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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 41 - No. 50 (16. April - 7. Mai)
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des Univerſitätsreitlehrers Gau. Außerdem lagerten
große Futtervorräte, Heu, Stroh ꝛc. auf dem Speicher.
Als die Feuerwehr an der Brandſtelle anlangte, war
das Feuer ſchon ſo weit vorgeſchritten, daß an eine
Rettung der Inſaſſen des Hauſes kaum noch zu denken
war Mit Mühe und Not wurden Frau Gau und
drei Kinder gerettet; Herr Gau war um *42 Uhr
nachts nach München gereiſt. Zwei Kinder, die
Couſine der Frau Gau und das Dienſtmädchen ſtürzten
mit dem zuſammenbrechenden Obergeſchoß in den da-
runter befindlichen Pferdeſtall und waren bis 8 Uhr
morgens noch nicht aufzufinden. Von den Pferden
konnten nur 8 gerettet werden, alle übrigen, ungefähr 28,


Feuerwehrmann iſt verunglückt. Er ſtürzte von der
Mauer in die glühende Balkenmaſſe. Es wurde ſofort




ſandt und dem Verunglückten eine Leine zugeworfen,


er aus dem brennendeg Hauſe herausgezogen werden,


daß er ins Spital geſchafft werden mußte.
meine Trauer herrſcht in Heidelherg über das ſchreck-
liche Unglück. Ueber die Urſache des Brandes ver-
lautet noch nichts Beſtimmtes. ; ;
Eteikartsforſt, 6. Mai. Einen geſunden
Appetit ſcheint der Arbeiter ... .
in der Wirtſchaft unſeres Parteigenoſſen Pfiſterer jr.
nicht weniger als 22 rohe Hühner- und 3 rohe Gänſe-
eier, ungewaſchen, direkt aus den Ställen famt der


)S( Mainheitn, 6. Mai. Der jidiſche Rechts.


jetzigen Kaffebrenners Kahn) hat eingeftanden, 9000


Summe ſtammt aus einer Konkursmaſſe und werden
nun die Gläubiger auch den letzten Reſt ihres Gut-
habens an die betreffende Konkursmaſſe verlieren. —

Schwetziugen, 6. Mai. Die Edinger Burſchen


aus Mutwillen abgeſchnitten. Für diefe rohe That


Gefängniß. Recht ſo!

Karlsruhe, 6. Mai. Bei der geſtrigen Bürger-
ausſchuß Erſatzwahl zur 2. Klaſſe wurden von 1758
Wahlberechtigten 617 Stimmen abgegeben, welche
ſämmtlich auf die Candidaten der vereinigten national-
liberalen conſervativen Partei entfielen. Die Oppo-
ſitionspartei hatte ſich der Wahl enthalten.

(Saxrlsruhe, 5. Mai. Ein hieſiger deutſch-


parteiifchen“ „Karlsruher Tagblatt“ ein Inferat
einzurücken, des Inhalts, daß der Badiſche
Volksbote“ in Karlsruhe durch Zeitungsſpediteur
Bäng bezogen werden können. Was thul das edle
Tageblatt? — Es verweigert die Aufnahme dieſer
Annonce mit der Motivierung, als„unparteiiſches“
Blatt habe e& noch niemals (!) Anzeigen von Partei-
Zeitungen und Organiſationen aufgenommen und
werde es auch in Zukunft nicht thun, es betreibe


politiſcher „Agitation! hex. Die Entgegnung des
Herrn, der die Anzeige in die Expedition gebracht
hatte, daß das Tagblatt ſich doch zu Bekanntmachungen


geben habe, wurde ſchlankweg abgeleugnet. Dem
‘gegenüber konſtatieren wir, daß ſich am 30. April
folgende Annonce in dieſem „unparteiiſchen“ Blatte
— * —
„Stadtverordnetenwahl. 3. Wählerklaſſe. Erſatz-

wahl Freitag, den 1. Mai, 10 bis 7 ühr. Wir


mit dem Namen Kübler Friedrich, Poſthalter, ſind


der nationalliberalen ParieL« 0 E
Vas man aljo von der Wahrheitsliebe des
‚„„Karlsruher Tagblatt” zu haken hat, Fönnen unſere






Teil unſerer ſchwarzen Menſchenbrüder aus den Kolo-
nien weniger hübſch als intereffant. Auf alle Einzel-
; eiten bleibt hier noch einzugehen, ebenſo auf die der
Sonder Ausſtellung Kairo, die fix und fertig iſt.


Gaͤrtenbau⸗, Chemie- und Nahrungsmittelausftellung
in ihren geſchmackvollen Gebäuden nahe der Spree,
wo auch die Reſidenzen der berühmteſten Bräus ſich
befinden. An Pavillons zahlreicher einzelner Indu-
— iſt Ueberfluß, und einer iſt ſchöner wie der
andere.


Ueberſicht: Viel iſt nicht fertig, aber was fertig, kann
ſchon zum Beſuch der Ausſtellung reizen, und jeder
Tag bringt mehr. Beſonders zu betonen iſt, daß die
Ausſtellung in der Einrichtung überall reich und gediegen
und doch behaglich iſt. Wer die Berliner Gewerbe-
ausſtellung ein großartiges Unternehmen nennt, der
prahlt nicht. Schön iſt es dort am Tage, entzückend
‚anı Abend.




Leſer ſelbſt ermeſſen. Man ſieht hier wiederum, daß
die ſogenannten „unparteiiſchen“ Zeitungen faſt durch-
weg in verkappter Weiſe liberale, reſp. national-
liberale Agitation betreiben! Unter dem Deckmantel
der Unparteilichkeit? wird denjenigen Leſern, die ein

liberale Gift eingeflößt. Nach der Logik des Tag-
blatt bedeutet „unparteiiſch“ ſo viel wie „national-


hat man ja bei den letzten Stadtratswahlen in Karls-
ruhe geſehen! Mit dem Bruſttone moraliſcher Ent-


lich die Politik ins Rathaus zu tragen beabſichtigten,
während ſie ſelbſt am meiſten befliſſen ſind, nur waſch-
echte Nationalliberale in dasſelbe hineinzubugſieren.
— Unſere Geſinnungsfreunde bitten wir, fuͤr ſich eine


als Amtsverkündiger vielleicht aͤuch aus Furcht vor


Hütet euch vor den „unparteiifchen“ . Blättern, werft
die falſchen Propheten aus dem Hauſe hinaus!

— OffenBurg, 6. Mai. Bekanntlich haben durch
das letzte Hochwaſſer nicht nur der Staat und Private
große Schäbigungen durch Zerſtörung von Wegen,
Brücken, Uebereinführung von Aeckern und Wieſen mit
Sand und Geröll erlitten, ſondern auch die Kreiſe ſind


Den Kreis Offenburg treffen dieſe Schädigungen in
beſonders ſtarkem Grade; für den Bezirk Offenburg


von ca. 18,000 Mk. zu decken.


lich erkrankt. A
kam, Iag das Tier röchelnd am Böden, unfähig, ſich
zu erheben. Nachdem die herbeigeholten Hausbewohner


wohl fehle und was da zu thun waͤre, wurde ein be-
nachbarter Metzger als Sachverſtändiger herbeigeholt.


gab dann ſein Urteil dahin ab, daß es die Gicht be-


Schleier von der geheimnißvollen Urſache der Krankheit
gezogen werden. Die Köchin machte die Entdeckung,
daß der Keſſel mit Tropfbier verſchwunden war. Man
luchte und fand ihn darauf im Schweineſtall Es ergab
ſich, daß ein unbekannter Spaßvogel dem Schwein das
ganze Tropfbiex in den Futtertrog geſchütket hatte.


war einfach ſternhagelbetrunken!

Todtnau, 6. Mai.
Spinnerei und Weberei, vorm. Meinrad Thoma Söhne
in Todtnau hat die Verleihung von lebenslänglichen
Penſionen an ältere Arbeiter eingeführt. Die erften
Empfänger dieſer ſchönen Einrichtuͤng ſind die Arbeiter
Seger und Steinebrunner, welche voͤn der Firma eine
jährliche Rente von 300 Mark empfangen.

Bermiſchtes.
Eger. Der Leim. und Margarinefabrikaut




Und da foll
es keine Antiſemiten geben!.


Dresden am dortigen Landgericht zu Jahr 2 Wochen


Ehrenrechtsverluſt verurteilt. Ueberdies wurde der


dachts in Verwahrungshaft genommen.
Ein fiberaler Muſterbauer. Aus Erfurt


„Deutſchen Bauernvereins“, wurde dem „Berl. Tabl.“
zufolge, wegen Verleitung zum Weineide verhaftet.
Der Verhaftung liegt, nach der „Saale-Ztg.“ folgen-
des zu Grunde: Am Karfreitag des Jahres 1895
mißhandelte Wiſſer auf der Dorfſtraße den Landwirt
Oehler mittels eines Stockes und verletzte den Oehler
bedenklich am Kopfe. Vom Schöffengerlchte in Erfurt
war Wiſſer wegen Bedrohung mit Begehung eines
Verbrechens und Körperverletzung mittels gefährlichen


einer Geſamtgeldſtrafe in Hohe von 115 Mark ver-
urteilt worden. Wiſſer machte vom Rechtsmittel der
Berufung Gebrauch, aber die Strafkammer des Land-
gerichts Erfurt hielt am 2. März d. 3. das erſtrichter-
iche Urteil im vollen Umfange aufrecht. In dieſer
Strafprozeßſache waren unter anderen auch zwei
frühere Knechte Wiſſers eidlich vernommen worden.
Deren Zeugnis foll wiſſentlich falſch abgegeben wor-
den ſein, und Wiſſer wird zur Laſt gelegt, ſie zur






Auch die Knechte wurden in Unterſuchungshaſt 4e
nommen. Wiſſer war in der freiſinnigen Partei
der „Muſt erbauer“ und wurde bei Wahlagitationen


— Fapfere MWMaßkkahäer. Ein Seitenſtück zu


3."': Folgende wunderbare Geſchichte, die immerhin bes
zeichnend für die Denkweiſe unſerer juͤdiſchen Mit-
bürger iſt und die ihre Entſtehung dem Stammtiſche
einer Weißbierſtube in der Friedlichſtraße verdankt,
wird uns mit der Bitte um Veröffentlichung mitge-
teilt: In einem Reſtaurant wird ein Offizier von
einem Juden namens Cohn, welcher früher Einjähriger
ſeines Regiments war, angerempelt. — Offizier: „Wie
kommen Sie dazu, mich anzurempeln? Warum ent-
ſchuldigen Sie fich nicht? Ich verlange von Ihnen
Genugthuung und bitte um Ihre Karte!“ — Der
Kartenwechſel findet ſtatt. — Die Secundanten über-
bringen anderen Tages die Bedingungen in die Wohn-
ung des Juden Cohn. Danach follte das Duel am
nächſten Tage, vormittags 10 Uhr, im Grunewald,


lich um 10 Uhr zur Stelle, ſo ſoll der Herr Liente-
nant ruhig anfangen zu ſchießen. — Cohn erſchien


Herren, ich habe die „Forderung“ bereits geſtern Abend
„„verkauft.“ E
— * Jaß der Aufſchlitzer ein Jude?! Aus New-
York wird gemeldet: Der geſtern wegen Mordes im
Gefaͤngnis von Sing-Sing hingerichtete Karl Feigen»
baum foll kurz vor feinem Tode erflärt haben, daß
er der herüchtigte „Jack der Aufſchlitzer fei. Feigen-


fallene Mädchen. —
Leſte Lachrichten
Lerlin, 5. Mai. Die „Berliner Korreſpondenz“
meldet: Infolge eines Beſchluſſes des Königlichen
Beamten ſämtlicher
Reſſorts von neuem nachdrücklich darauf hingewiefen
worden, daß es mit den Pflichten eines Staatsbeamten
vollſtändig unvereinbar ſei, ſich an Agitationen zu
beteiligen, welche gegen die Durchführung der
Regierungspolitik gerichtet ſind! 2
— Dien, 6. Mai. Bei der heutigen Buͤrger-
meiſterwahl waren 136 Gemeinderäte anıwefend. Ge-
wählt wurde der chriſtlich-ſoziale Kandidat Strohbach
mit 94 Stimmen; der liberale Kandidat Dr. Grübl
erhielt 42 Stimmen. Strohbach erklärte unter wieder-
holtem Beifall, die Wahl anzunehmen, um es möglich


berufenen Körperſchaft geführt werde. Das perſoͤnliche
Opfer Luegers erfolgte im Intereſſe des Volkes. Cr
werde Lueger gern den Platz räumen, ſobald die Zeit
dafür gekommen ſein werde. Redner appelliert an die
Unterſtützung und Einigkeit ſeiner Partei. Als ge-
borener Deutſcher werde er ſtets den deutſchen Charakter
Wiens, der gewahrt werden müffe, und als treuer Oeſter-


Augen haben, die als ſolche ihre volle Unabhängigkeit
nach jeder Richtung zu verteidigen habe. Als Chriſt

werde er in chriſtlichem Sinne wirken, bemüht, dem
chriſtlichen Volke die Geltung zu verſchaffen, die es


mehr an die Statthalterei geleitet behufs Einholung
der kaiſerlichen Beſtätigung. Es ereignete ſich kein


/ DBrieffaſten. *
Uach Karlaruhe. Die eine Mitteilung iſt, wie Sie ſehen
ſchon verwendet worden, bezüglich der andern iſt es, bebor


Kündigung ausdrücklich der Umitand maßgebend ge-
weſen iſt, daß der Gekündigte einer antijemitijdhen
Partei angehört. Andernfalls giebt es ja Ausreden genug,


nie darum verlegen

Luſtige Ecke.
Der /Badiſche Volksbote? hatte am 21. April



und Bauer bezüglich der gegen antiſemitiſche Re-
dakteure von jüdiſcher Seite gerichteten Denunziationen


mu8s” iſt es ganz beſonders, der darin Hervorragendes
leiftet,. ſo daß man ihn mit Fug und Recht als
„jüdifchen Denunzianten Verein? bezeichnen kann.“ —
Dazu ſchreibt das offizielle Organ der Judenſchutztruppe:
„Der Badiſche Volksbote haͤt ſein Lügengeſchäft noch
immer nicht aufgegeben. Der „Verein zur Abwehr des
Antiſemitismus hat nie mals eine Denunziation beim
Staatsanwalt eingereicht.“ — — —

Dasſelbe Blatt leiſtet ſich folgende ſuperkluge
Briefkaſtennotiz: „Die amerikaniſchen Antiſemiten ev* -
klären, der Antiſemitismus ſei international. Und
dabei haben dieſelben den Mut, den Juden inter-
nationale Geſinnung vorzuwerfen“. — Stellt ſich die
Redaktion des Blattes ſo dunim, oder iſt ſie wirklich
{o dumm, daß ſie den in dieſer Notiz enthaltenen Un-
ſinn nicht kapiert?! — Gerade weil die Juden ein
internationales Geſindel ſind, darum muß
naturgemäß die politiſche Stroͤmung, welche diefes
gemeingefährliche Volk unſchädlich zu machen ſucht,
ebenfalls international ſein.
 
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