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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 5.1894

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Idstein, Karl von: Ueber Zimmerschmuck, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11721#0246

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Dezember-Heft.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Seite H87.

Bdee Hilllinerschumck.

von Karl von Idstein.

Unsere Wohnräumo entbehren der Gemüthlichkeit, wenn sie durch
nichts Anderes geschmückt sind als ein paar tapezirte Wände,
gemalte Decken und die nothwendigsten Mobilien. Man hat es
von Alters her verstanden, durch entsprechenden Zimmerschmuck
die Wohnräume, oder nehmen wir das gute ureigene deutsche Wort ..Zimmer",
zu beleben und zu zieren. Sind es oft auch nur unbedeutende Zuthaten.
welche zu schmücken berufen sind, so geben sie doch zumeist einer Wohnung
eine eigene Stim-
mung. die um so an-
genehmer wirkt, mit
je mehr Geschmack
sie hervorgerufen ist.

Mir scheint besonders
das Frauengemüth
dazu augethan zu
sein, solche Schmuck-
zuthaten zu erfinden
und Frauenart dazu
bestimmt, solchen an-
zubringen. Richt-
schnür sei dabei stets:
ein weisesMaßhalten
und peinliche Ord-
nung und Sauberkeit.

vielleicht geben
die folgenden Ge-
danken einige Anre-
gung in dieser Hin-
sicht. Sie werden nicht
viel Neues bieten,
nur das Gebotene
in entsprechender be-
foudererAnwendung.

Zunächst die
stoffliche Dekora-
kion. Da ist eine
breite, hohe Flügel-
khüre. welche zwei
Zimmer mit einander
verbindet, die gerne
und zu besonderen
Anlässen zusammen-
gezogen werden, wie
Besuchzimmer oder
Wohnstube und Eß-
zimmer. Man hebt
die Thüren aus und
verdeckt die obere
eckige Thürrahmen-
fform durch eiuen
Stosfbehang (deutsch!

Portiere). vermeide
rnan in bürgerlichen
Wohnungen eine
allzu pomphafte Dra-
pirung solcher Be-
hänge und eine allzu
bunte Verwendung
von Stoffen. Bewirke
man einen vornehmen einfachen Faltenwurf. Der Teppichkarakter des Be-
hanges werde durch leichte ungezwungene Erscheinung gewahrt und werde
nicht zerstört durch wirre Stoffverschlingungen. An geeigneter Stelle über
der Thüre und auf dem Behänge wirkt hübsch ein Messing- oder Bronzeschild.
Den Behang selbst lasse man nicht zu tief in das Thürlicht herabhängen.
Der Durchschreitende will nicht stets den Vorhang zurückstreifen und läßt sich
nicht gerne die Frisur verderben. Bei den etwas höher angebrachten ameri-
kanischen Schnurgehängen wird dieser Uebelstaud vermieden.

Da mit Recht „Licht" die Losung der modernen Wohnungen geworden
ist. wird man die Fensterbehänge hell halten. Nur ungern werden sich zu
dieser Umwandlung diejenigen Bewohner entschließen, welche noch die schweren
dunklen Vorhänge aus den 80 er (Zähren besitzen, aus jener Butzenscheiben-
und stilvollen Deutsch-Renaissancezeit, in der man auch entsprechend die
Tapeten und Möbelstoffe dunkel wählte. Zu den modernen, hell geblümten
Tapeten eignen sich trefflich dunkelrothe oder blaue, zuweilen golddurchwobeue

Abbildung i»s2. Gothil'cher Thürklvpfer in

Mitgetheilt von Albert Hofma

Vorhänge für die Thürbehänge. Die Fenster erhalten gerne cremefarbene
Gardinen mit rothem oder blauem Ueberhang. den man etwa zurückstreifeu
kann; für die Salons blaue Seidenripsbehänge mit weißseidenem Futter;
als „storss" gepuffte oder gefältelte weiße Stoffe.

Mit Leichtigkeit können im Schlafraum über Betten und Spiegel, über
eisernen Stangen und Holzgestellen zierliche Drapiruugen, baldachinartig, her-
gestellt werden. Line einfache hochkant gestellte Holzkiste läßt sich durch
Spitzengaruitur trefflich zum Toilettentischcheu umgestalten.

Allzuviel Stoffbehang in den wohnräumen über Spiegeln. Bildern,
Möbeln, wirkt nicht nobel und würdig. Was man hat. habe mau gut. das
wenige echt. — Für die Belebung dunkler Polstermöbel nimmt man gerne

Deckchen u. Shawles.
thunlichst flach ge-
halten; ein strenges
ornamentales Muster
aus cremefarbenem
Kongreß - Stoff mit
mattfarbener Seiden-
stickerei ist da sehr
am Platze. — Als
Divandecke ist die
orientalische mit dem
strengen Drnament-
mnster stets wir-
kungsvoll. In der
Ecke über diesem
Ruheplatz nimmt sich
ein großer, bunter,
japanischer Schirm
gut aus; auch Fächer-
palmen. Büsten auf
Holzgestell sind da
wohl angebracht. An
der Wand neben dem
Divan hängt ein
Bord mit allerlei
Zierschüsseln und
Vasen auf buntem
Fächergrund oder vor
getrockneten Wedeln.

In geeigneter
Weise werden Bil-
der und Arbeiten
der Plastik zum
SchmuckederZimmer
beitragen und es ist
hierüber in dieser
Zeitschrift so viel
vortreffliches mitge-
theilt worden, viel-
leicht sind einige
Winke immer wieder
beherzigenswert!;.
Soll etwa ein dunkles
mit Oberlicht erhell-
tes (Lß-)Zimmer ge-
eignet dekorirt wer-
den. so wird man an
den Wänden auf
Kopfhöhe einfache
Börder befestigen,
auf denen keramische
Sachen jeder Art,

Ciskii geschnitten u. getrieticn. Gew.-Must. Reichenberg.

alte gediegene Stücke aus Urväter Hausrath, auch plastische Werke aus Holz.
Metall und Glas, ihren Brt finden. Die so beliebten goldgetönten japanischen
großen Fächer werden zur Aufhellung des Raumes ebenda trefflichen Platz
erhalten. Eckplätze erhalten durch vorsatzschirme oder leichte, durchsichtige
Rohrgestelle, durch Ruhsitz. Baldachin mit venetianischer Ampel, stimmungs-
volle Ausbildung, vor der überladenden Verwendung von Statuetten und
Nippsachen wurde oft gewarnt. Uebrigens kommt es doch sehr darauf au,
wie und wo inan solche Sachen anbringt, wer es thut und bei wem es
geschieht, wenn es sich die Hausfrau in den gebildeten Kreisen zur Ehre
macht, das beste Zimmer selbst in Ordnung zu halten, dann wird ihre
ordnende Hand und der ordnende Sinn auch iu ein vielerlei Sinn und Ord-
nung bringen. Statuetten werden am besten auf dem Spiegeltische stehen,
weil sie da durch die Spiegelung vollkommener zur Geltung kommen. Unsere
Gewohnheit, viele Fotografien aufzustellen, bringt uns zuweilen in Ver-
legenheit: „wohin mit all dem Kram". — (Schluß in, zweilen Bogen.)
 
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