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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Barber, Ida: Mode in der Wohnungs-Einrichtung
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Bodenschatz, Lorenz: Die Wandbekleidung der Wohnräume, [1] in ästhetischer und gesundheitlicher Beziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0018

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Seite sO.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Innen-Dekoration".

Januar-Heft.

Fries bilden kunstvolle Schnitzereien aus (Ledernholz, die Möbel sind
mit altmaurischen, schweren, goldschillernden Seidenstoffen bekleidet, das
(Ledernholz mit Goldeinlagen gefertigt, maurische Teppiche decken den
Boden, in gleichen Nüancen gehaltene Gobelins sind an Thüren und
Fenstern mit Goldschnüren drapirt. Golddurchwirkte spanische Seide-
spitzen dienen als Gardinen. Zwei aus (Ledern-
holz gefertigte bis zur Decke reichende Spiegel
sind mit gleichen Spitzen, die wie Draperien
arrangirt sind, zu beiden Seiten bekleidet; den
aus persischen Kacheln erbauten Kamin
schmücken hohe, maurische Vasen und Al-
hambra-Leuchter mit Gold-Intarsien.

Tine mit indischen Seidenstoffen drapirte
Thür führt in das Bibliothek-Zimmer, die
Möbel sind hier aus Eichenholz geschnitzt, in
flämischer Renaissance gehalten; schwere Leder-
tapeten decken die Wände, die Stühle sind mit
Leder ausgelegt, die Etageren und Bücher-
schränke mit Vorhängen in der Farbe des
Leders geschmückt. Ein hoher Kamin aus
Verda-Eampaca-Marmor mit Renaissance-
Leuchtern und flämischen Nippes ist der ein-
zige Schmuck dieses Zimmers.

Der anstoßende Speisesaal ist im Stil der
englischen Renaissance gehalten. Gobelins von
wunderbarer Schönheit decken den oberen Theil
der Wände, unten gebeizte Täfelung von matt
abgetöntem San-Domingo-Holz; den Plafond
ziert ein Gemälde eines pariser Künstlers, das
— ein lukullisches Mahl darstellend — in
lebhaften Farben gehalten, mit den Scenen,
die die Gobelins darstellen, correspondirt. Das
Buffet, aus Domingo-Holz gefertigt, reich ge-
schnitzt, mit herrlichen Metall-Verzierungen ist
ein Knicum in seiner Art. Die Etageren zu
beiden Seiten sind mit allerhand englischen Tischgeräthen besetzt, oben ^
eine Kuppel mit der Inschrift: 6lc>ck save Ikc Aneen. (Die junge
Baronin ist englischer Abkunft und dürste über diese zarte Aufmerk-
samkeit ihres Gatten hocherfreut sein.) Der Kamin ist aus schottischem

Marmor gebaut, der altenglische, hohe und geräumige Glasschrank
mit den verschiedensten englischen Nippes gefüllt. Etagere, stumme
Diener, pouffs mit Kreuzstich-Stickereien belegt, denen englische Sinn-
sprüche eingestickt sind, sieht man in geschmackvoller Weise vereinigt.
Ein Wunderwerk des guten Geschmacks ist das anstoßende Vg.il.cnir.

Pier ist Alles im Stil Louis XVI. gehalten.
Die Wände sind mit en reliek gestickten Seiden-
tapeten bekleidet, von denen sich Sammt-Pan-
neaux in entsprechenden Entfernungen effektvoll
abheben; ein zu diesem Sammt passender per-
sischer Teppich deckt den Boden. Die Möbel
sind mit blumendurchwirkten Brokatstoffen und
Gobelins bekleidet, der Kamin aus mexika-
nischem Dnyx mit Vasen und niedlichen Nipp-
sachen im Stil Louis XVI. geziert.

Der sehr geräumige Gesellschaftssaal
bringt die Wunder des Empire zur Geltung;
weiße mit Holzgetäfel ausgelegte Wände, zwei
hohe Kamine aus carrarischem Marmor, Holz-
mosaik mit Gold inkrustirt längs der die
Thüren begrenzenden panneaux, Möbel ein
Gemisch von Barock- und Empirestil mit
Gold- und Perlmutter-Einlagen vervollständigen
das ausgewählt prächtige Ensemble.

Das Boudoir im japanischen Stil ist mit
Erkern und vielfachen Glasmalereien geschmückt,
die das von oben durch einen Dom von Vpal-
glas einfallende Licht dämpfen, das Schlaf-
zimmer, im Stil Xoiiis Hiigtorxe gehalten, mit
gelbem Seidensammt bekleidet, hat Möbel aus
polirtem Ahorn mit Perlmutter-Einlagen,
Portieren von gelbem und blauen Seiden-
Damast, mit gleichen Stoffen drapirte Spiegel-
rahmen, Teppiche in blau-gelbem Dessin. Das
breite Himmelbett, aus italienischem Nußbaum-
holz mit Patentintarsia in reicher Zeichnung auf dunklem Grunde
dekorirt, ist ein Prachtstück in seiner Art und wie die gleichfalls mit
Intarsia verzierten Möbel des anstoßenden, behaglich ausgestatteten
Fremdenzimmers von Möbelfabrikant Karl Hettwig (Berlin) bezogen.

ip Wandbekleidung dev ^Wohnränmp

in ästhetischer und gesundheitlicher Beziehung.

von Lorenz Bodenschatz.

in eigner Herd ist Goldes werth", sagt ein altes Sprüch-
wort und es ist ja das Bestreben fast aller Menschen, recht
bald des Glückes, in eigner Häuslichkeit sich zu bewegen,
theilhaftig zu werden, um im Kreise der Familie des Lebens Freuden
doppelt zu genießen. Gb arm, ob reich, Jeder trachtet darnach; der
Eine mit den bescheidensten, der Andere mit großen, weitgehenden An-
sprüchen. Mb Jeder das erträumte Glück findet, ist eine andere Frage,
aber sicher ist es, daß, abgesehen von dem inneren Frieden, die gute
oder schlechte Gestaltung mancher Äußerlichkeiten unendlich viel zu
einer glücklichen oder zu einer 'unzufriedenen Existenz beitragen.

Wer wird in Abrede stellen können, daß eine reinliche, ge-
ordnete Haushaltung für Jedermann einen wohlthuenden, sympa-
thischen Eindruck macht, und daß sicher anzunehmen ist, daß hier in
den meisten Fällen ein zufriedenes, glückliches Leben geführt wird?
Im Gegensatz dazu wird wohl Niemand bei dem Anblick einer un-
ordentlichen, unreinlichen Wirthschaft die Ueberzeugung haben, daß hier
ein behagliches Dasein walten könnte!

Div Tapete vom dekorativer: und künstlerischen Standpunkt.

Die Einrichtung und Ausschmückung unserer Wohn-
räume in sanitärer wie in künstlerischer Beziehung bildet
einen Hauptfaktor für ein glückliches Familienleben, und mit

vollem Recht widmet man seit einigen Jahrzehnten diesem Gebiete alle
Aufmerksamkeit von Seiten der bedeutendsten Männer der Kunst und
der Kunstindustrie, deren Segnungen man mit Freuden beobachten kann.

Viel, unendlich viel, ist schon geschehen, großartige Fortschritte
sind gemacht in Bezug auf Form und Farbe, in Bezug auf Komfort
und solide Arbeit; mustergiltige Einrichtungen für die reiche Welt wie
für den Mittelstand werden angefertigt und allenthalben regt es sich,
für die Ausstattung unseres Heims Geschmackvolles und Neues
ins Leben zu rufen und zu möglichst wohlfeilen Preisen herzustellen.

Aber die Welt ist groß und die Anzahl der Familien ist eine
unendliche. — Trotz aller Reformbestrebungen findet man, daß im
Mittelstände sowohl, wie bei der besser situirten Klasse noch eine große
Anzahl Wohnungen anzutreffen sind, die, abgesehen vorerst von dem
künstlerischen Arrangement, nur was Anmuth, Behaglichkeit und Ge-
müthlichkeit betrifft, noch sehr viel zu wünschen übrig lassen! —
Wir treffen Wohnungen, die uns, bei aller komfortablen Einrichtung,
kalt und frostig entgegenstarren, in denen wir uns nie heimisch fühlen
würden, währenddem uns manche mit den bescheidensten Mitteln ein-
gerichtete Wohnungen anheimelnd, behaglich berühren, in denen wir,
fast unbewußt warum, uns sofort heimisch fühlen. — Und wie wenig
gehört manchmal dazu, um jede Wohnung hübsch und behaglich ein-
zurichten! Vor Allem, saubere, in Farbe den Möbeln ange-
paßte Tapezierung der Wände, praktische, gute Stellung der Möbel
und sonstiger Ausstattungsstücke, gute Auswahl der Bilder und richtiges
symetrisches Aufhängen derselben usw.; Alles Kleinigkeiten, die immer
von nicht zu unterschätzendem Einfluß sind, und die doch in so vielen
Fällen zum eignen Schaden der Bewohner ganz unbeachtet bleiben.

Gerade auf das Tapezieren der Wände wird von vielen
Leuten, selbst von solchen, die nicht so sehr mit dem Kostenpunkt zu
 
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