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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Faulwasser, Julius: Die Treppenanlagen als Dekorationsmittel in Familienhäusern
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Schulze, Otto: Die Harmonie der Gegenstände in der Wohnungs-Ausstattung, [2]
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Böttcher, F.: Fenster mittels imitirter Muselin- und Buntglasmalerei zu dekoriren
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Luftdicher Fensterverschluß
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0250

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November-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite jflst.

genutzt, als das vorne an die Blumenhalle stoßende Boudoir mittelst Fensterthür
und Balkon nach dem Wintergarten geöffnet ist. Hierdurch wurde es ermöglicht,
der Morgensonne unmittelbaren Eintritt in dieses Zimmer zu verschaffen und das-
selbe ganz besonders für die Vormittagsstunden zu dem überraschendsten Juwel des
Hauses auszugestalten, und die Wirkung ist eine so wohl gelungene, daß jeder Neu-
eintretende, trotzdem das Zimmer nach seinen Ab-
messungen eher klein als groß genannt werden
kann, dennoch wie gebannt stehen bleibt. Die
Treppe selbst ist auch hier aus weißem Marmor,
die Wandslächen des Treppenhauses sind mit bunt-
farbigem Stuckmarmor bekleidet, die Geländer find
in vergoldetem Schmiedeeisen ausgeführt und das
Vberlicht mit Glasmalerei versehen.

Alle soeben beschriebenen Anlagen haben das
gemeinsame Moment, daß sie sich auf verhältniß-
mäßig ganz kleiner Grundfläche mit überraschender
Raumwirkung entwickeln lassen, und gewiß wäre
es interessant, den Vorzügen solcher Einzelanord-
nungen in unseren Wohnhäusern auch anderweit
eingehender nachzusxüren, denn nicht genug kann
daran erinnert werden, daß es doch im letzten
Grunde immer nur die Raumanordnung selbst ist,
die die Grundlage für alle weitere Dekoration
bilden soll. Je glücklicher die ursprüngliche Ron-
zeption ist, um so ungezwungener wird sich jede
gute Dekoration dem Raum anfügen, und je mehr
jeder günstige Effekt schon bei der Plangestaltung
wahrgenommen wird, um so mannigfaltiger können
Bildhauer, Maler und Dekoratör die sich ergeben-
den neuen Momente originell und reizvoll ausbilden.

Fenstrr mittelst imitirter Muselin- und
Vuntfllasmalerei zu dekoriren. Auf allen
Gebieten regt es sich und werden die verschiedensten
und gelungensten Erfindungen gemacht, um die
Wohnung malerisch und künstlerisch auszugestalten,
ohne indeß die Rasse zu sehr zu belasten, so auch
auf dem der Fensterdekoration. Gerade letztere
wird von vielen Seiten dankbar begrüßt, da viele
Fenster bewohnter Räumlichkeiten, und namentlich
in den größeren Städten, nach engen Straßen und
Höfen zu liegen, wo selbstverständlich der Ausblick
ein unerfreulicher ist, oder wo gar, wie z. B. im Erdgeschoß liegender, hineingesehen
werden kann. Um nun solches zu verhüten, werden zum größten Theil Vorhänge
benützt, deren Verwendung zwar an und für sich schön ist, die jedoch den gewünschten
Zweck nicht immer erfüllen können, da sie zuweilen, und namentlich wenn sie zu
dunkel ausgewählt wurden, den Zutritt des Lichtes abhalten. Besser ist es, es

werden Glasgemälde benützt, doch wem dies zu theuer sein sollte, der verwende
„imitirte Muselin- und Buntglasmalerei", dieselbe eignet sich ausgezeichnet
zur Dekoration von Fenster- und Thürscheiben und wird oft und mit guten: Erfolg
angewendet, und erfüllt da, wo mit wenig Rosten eine Fensterfüllung geschaffen
werden, die durch farbige Mrnamente und figürliche Darstellungen entsprechende

Wirkung erzielen soll, im vollsten Maße. Bei
einer guten und geschmackvollen Zusammenstellung
der verschiedensten ^Dessins und Rompositionen
kann eine vorzügliche Wirkung erzielt werden, die
derjenigen der echten Glasmalerei, wenn sie dieselbe
auch keineswegs ersetzen, jedoch derselben nahe
kommen kann und zur dekorativen Ausstattung
einfacher, ja sogar eleganter Wohnungen, beizu-
tragen vermag. — Zur Anbringung der Bilder
an den Glasscheiben, was von Jedermann oder
doch vom Buchbinder und Glaser ausgeführt
werden kann, gehört außer einiger Uebung mit
dergleichen oder ähnlichen Arbeiten, nur peinlichste
Sorgfalt, da sich dieselben mit dem sogenannten
vorstrichfirniß, mit Gelatine, ja selbst mit recht
feinem Buchbinderkleister, aufkleben lassen und zur
Erhöhung der Haltbarkeit empfiehlt sich ein Ueber-
zug mit gutem und recht Hellem Lack, oder auch
das Auflegen einer Deckscheibe, um die Bilder vor
Beschädigungen zu schützen. Nothwendig ist es,
um ein elegantes Aussehen zu erzielen, zu all
diesen Arbeiten recht feine Pinsel zu benutzen, da
solches mit gewöhnlichen Pinseln nicht erreicht
werden kann. Nach meiner Erfahrung und eigenen
Benutzung solcher Bilder dürfte es am besten sein,
wenn man dieselben in einem schmalen Holzrahmen
zwischen zwei Scheiben legt, bei größeren Bildern
muß allerdings ein solches auf eine der Scheiben,
wie oben beschrieben, befestigt werden, da doch das
Glas bekanntlich uneben ist und das Bild nicht
fest aufliegen kann. Bilder kann man überall
hinhängen und beim Wechseln einer Wohnung
auch leichter mitnehmen, als solche, welche auf
einer Fensterscheibe aufgeklebt wurden. Auch ist
es möglich, sich auf diese zuletzt angegebene Weise
schöne und praktische Fenster- und Lichtvorsätzer
schaffen zw können. Im Jahre Z88H sah man auf
der Ausstellung zu Texlitz die ersten bedeutenden Bilder dieser Art von dem in
Deutschland bekannten Dekorationsmaler Wilhelm Antony aus Gberwinter am Rhein
ausgestellt und erhielt derselbe für diese hervorragenden Arbeiten die silberne Medaille.
Die Mustersammlung der Firma enthält eine große Anzahl der schönsten Imitationen
profaner und religiöser Art. F. Böttcher.

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aber in solchen gegenseitigen Verhältnissen, daß ihr Zu-
sammenwirken keinen Mißton, kein grelles Ausklingen, nicht
zu viel Licht oder Schatten, Aälte oder Wärme zur Wahr-
nehmung bringt. Lin dunkles Zimmer muß aufgelichtet, ein Helles
abgedämpft, in ein farbloses Farbe gebracht werden. Die römisch-
pompejanischen Wandmalereien zeigen so recht die Harmonie der
Gegensätze, ebenso das Innere des Aölner Domes in seinem Zusam-
menstimmen der Monotonie der Steinmassen und der märchenhaften
Lichtflutung der farbigen Fenster. Bei einer Ausmalung des Innern
würde diese überwältigende Raumschönheit aufgehoben werden, denn
farbige Fenster und Wandmalereien würden sich nicht gegensätzlich
gegenüberstehen, sondern ineinander aufgehen. Das Aeußere des Aölner
Domes ist seiner überreichen Schmückung wegen ohne Gegensätze, be-
sonders in den Thürmen, man vermißt zu sehr ruhige Steinflächen wie
diese bei dem herrlichen Aufbau des Thurmes vom Freiburger Münster
(im Breisgau) so wohlthuend in Erscheinung treten.

Das Zusammenstimmen (Harmonie) von Gegensätzen habe ich
mehrfach in meinem Aufsatz „Ueber Bilderrahmen" nachgewiesen, und
die lieben Leser dürften mich wohl verstehen, wenn ich sage: daß alle
dekorativen Aünste nichtig wären, wenn sie nicht Massen, Maaße,
Formen, Farben, Materialien, Beleuchtung und Abdämpfung in ihren
Gegensätzen erkennen und anwenden würden. — Wo bliebe die Dicht-
kunst ohne kurze und lange Silben, ohne Stimmsall; die Musik ohne
hohe und tiefe Töne, ohne ärir und moll; die Malerei ohne Farbe,
Licht und Schatten; die Baukunst ohne räumliche, körperliche und Pro-
portionsverhältnisse; die Bildnerei ohne Flächen, Aörper, Tiefen und
Relief!

Instinktiv schafft auch das Thier auf einigen dieser Gebiete Be-
achtenswerthes, ich erinnere nur an das Bauen der Thiere, bis zu

streng gezogenen Grenzen, darüber hinaus thut es der Mensch in der
bewußten Wahrnehmung und Anwendung von Gegensätzen und ver-
schiedenen Werthen! Wie viel liegt in Schiller's goldigen „Glocken-
worten": „Denn wo das Strenge mit dem Zarten, wo Starkes sich
und Mildes paarten, da giebt es einen guten Alang".

Darin liegt die vollste Harmonie der Gegensätze!

Luftdichter Fenttrrvrrfchllch. An Fenster und Thüren inacht
sich immer ein Uebelstand bemerkbar, nämlich ein feiner Luftzug, welcher
auf uns schädlich wirkt. Da, wo zu viel Holz ist und die Fenster
resp. Thüren wegen Anquellens nicht zugehen, kann der Tischler leicht
Helsen. Im entgegengesetzten Falle dürfte sich folgendes Verfahren
empfehlen: Man bereite sich aus Gips, Bergkreide und Melfirniß einen
dicken Aitt und streiche ihn mittelst eines flachen Holzes in den soge-
nannten Falz des betreffenden Thür- oder Fensterstockes, welcher vorher
ein wenig mit Firniß bestrichen ist, welcher halb eingetrocknet sein soll;
das Fenster oder die Thür selbst, d. h. jenen Theil, welcher an den
Rahmen oder Stock anschließt, bestreiche man gut mit Seife und Feder-
weiß oder sonst einem Material, welches das Haftenbleiben verhindert,
und mache die betreffende Thüre oder das Fenster gut zu. Der Aitt
drückt sich an und füllt den Raunz, durch welchen sonst der Zug ent-
steht, vollständig aus. Nach vollständiger Erhärtung kann man nach
Belieben öffnen und schließen. Der Aitt wird an der einen Seite, wo
er angestrichen, gut haften und die andere Seite, wo sich die Seife be-
fand, wird vollständig rein sein. Selbstverständlich muß auch in der
Mitte bei Fenstern oder Doppelthüren, wo sie Zusammenstößen, ein be-
liebiger Flügel rechts oder links bestrichen werden, am besten jener,
welcher weniger glatt ist. Bei halbwegs aufmerksamer Behandlung
ist für Jahre hinaus gesorgt. —
 
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