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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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September (Nr. 105 - 116)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0500

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Samstags ziemlich bedeutend und circa 400 Ballen am Platze.
Die Stimmung war jedoch eine ziemlich flaue und fanden die
Verkäufe zu 58—64 fl. statt.
S t r a ß b u r g, 18. Sept. Die Preise stnd ein wenig
gewichen, und heute kauft man leicht zu 130 — 140 Fr.; die
Waare läßt aber in Betreff der Trockenheit immer noch zu
wünschen übrig.

Baden.
KaEseulie, 20. Sept. Der Herr Erzbischof hat, wie
ultramontane Blätter indiskreter Weise ein paar Tage zuvor
schon ankündigten, den angehenden Geistlichen und Theologen
nun offiziell verboten, an der on der Staatsregierung anbe-
ordneten wissenschaftlichen Vorprüfung irgend welchen Antheil
zu nehmen. Ein neuer Kirchenstreit, über den die gleichen
Blätter schon jetzt Leitartikel schreiben, liegt darin gar nicht,
das zeigt die Seelenruhe in den Regierungsblättern. Einfache
Folge ist, daß vorerst keine jungen Geistlichen mehr in defini-
tive Pfründen kommen können. Mögen sich die jungen Kleri-
ker dafür bei ihrer Kurie bedanken, daß sie statt Pfarrer zu
werden, Pfarrverweser bleiben müssen; gerade wie sich die äl-
teren Geistlichen schon jetzt bei ihrer Kurie zu bedanken haben,
daß sie den ihnen gesetzlich vorbehaltenen Platz in der Schul-
aufsicht nicht einnehmen. Die Furcht vor der Bildung erweist
sich als schlechter Rathgeber. — Wie man vernimmt, wird
außer der großen Revue auf dem Exerzierplatz, der König von
Preußen keinem Truppcnmanövcr beiwohnen. — Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß an der Hand der Erfahrungen, die man
über die neue Justizorganisation gesammelt hat, zu einigen
Aenderungen geschritten wird, welche zugleich durch Sparsam-
keitsgründe unterstützt werden. Was schon gleich Anfangs be-
merkt und auch von Seite des Justizministers Stabel nicht in
Abrede gestellt wurde, daß die Zahl der Kreisgerichte zu hoch
gegriffen sei, scheint sich jetzt bestätigt zu haben. Es verlautet
daher, daß etva vier Kreisgerichte wieder eingehen werden;
auch sollen manche Amtsgericht, deren Geschäftslast sehr mäßig
ist, aufgehoben werden. Ob vorerst eine Initiative aus der
Kammer abgewartet oder von der Regierung eine bezügliche
Vorlage sogleich gemacht wird, dari ber hört man verschiedene
Ansichten aussprechen.
Deutschland.
Frankfurt a. M., 19. Sept. Heute Vormittag fuhr
der König durch die Stadt und besichtigte den Dom, wo er
eine Viertelstunde verweilte.
Berlin, 20. Sept. Die „Voss. Z." vernimmt: Braun-
schweig schloß eine Militärkonvention mit Preußen ab. Die
beiden Mecklenburg leiten gleichfalls Verhandlungen ein, sodaß
alsdann alle kleineren Bundesstaaten in Konventionsverhält-
niffen mit Preußen stünden. Am 1. Oktober findet allerwärts
die Jnpflichtnahme, bez. Vereidigung der norddeuschen Kontin-
gentstruppen für den König von Preußen statt.
Berlin, 19. Sept. In gleicher Weise, wie ein Erlaß
des Finanzministers die einstweilige Fortdauer der Frankfurter
Lotterie gestattet, wird auch hinsichtlich der hannoverschen Lot-
wrie verfahren und vorläufig die Fortsetzung der Ziehungen
erlaubt werden.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 18. Sept. Der Gemeinderath von Klagenfurt
hak eine in seiner gestrichen Abendsitzung Angebrachte Petition
an das Abgeordnetenhaus um gänzliche Aufhebung des Konkor-
dats und Lostrennung der Schule von der Kirche einstimmig
angenommen.
Den 19. Sept. Die ungarische Eisenbahnanleihe ist in
Baris abgeschlossen, sie beträgt nominale 212 Millionen Fran-
ken ; der Emissionspreis ist 220 für 300.
Frankreich.
Paris, 18. Sept. In den Pariser Blättern spukt
wieder einmal das linke Rheinufer. Die Werts verstcigt sich

zu der großen Prahlerei: „An dein Tage, wo Preußen das
linke Mainufer nimmt, wird Frankreich das linke Rheinufer
nehmen".
England.
London, 18. Sept. Neuerdings ist von dem General-
kommando der Befehl eingetroffen, statt 500, wie es anfäng-
lich festgesetzt war, für jede der kleinen GebirgSkanonen für
Abyssinien 1000 Schuß Munition zn verpacken. Bezüglich des
Transportes sind für jede Kanone 6 Maulthiere angesetzt: das
erste trägt das Rohr, das zweite die Lafette, drei tragen je
20 Schuß Munition und das sechste wird mit 20 geladenen
Raketen beladen. Bei einem so eigenthümlichen und bedeuten-
den Train, wie er hier dem Expeditionskorps folgt, ist die
SaUelfrage von höchster Wichtigkeit, da von den Packthieren
zum großen Theil das Schicksal des Unternehmens abhängt.PI
Italien.
Florenz. Die vom Großherzog von Baden bei Eröff-
nung der Kammern gehaltene Rede hat auf die italienischen
Patrioten den besten Eindruck gemacht. Die Blätter legen die
Rede auf die vortheilhafteste Weise aus, was natürlich eine
strenge Veurtheilung französischer Anmaßungen in sich schließt.
— Garibaldi wird schon in nächster Zeit wieder auf italieni-
scher Erde erwartet. Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß die-
ser rothe Friedensheld, welche Rolle er in Genf spielte, nun
vom politischen Schauplatz abtreten kann. Fabelhaft ist seine
Laufbahn, schimpflich sein Auftreten in Genf und jetzt des-
gleichen seine Rückkehr, hoffentlich für immer.
Mexiko.
Mexiko. Ein nordamerikanisches Blatt, der Rutland
Herold vom 19. Aug. veröffentlicht ein Schreiben des Richters
Frederick Hall, eines der Nechtsbeistände Maximilians, an seinen
Bruder Henry Hall, worin ein vollständiger Bericht über die
Bemühungen zur Rettung des unglücklichen Gefangenen nieder
gelegt ist. lieber den Verlauf des Prozesses gegen Maximilian
berichtet das Schreiben u. a.: „Maximilian erbat sich drei Be-
günstigungen: 1) daß er nicht in den Kopf geschossen werden,
2) daß er zugleich mit den Generalen Miramon und Mejia
hingerichtct, und 3) daß ihm erlaubt werden möge, jedem der
zur Execution beorderten Soldaten 1 Unze Goldes (lODollars)
zu geben. Diese Begehren wurden bewilligt. Er hatte jedoch
einen schweren Todeskampf, da die Schützen mit großer Unge-
schicklichkeit zu Werke gingen. Neun Kugeln wurden auf ihn
abgefeuert, bevor er seinen letzten Athemzug aushauchte."
Die neuesten Nachrichten über Mexiko kommen aus NeK>
Aork, 7. Sept. Sie lauten: Porftrio Diaz drohte militärisch
einzuschreiten, wenn die zahlreichen Todesurtheile nicht umge-
wandelt würden. Es wird berichtet, daß Carlos Miramon,
an der Spitze von 3000 Mann, um seines Bruders Tod zu
rächen, 90 Liberale erschossen habe. — Mexikan. Blätter ver-
öffentlichen Dokmnente, denen zufolge die Zahl der Personen,
welche kraft des Dekretes Maximilians vom 5. Okt. 1865 er-
schossen worden sind, 9244 beträgt. Ungeachtet der ungeheu-
ren Anzahl meint man, daß diese Angabe noch unter der Wahr-
heit geblieben ist.
Spanien.
Barcelona, 12. Sept. Heute ist diese so betriebsame
und rege Stadt Barcelona Zeuge eines empörenden Schau-
spiels gewesen. Diesen Nachmittag wurden am Hellen Tage
gegen zweihundert Unglückliche jedes Alters und Standes durch
die Hauptstraßen, und von vielem Militär bewacht, nach einem
seit Kurzem hier liegenden Ponton geführt. Diese neuen Opfer
werden jetzt ihre politischen Meinungen auf irgend einer jener
spanischen Inseln, wie Fernando Po, büßen, wo schon so viele
hingegangen sind, von deren Rückkehr kaum mehr gesprochen
wird. Jammervoll war der Abschied der Mütter, Gattinnen,
Kinder, Geschwister, Freunde u. s. w. Die Zuschauer murr-
ten und in jedem Gesicht las man den Ausdruck des Mitleids
und der Entrüstung. Bei der Rückkehr von: Hafen pfiff das
 
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