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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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August (Nr. 91 - 104)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0421

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^o. 99. DicMl:,. 2I. AnguN 1867.
8>G- Erscheint Dien st aq, Donnerstag nnd S a m st a g. — Preis : v i e r t e l j LH r l i -h 45» kr., unter Vorauszahlung. —
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Hockenheim, 19. Aug. Als Abgeordne-
ter für di^Upezirke Schwetzingen-Philipps
bnrg wurpe^E der heutigen Wahlversamm-
lung -
»Kcrr de. Herlier
mit 69 Stimmen gewählt. Mit Freuden
theilen wir diese glückliche Wahl mit.

Bade n-
Karlsruhe, 17. Aug. Der Zug mit dem französischen
Kaiserpaare kam heute auf der Reise nach Salzburg hier durch
wo sie am Bahnhof von Ihren Königl. Hoheiten dem Groß-
herzog und der Großherzogin auf's freundlichste begrüßt wurden.
Ein Bataillon vom Leib-Grenadier-Regiment nebst der Negi-
mcntsmusik waren auf dein Perron aufgestellt. Nach einem
Aufenthalt von 15 Minuten setzten die hohen Reisenden ihre
Fahrt wieder fort.
*Z. Schwetzingen, 17. Aug. Das Collegium der Wahk-
männer hat sich gestern in Hockenheim dahin geeinigt,
Hrn. BezirkSrath Or. Gerber in Hockenheim zum Abgeord-
neten zu wählen. Wir können uns nur mit diesem Beschlüsse
einverstanden erklären und wünschen von Herzen, daß derselbe
auch die Wahl annehmen möge. Herr vr. Gerber hat sich
während der langen Zeit, welche er in unserer Gegend, zuerst
hier, dann in Hockenheim Angebracht, die- allgemeine Verehrung
durch sein rastloses Bemühen für das öffentliche und Gemein-
wohl erworben, er hat bereits thatsächlich bewiesen, daß er der
rechte Mann unseres Vertrauens ist. Sämmtliche Interessen
des Bezirks, die er genau kennt, werden in ihm, das sind wir
überzeugt, einen tüchtigen und eifrigen Vertreter finden. Jetzt
eben, wo die für uns so wichtige Eisenbahnfrage in den Vor-
dergrund treten muß, ist die Vertretung unseres Bezirks eine
Sache von der höchsten Wichtigkeit. Aber auch in den allge-
meinen Fragen, welche ans dem bevorstehenden Landtage in
vorher nie dagewesener Tragweite zur Entscheidung kommen,
und wird Herr vr. Gerber Gelegenheit finden, seine Intelli-
genz und seinen Eifer sür's Gemeinwohl auf's Glänzendste zu
bewähren. Das Wahlcvlleginm hat unseres Erachtens einen
glücklichen Griff gethan, und den richtigen Mann in unserer
Mitte selbst gefunden.
(* Heidelberg, 17. August. Die Vorlagen, welche die
Großh. Regierung den nächsthin zusammenkomm-enden Ständen
machen wird, sollen, wie man erfährt, sehr umfangreich sein
und die verschiedensten Gegenstände umfassen. Am wichtigsten
dürften wohl die Gesetze über das Schulwesen, welches auf dem
kommenden Landtage seine endliche Ausführung erhalten dürfte,
werden. Auch ein Gesetz über das Gefmdcwesen, welches in
neuester Zeit zur Nothwendigkeit geworden, steht zu erwarten.
Die höhere Besteuerung der Hunde soll ebenfalls in Aussicht

stehen. — Auch ist zu hoffen, daß las Preßgesetz, .und das
Gesetz über Associationsrecht, welches bei der letzten Saison, er
ledigt wurde, in nicht allzuferner Zeit znm Vollzüge gelangen
wird.
Deutschland.
Frankfurt, 15 Aug. In voriger Nacht ist unser alt
ehrwürdiges Dom (die BarcholomälMrche) abgebrannt. Von
der Kirche, deren Glocken in ruhmreicher Zeit zur Kaiserkrönung
einluden, stehen nur noch die a'tcn Steinwände. Das Innere
ist von dem furchtbaren Elemente total verzehrt, die historische
Kaifer-Karolus-Glocke geschmolzen und von schwindelnder Höhe
in die glühende Asche gesunken. 2 große eentnerschwere Stücke
wurden ausgegraben, die man als Reste der Karolns-Glocke
erkennen wollte. Auch die kleine silberne Rathsglocke ist voll-
ständig geschmolzen. Der Kronleuchter liegt zerschmettert am
Boden Die schöne Orgel im Werthe von 16000 fl. ist total
zerstört, von ihr wurden nur große Barren geschmolzenes Zinn
der Pfeifen ans dem Schutte hervorgezogen. Die geweihten
Gefäße wurden vom Stadtpfarrer Tiesfsr persönlich gerettet,
zu welch' lebensgefährlichem Gange sich mehrere Offiziere ange-
boten hatten. Die Kirche war bei der städtischen Brandkaffe
für 900,000 fl. versichert, waS indirekt doch auch wieder die
Stadt hart drückt. Mit jeder Stunde wächst die Niederge-
schlagenheit der Bürgerschaft, je mehr man die Größe des
Schadens übersieht, welcher auf 400,000 fl. veranschlagt wird,
nicht allein des materiellen, sondern auch des monumentalen,
der von dem Hanptdenkmal der Stadt nur werthlose Mauern
zurückließ, wcßhalb wir auch öfters Thronen in manches Frank-
furter Angen glänzen sahen, denn der Liebling, der Stolz aller
Frankfurter ans Gottes weiter Erde, war der „Pfarrlhurm" ;
es war in wenigen Stunden vernichtet, was ein ganzes Jahr-
hundert zu schaffen gezwungen war. Er stand da als Weg-
weiser, denn wer nach Frankfurt «sollte, sah längst schon vor-
her aus blauer Ferne den Pfarrthurm den Weg nach der alter?
Kaiserstadt andeuten. Mit dem Dome sind noch etwa 5-—6
Häuser von den Flarrmieu verzehrt worden. Die Schienen
(Fleischläden) sind ruinirt. Der Schaden ist groß und leider
auch der Verlust von 3 Menschenleben zu beklagen. Eine Frau
nnd ein Mädchen sprangen in der Todesangst aus dem Man-
sardengeschoß des Müller'schen Wirthshanses auf die Straße
herab, beide wurden als Leichen in das Hl. Geiftspital geschafft.
Den entsetzlichsten Anblick bot aber ein junger Mensch, der
als Zapfjnnge in der genannten Brauerei beschäftgt war, es
ist buchstäblich nichts weiter von ihm übrig geblieben, als ein
Haufe von Kohlen, die Beine und die Schädeldecke sind weg-
gebrannt. Das Gehirn bis zur Größe einer Faust eingetrocknet.
Welche Ausdehnung unter ungünstigen Umständen der Brand
hätte haben können, geht aus dem Umstande schlagend hervor,
daß Funken und Asche bis zur Taunuspromenade flogen, wo
man halbverbrannt noch lesbare Papierstücke von Gebetbüchern
aufsammelte. Fürchterlichen Eindruck machte der Ruf. d i k
Börse brenne; welcher man jedoch Herr werden konnte. —
 
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