5eptember-k)eft.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
5eite
^Mie, verschiederrrn Mrten der Mapete.
(Zugleich Beschreibung unserer Rbbilbungen.)
ie Papiertapeten, welche die moderne deutsche Industrie erzeugt, lassen
sich ihrer künstlerischen Behandlungsweise nach in drei kjauptarten
zerlegen, und zwar:
p Art: Tapeten, die nichts als
„bedrucktes Papier" vor-
stellen wollen.
2. Art: Tapeten, die irgend
ein anderes Material nach-
zuahmen versuchen (Imi-
tationen von gepreßtem
und bemaltem Leder, von
gewebten, bedruckten oder
bestickten Stoffen, von Ge-
flecht, kjolz, Marmor,
Metall, Stuck rc.).
z. Art: Tapeten, die natura-
listische, stilistische oder
fantastische Malerei imi-
tiren.
Ganz rein ist jede dieser
Arten nur selten anzutreffen; die
meisten Tapeten geben sich als
ein Gemisch von zweien oder
gar dreien dieser Behandlungs-
weisen. Im klebrigen wird in
allen dreien von der modernen
Industrie vorzügliches geleistet.
Sieht man von den Be-
handlungsunterschieden ab,
betrachtet man die Tapeten nur
ans dem Gesichtspunkte ihrer
Anwendung, so lassen sich
etwa 9 Massen unterscheiden:
p Salon-Tapeten — 2. Wohn-
zimmer-Tapeten — 3. Speisezim-
mer-Tapeten — H. Boudoir-Ta-
peten — 5. Perrenzimmer-Taxeten
— S. Schlafzimmer-Tapeten —
?. Badezimmer-Tapeten—8. Vor-
zimmer-Tapeten — Flur-) und
Treppenhaus-Tapeten.
Line ;o. Masse würde allen-
falls noch hinzukommen können
für Tapeten zur Ausschmückung
von Restaurations-Lokalen, Re-
präsentationssälen, Läden u. dgl.
Indessen lassen sich, genau be-
trachtet, auch diese Tapeten den
aufgestellten 9 Abtheilungen ent-
nehmen, indem große Salon-
und vorzimmermuster recht wohl
zu besagten Zwecken dienen kön-
nen, ebenso wie die Dekorirung
gewisser nützlicher Gemächer sich
mit „Badezimmer-Tapeten" pas-
send Herstellen läßt. Für Garten-
zimmer, Veranden u. dgl. ist aller-
dings eine besondere Art Tapeten
gebräuchlich, und zwar rein na-
turalistischen Genres. wir haben
uns aber nie mit der Auffassung
befreunden können, in Räume,
die fast unmittelbar mit der Na-
tur in Verbindung stehen, eine direkte Nachahmung derselben als Dekoration
verwandt zu sehen; muß diese doch unter den Umständen besonders ärmlich und
kläglich wirken. Line dem Ganzen angexaßte „Malerei" erfüllt hier besser den Zweck.
In dem Aufsatz von Georg Weber in vorliegendem pefte wird über den
Aarakter der Muster jeder dieser 9 Abtheilungen das Nöthige gesagt und des
Näheren ausgeführt, wie ein gutes Salon-, Wohn- oder Vorzimmer-Muster usw.
Nr. HZ8.
Bordüren fürs Teppiche
beschaffen sein muß, um seinem Zwecke zu entsprechen. Wir begnügen nns daher,
an dieser Stelle bezüglich jeder dieser 9 Massen nur die augenblicklich herrschender:
verzierungsweisen anzngeben, die Fabriken anzuführen, die sich vorzugsweise mit
der Anfertigung solcher Muster befassen, und einen Blick auf die als Proben der-
artiger Muster von uns. gebrachten Abbildungen zu werfen. Ausdrücklich wollen
wir dabei bemerken, daß uns bei der Auswahl der vorzuführenden Muster keinerlei
Voreingenommenheit für diese
oder jene Fabrik geleitet hat,
daß wir vielmehr bedacht gewesen
sind, allen Bestrebungen der
deutschen Tapetenindustrie gerecht
zu werden, und daß es nur dem
Platzmangel in unserer Zeit-
schrift zuzuschreiben ist, wenn in
unseren Abbildungen — zu un-
serem großen Bedauern — längst
nicht alle Fabriken (und die ver-
tretenen längst nicht umfassend
genug) zur Geltung gelangen.
Was die p Masse, die
Salon-Tapeten betrifft, so
fertigen wohl die meisten deut-
schen Tapetenfabriken deren an.
Ls genügt wohl, die Firmen
I. Zuber H Tie. in Rixheim,
kj. Engelhard in Mannheim,
Lieck A kseider in Berlin, die
AnhalterTapetenfabrikinDessau,
Flammersheim A Steinmann in
Köln a. Rh., L. lsochstätter A
Söhne in Oarmstadt und August
Schütz in Wurzen als einige der
hauptsächlichsten Erzeuger dieser
Tapetenart zu nennen; wir
müßten sonst beinahe das ganze
Adreßbuch ausschreiben. Barock-
stil, Rokoko, Ixonis seixe, neuer-
dings auch Empire sind die für
moderne Salon-Tapeten belieb-
testen Stilarten. Der Naturalis-
mus hat im Salon noch wenig
Eingang gefunden. Abbildung
Nr. HO? zeigt eine solche Deko-
ration im Empirestil, H;H und
HZS geben Proben von Salon-
mustern im Rokokogeschmack in
lsochprägtechnik, das eine Muster
als Stickerei, das andere als
„Leder" behandelt. H22 und H2H,
ohne die lsülfsmittel des Ba-
lanziers hergestellt, verdienen
gleichfalls als treffliche Beispiele
von Salonmustern im Rokokostil
Erwähnung. Ebenso sind die
Gobelin-Imitation Nr. H2( und
die als Beilage gebotene große
Gobelin-Dekoration von I. Zuber
Tie. bemerkenswerthe Leist-
ungen.
Die Wohnzimmer-Ta-
pete unserer Tage entnimmt
ihre Formen sowohl den vorher
erwähnten Stilarten als auch
der Renaissance und Gothik; für
den Massenverbrauch bedient sie
sich vielfach naturalistischer Mo-
tive. Gleich der Salon-, Speise-
und Schlafzimmer-Tapete wird sie in großer Auswahl von fast allen Fabriken ge-
fertigt. Unsere Abbildungen Nr. H08, H(2 und H(9 geben einige Beispiele.
Die Speisezimmer-Tapete zeigt sich unter allen Taxetenarten am konser-
vativsten in dem Festhalten an der hergebrachten verzierungsweise; sie hat ent-
schieden den Aarakter der Renaissance am längsten behauptet und ist noch jetzt
modischen Einflüssen am schwersten zugänglich. Bei reicheren Wohnungseinrichtungen
Fs A L §0
Tapeten, Plafonds und dergl.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
5eite
^Mie, verschiederrrn Mrten der Mapete.
(Zugleich Beschreibung unserer Rbbilbungen.)
ie Papiertapeten, welche die moderne deutsche Industrie erzeugt, lassen
sich ihrer künstlerischen Behandlungsweise nach in drei kjauptarten
zerlegen, und zwar:
p Art: Tapeten, die nichts als
„bedrucktes Papier" vor-
stellen wollen.
2. Art: Tapeten, die irgend
ein anderes Material nach-
zuahmen versuchen (Imi-
tationen von gepreßtem
und bemaltem Leder, von
gewebten, bedruckten oder
bestickten Stoffen, von Ge-
flecht, kjolz, Marmor,
Metall, Stuck rc.).
z. Art: Tapeten, die natura-
listische, stilistische oder
fantastische Malerei imi-
tiren.
Ganz rein ist jede dieser
Arten nur selten anzutreffen; die
meisten Tapeten geben sich als
ein Gemisch von zweien oder
gar dreien dieser Behandlungs-
weisen. Im klebrigen wird in
allen dreien von der modernen
Industrie vorzügliches geleistet.
Sieht man von den Be-
handlungsunterschieden ab,
betrachtet man die Tapeten nur
ans dem Gesichtspunkte ihrer
Anwendung, so lassen sich
etwa 9 Massen unterscheiden:
p Salon-Tapeten — 2. Wohn-
zimmer-Tapeten — 3. Speisezim-
mer-Tapeten — H. Boudoir-Ta-
peten — 5. Perrenzimmer-Taxeten
— S. Schlafzimmer-Tapeten —
?. Badezimmer-Tapeten—8. Vor-
zimmer-Tapeten — Flur-) und
Treppenhaus-Tapeten.
Line ;o. Masse würde allen-
falls noch hinzukommen können
für Tapeten zur Ausschmückung
von Restaurations-Lokalen, Re-
präsentationssälen, Läden u. dgl.
Indessen lassen sich, genau be-
trachtet, auch diese Tapeten den
aufgestellten 9 Abtheilungen ent-
nehmen, indem große Salon-
und vorzimmermuster recht wohl
zu besagten Zwecken dienen kön-
nen, ebenso wie die Dekorirung
gewisser nützlicher Gemächer sich
mit „Badezimmer-Tapeten" pas-
send Herstellen läßt. Für Garten-
zimmer, Veranden u. dgl. ist aller-
dings eine besondere Art Tapeten
gebräuchlich, und zwar rein na-
turalistischen Genres. wir haben
uns aber nie mit der Auffassung
befreunden können, in Räume,
die fast unmittelbar mit der Na-
tur in Verbindung stehen, eine direkte Nachahmung derselben als Dekoration
verwandt zu sehen; muß diese doch unter den Umständen besonders ärmlich und
kläglich wirken. Line dem Ganzen angexaßte „Malerei" erfüllt hier besser den Zweck.
In dem Aufsatz von Georg Weber in vorliegendem pefte wird über den
Aarakter der Muster jeder dieser 9 Abtheilungen das Nöthige gesagt und des
Näheren ausgeführt, wie ein gutes Salon-, Wohn- oder Vorzimmer-Muster usw.
Nr. HZ8.
Bordüren fürs Teppiche
beschaffen sein muß, um seinem Zwecke zu entsprechen. Wir begnügen nns daher,
an dieser Stelle bezüglich jeder dieser 9 Massen nur die augenblicklich herrschender:
verzierungsweisen anzngeben, die Fabriken anzuführen, die sich vorzugsweise mit
der Anfertigung solcher Muster befassen, und einen Blick auf die als Proben der-
artiger Muster von uns. gebrachten Abbildungen zu werfen. Ausdrücklich wollen
wir dabei bemerken, daß uns bei der Auswahl der vorzuführenden Muster keinerlei
Voreingenommenheit für diese
oder jene Fabrik geleitet hat,
daß wir vielmehr bedacht gewesen
sind, allen Bestrebungen der
deutschen Tapetenindustrie gerecht
zu werden, und daß es nur dem
Platzmangel in unserer Zeit-
schrift zuzuschreiben ist, wenn in
unseren Abbildungen — zu un-
serem großen Bedauern — längst
nicht alle Fabriken (und die ver-
tretenen längst nicht umfassend
genug) zur Geltung gelangen.
Was die p Masse, die
Salon-Tapeten betrifft, so
fertigen wohl die meisten deut-
schen Tapetenfabriken deren an.
Ls genügt wohl, die Firmen
I. Zuber H Tie. in Rixheim,
kj. Engelhard in Mannheim,
Lieck A kseider in Berlin, die
AnhalterTapetenfabrikinDessau,
Flammersheim A Steinmann in
Köln a. Rh., L. lsochstätter A
Söhne in Oarmstadt und August
Schütz in Wurzen als einige der
hauptsächlichsten Erzeuger dieser
Tapetenart zu nennen; wir
müßten sonst beinahe das ganze
Adreßbuch ausschreiben. Barock-
stil, Rokoko, Ixonis seixe, neuer-
dings auch Empire sind die für
moderne Salon-Tapeten belieb-
testen Stilarten. Der Naturalis-
mus hat im Salon noch wenig
Eingang gefunden. Abbildung
Nr. HO? zeigt eine solche Deko-
ration im Empirestil, H;H und
HZS geben Proben von Salon-
mustern im Rokokogeschmack in
lsochprägtechnik, das eine Muster
als Stickerei, das andere als
„Leder" behandelt. H22 und H2H,
ohne die lsülfsmittel des Ba-
lanziers hergestellt, verdienen
gleichfalls als treffliche Beispiele
von Salonmustern im Rokokostil
Erwähnung. Ebenso sind die
Gobelin-Imitation Nr. H2( und
die als Beilage gebotene große
Gobelin-Dekoration von I. Zuber
Tie. bemerkenswerthe Leist-
ungen.
Die Wohnzimmer-Ta-
pete unserer Tage entnimmt
ihre Formen sowohl den vorher
erwähnten Stilarten als auch
der Renaissance und Gothik; für
den Massenverbrauch bedient sie
sich vielfach naturalistischer Mo-
tive. Gleich der Salon-, Speise-
und Schlafzimmer-Tapete wird sie in großer Auswahl von fast allen Fabriken ge-
fertigt. Unsere Abbildungen Nr. H08, H(2 und H(9 geben einige Beispiele.
Die Speisezimmer-Tapete zeigt sich unter allen Taxetenarten am konser-
vativsten in dem Festhalten an der hergebrachten verzierungsweise; sie hat ent-
schieden den Aarakter der Renaissance am längsten behauptet und ist noch jetzt
modischen Einflüssen am schwersten zugänglich. Bei reicheren Wohnungseinrichtungen
Fs A L §0
Tapeten, Plafonds und dergl.