
aus der Meisterhand des Professors
R. Begas in Berlin hervorging.

Motiv für ein Wand-
Schränkchen, Abbildung Nr. 908.

Dieses von dem Architekten Karl
Statsmann entworfene Schränkchen
kann sowohl frei hängend, als auf
einer Kommode oder einem Schreib-
tisch stehend gedacht werden und eignet
sich ganz besonders zur Herstellung
als Liebhaber-Arbeit. Die ausge-
schnittenen kleinen Brettchen über-
schreiten nirgend eine leicht zu hand-
habende Größe und das Füllungsbild
kann sowohl gemalt, wie in Holz-
brandtechnik gedacht werden. Auch
geben die oberen Füllungen willkom-
inene Gelegenheit zu noch weiterem
Schmuck und wer etwa seine Gäste
gelegentlich überraschen will, mag
auch die Innenseite des Thürchens
mit einem nur sür Eingeweihte zu
enthüllendem Bild schmücken.

Motive für Füllungen, von
Architekt R. Dorschfeldt in Magde-
burg, Abbildungen Nr. 909 und 9Z0.

Die Formgebung des eleganten Schnitz-
werkes dieser Füllungen hält die
Grenze zwischen dem Barock^ il und dem Rokoko inne. Schon beginnen die
Linien sich an allen Ecken in ornamentale Schnörkel aufzulösen und die
Flächen füllen sich, wo sie nicht vom Grnament bedeckt werden, mit Grillage,
nach oben halten die Blaitspihen die strengeren Formen der früheren Stil-
Periode fest, gehen nirgend zu willkürlichen Linienführungen über und um-
flechten auf das Gefälligste Thier- und Menschengestalten, überall den form-

April-Heft.

gewandten Meister erkennen lassend, der den Zeichenstift immer völlig in
seiner Gewalt hat.

Reichverzierter Fächer, Entwurf von P.Palme, Abbildung Nr.gzz.
Mit Perlmutter und reich mit Edelsteinen verziertem Griff und in einem

Rahmen von vergoldeter Bronze zeigt
dieser Fächer eine zierliche Guipüre-
Stickerei von anmuthigster Zeichnung
nnd umgeben von prachtvollen Strauß,
federn, dem mit Recht beliebtesten
Schmuck für Fächer. Die Stickerei ist
mit einer kräftigen Seidenlitze am
Rahmen festgesponnen, wodurch sich
einerseits ein weiteres Dekorations-
moment hinzusügt und andererseits
die Möglichkeit gegeben ist, die Füllung
der Farbe der gewählten Toilette ent-
sprechend gelegentlich auszutauschen.

Büffet und Wandvertäfe-
lung für einen Speisesaal mit ein-
gebauter Nische. Griginal-Entwurf
von Anton Huber fr. Illustrations-
Beilage II. Sofern irgend die ver-
biudung mit den übrigen Gemächern,
sowie die Grundstückgestaltung dieses
zuläßt, ist für einen Speisesaal die
Anordnung einer größeren Nische
gewiß immer besonders empfehlens-
wertst. Unser Künstler zeigt, wie vor-
trefflich sich eine solche neben ihrem
unverkennbaren praktischen Nutzen
gleicher weise auch zur Bereicherung
der Ausgestaltung des ganzen Rau-
mes eignet, mit Wandvertäfelung
und Decke in Zusammenhang gebracht
werden kann und Gelegenheit zur
Unterbringung hervorragender Kunst-
werke bietet. In letzterer Beziehung
zeigt unser Bild oben zu beiden Seiten
der Nische zwei geschnitzte Figuren
in kleinen dafür geschaffenen Füllungen
auf das Beste zur Geltung gebracht.
Für die Durchbildung des Ganzen ist
der Stil der deutschen Renaissance zu
Grunde gelegt und die Ausführung
kann sowohl in Ahorn- oder Eschen-,
wie in Eichenholz gedacht werden.
Den oberen Theil der Wände bedeckt
eine Tapete in Gobelinstoff-Imitation,
von der sich die auf den Zierbörtern
stehenden Metall- nnd Majolika-
Geräthe wirkungsvoll abheben.

Geschnitzte Füllung in far-
biger Relief-Intarsia, von Bildhauer
H. Maybach in Karlsruhe, Abbildung
Nr. 9^2. Das Verfahren, die Holz-
intarsia durch Reliefschnitzerei noch
eindrucksvoller zu gestalten ist ein
neuerer Fortschritt in dieser Technik
uud wird in größerem Umfang bis
jetzt in Deutschland fast ausschließlich
von H. Maybach betrieben, wer je
ein Lrzeugniß aus dessen Hand vor
Augen gehabt hat, wird ihm den
weitgehendsten Beifall nicht versagen
können. Leider gibt unsere Abbildung
nur einen schwachen Eindruck des
mit dieser schätzenswertsten Technik
erzielbaren Effektes, da ihr die Farben
fehlen und der Lbeuholzgrund im
Bilde nicht mehr die Zeichnung des
natürlichen Holzes erkennen läßt. Wir
empfehlen aber, diese sowohl für kirch-
liche wie für häusliche Ziersüllungen bestens erprobte Kunstweise allen Lieb-
habern auf das Wärmste, zumal hinzugefügt werden kann, daß die Preise
der Arbeiten sich verhältnißmäßig innerhalb ganz bescheidener Grenzen halten.

Gedächtniß-Tasel sür den Kaiserin Augusta-Platz in Loblenz,
Abbildung Nr. 9^. Auch in diesem Bilde führen wir unseren Lesern eine
Schöpfung von Professor Götz vor, die sür den Zweck, zu dem sie entworfen


Abb. 914. Gedärtztnitz-Tafel f. d. Kaiserin Augusta-Platz in Loblenz.
 
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