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Zuni-Heft.
ZIlustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
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ilder- Mahmen und Wilder in ihrem ästhetischen Herhältnih zu enurnder.
Von Dtto Schulze in Aöln.
? eberall, wo ein Rahmen in Erscheinung treten soll, ist es
seine vornehmste Bestimmung: eine begrenzte Fläche von
ihrer Umgebung loszulösen und als etwas Selbständiges zur
Wirkung zu bringen. — Es ist leicht zu verstehen, daß ein Bilder-
Rahmen, der auf einer Wandfläche
einer kleineren Fläche Grenzen zu
Ziehen hat, andere Bedingungen er-
füllen muß, als der eingebaute Geff-
nungsrahmen, Thüre, Fenster u. ä.,
in seiner weitgehenden tektonischen
Aufgabe und im architektonischen
Aufbau. Ein großer Unterschied
liegt zwischen ihnen wesentlich darin,
daß der Bilder-Rahmen beweglich,
verrückbar, der ein- und aufgebaute
architektonische Rahmen — oder Um-
rahmung — in seinem Selbstzweck
feststehend, unverrückbar ist.
Das Zeitwort „rahmen", gleich-
werthig mit umschließen, fassen, zu-
sammenfassen, einfassen, bietet die
beste Erklärung für das Hauptwort
„Rahmen", und besagt eigentlich
Alles, was von diesem letzteren ver-
langt werden darf. Der Bilder-Rah-
men soll eine auf einer Fläche zur
Anschauung gebrachte bildliche Dar-
stellung umschließen, umsäumen, diese
von ihrer Umgebung trennen und
als für sich geschlossen bestehend
von ihrer Umgebung abheben. Bei
der Wahl des Rahmens ist Vielerlei
Zu beobachten; er hat sich in erster
Time unterzuordnen, denn das Bild
soll vernünftiger Weise nicht dem
Aahmen zuliebe da sein, sondern
umgekehrt, der Rahmen ist des Bildes
wegen geschaffen. Der Rahmen soll
sich nicht hervordrängen, soll das
Bild nicht todtmachen; immer muß
das, was er umschließt, kostbarer
sein als er selbst, seine Erscheinung
aber immerhin werthvoller und auf-
fallender als feine nächste Umgebung.
Ich möchte den Bilder-Rahmen gern
als eine neutrale Grenze zwischen
Zwei sich fast feindschaftlich gegenüber-
stehenden Gebieten bezeichnen; er soll
vergleichen, vermitteln, aussöhnen
und zwar zu Gunsten des kleineren Gebietes: des Bildes, damit dies
von der Wand nicht verschlungen werde. Neutrale Farbentöne: Gold,
Schwarz, Weiß, Braun, Grau harmonischen immer Farbenkontraste,
und solche bestehen unstreitig meistens zwischen Bild und Wand. Es
liegt daher sehr nahe, daß bei der Auswahl eines Bilder-Rahmens
Zuerst seine Farbe, dann erst seine Gestaltung, Form und Größenver-
hältnisse zum Bilde zu bestimmen sind. Wir werden daher stets fragen:
„ist ein Gold-, ein schwarzer oder ein Eichen-Rahmen rc. das passendste
lür unser Bild". Sehr bezeichnend ist es auch, daß man hierbei mehr
* Abbildung Nr. 2S4. Fächer-Dekoration für eine Vestibiil-Thiire.
an das Bild, als an die Farbe der wand denkt, und es ist auch richtig
so, denn die Wandfläche, welche von vornherein eine gewisse Ruhe zum
Ausdruck bringen soll, verträgt schon in versöhnlicher Stimmung irgend
eine Bilderrahmen-Farbe. Es ist keine Wand so dunkel, daß sich darauf
ein schwarzer Rahmen nicht abheben
könnte, oder so hell, daß ein Eichen-
oder Gold-Rahmen in die Wand zu-
rücksinken würde. Zn solch etwa zu
befürchtenden Fällen wird eine anders-
farbige äußere Leiste, mehr als Linie,
jede Härte oder Farblosigkeit zur
Rettung der Rahmenfarbe beseitigen.
Die Wacht des Goldes spielt auch
hier eine bedeutende Rolle; Gold
bringt die härtesten Farbengegensätze
zusammen und eignet sich ganz be-
sonders für vielfarbige Darstellungen,
also Delgemälde, Aquarelle und
Pastelle. Für solche Bilder ist aus
diesem Grunde der Gold-Rahmen die
beste Umsäumung, gleichviel ob Fi-
gurenbild, Portrait, Landschaft, Ma-
rine- oder Architekturstück, auch für
Blumenstücke und Stillleben dürfte
er nicht undankbar sein. Für ein
farbiges Bildniß (Portrait) sollte nie
ein anderer als ein guter, gediegener
Gold-Rahmen genommen werden.
Er soll gleichsam eine Folie für das
Bild abgeben, er soll in gewissem
Sinne für das Bild repräsentations-
fähig fein, eine würdige Vornehmheit
soll darin liegen — das Bild soll
von der Makellosigkeit des Namens
des Dargestellten zu uns reden. Bil-
der von Personen, die ehrenrührige
Handlungen begangen haben, wird
man nicht an Wänden preisgeben.
Aber auch ein ärmlicher unechter
Rahmen um ein Bildniß könnte uns
vielleicht zu salschen Schlüssen über
die Person Anlaß geben — die Foto-
grafie tritt hierbei in ganz andere
Rechte, ihr gebührt überhaupt nicht
der Gold-Rahmen. — Ueber den
Gold-Rahmen ist schon viel geschmäht
worden, Berechtigung hierfür liegt
aber nur dann vor, wenn all und
jeder Rahmen, gleichviel wie das
Bild beschaffen ist, von eitel Gold strotzt. Fünf und mehr Gold-Rahmen
in einem Zimmer tragen weniger Feinfühligkeit als Protzenhaftigkeit
zur Schau; auch in fünf farbigen Bildern liegt des Schönen zuviel für
ein Zimmer. Für ein gutes farbiges Bild wird man ja vielfach den
Gold-Rahmen vor Schwarz und Eichen bevorzugen, der eigenthümlich
warm metallische Ton isolirt die Farbe, beeinflußt oder trübt sie aber
nicht. Ein schwarzer Rahmen, und dann auch nur mit begleitenden
feinen Goldleisten, würde den Ernst einer Landschaft mit aufziehendem
Gewitter trefflich abstimmen, auch ein Seestück mit aufgewühlten, Schaum-
Zuni-Heft.
ZIlustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
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ilder- Mahmen und Wilder in ihrem ästhetischen Herhältnih zu enurnder.
Von Dtto Schulze in Aöln.
? eberall, wo ein Rahmen in Erscheinung treten soll, ist es
seine vornehmste Bestimmung: eine begrenzte Fläche von
ihrer Umgebung loszulösen und als etwas Selbständiges zur
Wirkung zu bringen. — Es ist leicht zu verstehen, daß ein Bilder-
Rahmen, der auf einer Wandfläche
einer kleineren Fläche Grenzen zu
Ziehen hat, andere Bedingungen er-
füllen muß, als der eingebaute Geff-
nungsrahmen, Thüre, Fenster u. ä.,
in seiner weitgehenden tektonischen
Aufgabe und im architektonischen
Aufbau. Ein großer Unterschied
liegt zwischen ihnen wesentlich darin,
daß der Bilder-Rahmen beweglich,
verrückbar, der ein- und aufgebaute
architektonische Rahmen — oder Um-
rahmung — in seinem Selbstzweck
feststehend, unverrückbar ist.
Das Zeitwort „rahmen", gleich-
werthig mit umschließen, fassen, zu-
sammenfassen, einfassen, bietet die
beste Erklärung für das Hauptwort
„Rahmen", und besagt eigentlich
Alles, was von diesem letzteren ver-
langt werden darf. Der Bilder-Rah-
men soll eine auf einer Fläche zur
Anschauung gebrachte bildliche Dar-
stellung umschließen, umsäumen, diese
von ihrer Umgebung trennen und
als für sich geschlossen bestehend
von ihrer Umgebung abheben. Bei
der Wahl des Rahmens ist Vielerlei
Zu beobachten; er hat sich in erster
Time unterzuordnen, denn das Bild
soll vernünftiger Weise nicht dem
Aahmen zuliebe da sein, sondern
umgekehrt, der Rahmen ist des Bildes
wegen geschaffen. Der Rahmen soll
sich nicht hervordrängen, soll das
Bild nicht todtmachen; immer muß
das, was er umschließt, kostbarer
sein als er selbst, seine Erscheinung
aber immerhin werthvoller und auf-
fallender als feine nächste Umgebung.
Ich möchte den Bilder-Rahmen gern
als eine neutrale Grenze zwischen
Zwei sich fast feindschaftlich gegenüber-
stehenden Gebieten bezeichnen; er soll
vergleichen, vermitteln, aussöhnen
und zwar zu Gunsten des kleineren Gebietes: des Bildes, damit dies
von der Wand nicht verschlungen werde. Neutrale Farbentöne: Gold,
Schwarz, Weiß, Braun, Grau harmonischen immer Farbenkontraste,
und solche bestehen unstreitig meistens zwischen Bild und Wand. Es
liegt daher sehr nahe, daß bei der Auswahl eines Bilder-Rahmens
Zuerst seine Farbe, dann erst seine Gestaltung, Form und Größenver-
hältnisse zum Bilde zu bestimmen sind. Wir werden daher stets fragen:
„ist ein Gold-, ein schwarzer oder ein Eichen-Rahmen rc. das passendste
lür unser Bild". Sehr bezeichnend ist es auch, daß man hierbei mehr
* Abbildung Nr. 2S4. Fächer-Dekoration für eine Vestibiil-Thiire.
an das Bild, als an die Farbe der wand denkt, und es ist auch richtig
so, denn die Wandfläche, welche von vornherein eine gewisse Ruhe zum
Ausdruck bringen soll, verträgt schon in versöhnlicher Stimmung irgend
eine Bilderrahmen-Farbe. Es ist keine Wand so dunkel, daß sich darauf
ein schwarzer Rahmen nicht abheben
könnte, oder so hell, daß ein Eichen-
oder Gold-Rahmen in die Wand zu-
rücksinken würde. Zn solch etwa zu
befürchtenden Fällen wird eine anders-
farbige äußere Leiste, mehr als Linie,
jede Härte oder Farblosigkeit zur
Rettung der Rahmenfarbe beseitigen.
Die Wacht des Goldes spielt auch
hier eine bedeutende Rolle; Gold
bringt die härtesten Farbengegensätze
zusammen und eignet sich ganz be-
sonders für vielfarbige Darstellungen,
also Delgemälde, Aquarelle und
Pastelle. Für solche Bilder ist aus
diesem Grunde der Gold-Rahmen die
beste Umsäumung, gleichviel ob Fi-
gurenbild, Portrait, Landschaft, Ma-
rine- oder Architekturstück, auch für
Blumenstücke und Stillleben dürfte
er nicht undankbar sein. Für ein
farbiges Bildniß (Portrait) sollte nie
ein anderer als ein guter, gediegener
Gold-Rahmen genommen werden.
Er soll gleichsam eine Folie für das
Bild abgeben, er soll in gewissem
Sinne für das Bild repräsentations-
fähig fein, eine würdige Vornehmheit
soll darin liegen — das Bild soll
von der Makellosigkeit des Namens
des Dargestellten zu uns reden. Bil-
der von Personen, die ehrenrührige
Handlungen begangen haben, wird
man nicht an Wänden preisgeben.
Aber auch ein ärmlicher unechter
Rahmen um ein Bildniß könnte uns
vielleicht zu salschen Schlüssen über
die Person Anlaß geben — die Foto-
grafie tritt hierbei in ganz andere
Rechte, ihr gebührt überhaupt nicht
der Gold-Rahmen. — Ueber den
Gold-Rahmen ist schon viel geschmäht
worden, Berechtigung hierfür liegt
aber nur dann vor, wenn all und
jeder Rahmen, gleichviel wie das
Bild beschaffen ist, von eitel Gold strotzt. Fünf und mehr Gold-Rahmen
in einem Zimmer tragen weniger Feinfühligkeit als Protzenhaftigkeit
zur Schau; auch in fünf farbigen Bildern liegt des Schönen zuviel für
ein Zimmer. Für ein gutes farbiges Bild wird man ja vielfach den
Gold-Rahmen vor Schwarz und Eichen bevorzugen, der eigenthümlich
warm metallische Ton isolirt die Farbe, beeinflußt oder trübt sie aber
nicht. Ein schwarzer Rahmen, und dann auch nur mit begleitenden
feinen Goldleisten, würde den Ernst einer Landschaft mit aufziehendem
Gewitter trefflich abstimmen, auch ein Seestück mit aufgewühlten, Schaum-