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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Schulze, Otto: Die Keramik im Dienste der Innen-Dekoration, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0180

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Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

September-Heft.

dem Wasser wachruft. Aber es sind bei allem architektonischen
Aufwand keine Bade-Anlagen, die zur Nachahmung reizen sollten
— das Wasser ist ein Element, dem große Künsteleien nur schaden;
eine schlichte Natürlichkeit der Kunst ist hier am besten am Platze.
Es lassen sich ja auch mit bedeutend bescheideneren Mitteln ganz
zweckmäßige und schöne Badezimmer Herrichten. Ein mustergültiges
Beispiel hierfür liefert uns der Entwurf von Hermann Werle
in Abbildung Nr. sOsH, in welchem mit mäßigem Aufwand eine
nachahmenswerthe Bade-Einrichtung geschaffen ist. Die
Aufstellung der Wanne in der Wandnische mit seitlichen gefach-
artigen Abschlüssen, die Bekleidung der Wanne mit Holzmantel
und Fliesenkranz, der Vortritt mit Mattenbelag, dann die Fliesen-
täfelung der Nische und der unteren Wandflächen und nicht minder
das stabile Mobiliar geben diesem Interieur gleichfalls einen

den reichsten Antheil an der Ausstattung, die nur das nothwen-
digste Mobiliar aus Holz enthält. Die Wanne ist aus Marmor,
der reiche kaminartige Aufbau mit Wasserzuführung und Brause,
welche eine Füllhorn tragende Figur spendet, scheint ebenfalls ein
keramisches Produkt zu sein, wenigstens ist ein solches hier dem
kostspieligen Marmor vorzuziehen. Die in den Boden eingelassene
Wanne ermöglicht eine sehr bequeme Benutzung; eine derartige
Anlage ist natürlich nur im eigenen Hause ausführbar.

Ganz reizende Motive für keramische Friesmalereien
führt uns unser geschätzter Mitarbeiter Maler Martin Wiegand
in den drei Kompositionen der Abbildung Nr. s0s6 vor. Der-
selbe schlägt mit alter Liebenswürdigkeit humoristisches Kapital
aus der Feuchtigkeit. Die ergötzlichen Situationen machen uns
mit dem Anfang unseres Erdendaseins bekannt, das ja für uns

Abbildung Nr. W06. Fleischerladen-Einrichtung mit Fliesen-Bekleidung, villeroy L Bock, Dresden.

gesunden Kern ein Badezimmer zu sein. Es liegt etwas solid-
behäbiges in diesem Raum, eine Feinfühligkeit in seiner Aus-
stattung für das Wohlergehen gesunder gesitteter Menschen.

Die bekannte Firma Schäffer L Walcker, Akt.-Gesellsch.,
Berlin, bietet uns in den Abbildungen Nr. sOOfl, sOsO u. sOss
drei Bade-Einrichtungen, von welchen Nr. sOOfl und sOsO sich in
jeden einigermaßen geeigneten Raum vortheilhaft einbauen lassen.
Diese Einrichtungen wahren vollständig einen gewissen Karakter,
wie man ihn in herrschaftlichen Wohnungen vorfindet, deren In-
haber nicht Hauseigenthümer sind. Mit Ausnahme der Bade-
wannen sind hier die Zuthaten der Bekleidungen an Wanne,
Wand, Fußboden und Wannenübergang ganz Holz, ein Beweis,
daß nicht ausschließlich die Keramik im Dienste eines Badezimmers
stehen muß, um etwas Ersprießliches zu leisten — unsere Wünsche
sind ja auch nicht immer die gleichen. Anders verhält es sich
wieder mit Abbildung Nr. sOss; hier hat die Keramik wieder

Alle irgend wo in einem abgelegenen sagenhaften Teich seinen
Ursprung gehabt haben soll. Freund Adebor hat eben zu allen
Zeiten neben Fröschen auch Kinder gesucht. Jedenfalls gehen
die zarten Flügel bei der etwas unsanften Zutragung an ein
begnadetes Elternpaar immer verloren, während das Schreien
und Quäken als Erinnerung an die Froschgesellschast bestehen
bleibt. Die fischenden Eroten mit dem schwer gefüllten Netz
arbeiten auf eigene Faust — sie scheinen keine blasse Ahnung
von der wichtigen Mission des schwarz-weiß-rothen Vogels zu
haben — oder verstellen sich diese Racker nur so?! —

Schon zu Anfang des Aufsatzes hatte ich unseres treuen
Zimmergenossen, des Vfens, Erwähnung gethan und ich freue
mich, einige sehr gute Typen aus unserem Bilderquell hervor-
heben zu können. In Nr. sOsO und sO^l haben wir zwei jener
großen Aufbauten von Majolika-Kacheln, wie sie in den letzten
zehn Jahren in Nord-Deutschland so freundliche Aufnahme
 
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