öcptemberHeft.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Veite f57.
Elberfeld, PH. Renn in Darmstadt und R. Langhammer in Plagwitz-Leipzig, ebenso
wie L. Kämmerer in Karlsruhe, wilh. Böller in Braunschweig, »8. Großheim in
Elberfeld, G. L. Peine in Pildesheim ganz vortreffliches. Doch wir wurden uns
einer Unterlassungssünde schuldig machen, wollten wir nicht noch des weiteren auch
die Firmen: Erismann ck Eie. in Altbreisach, Gebr. Scherer in Bammenthal,
Fr. Schwarz in Dessau, A. Pepper in Einbeck,
penseler L Sohn in Lüneburg, Lonsmüller
Grabau in Leipzig nennen. Leider geben
unsere Abbildungen gerade in dieser pinsicht
nur ein ganz schwaches Bild von der deutschen
Produktion. Die Nummern -tM, ^os, Hvy
und -^20 sind einige wenige Beispiele des
überaus reichen, mannigfaltigen Genres.
Daß unsere Fabrikanten zu den ge-
nannten Tapetenarten auch die dazu gehö-
rigen Borden, Friese, Einsatzstücke, Sockel-
und Decken-Dekorationen liefern, versteht sich
von selbst. Immerhin faßt der Maschinen-
druck auch auf diesem Gebiete der Tapeten-
fabrikation Fuß. verschiedene Fabriken
machen die Anfertigung dieser Dekorations-
stücke zur Spezialität. Besonders einige
Lrefelder Firmen zeichnen sich durch ihre
Imitationen von eingelegter und geschnitzter
polzarbeit zu Plafond- und Lambris-Deko-
rationen aus. Auch Fred. Malton in Pan-
nover leistet darin Bemerkenswerthes. Eine
diesem peft in Lichtdruck-Wiedergabe beige-
fügte Lambris kann als Muster einer ge-
diegenen, stilvollen Sockelbekleidung gelten.
Dieselbe ist nur durch die Firma Jean Jost
in Frankfurt a. M. erhältlich.
In Decken-Dekorationen, besonders die
Nachahmung weißen und bemalten Stucks
thun sich auch die österreichischen Firmen:
p. piette in Buben?, Lucius L Popper in
Neusteinhof bei Wien, Sieburger Eie. in
Budapest, Spörlin L Zimmermann in Wien
u. A. hervor.
Schließlich möchten wir noch der Firma
Jos. peimann in Berlin gedenken, obwohl
dieselbe nicht zu den Papier-Tapeten-
fabriken gezählt werden kann, um die es sich in diesem Artikel allein handeln sollte.
Doch haben wir ja schon einige Ausnahmen zu Gunsten der Linkrusta- und Skytogen-
Fabriken gemacht. Die Firma Jos. peimann liefert unter der Bezeichnung „Gobelin-
Stoff-Tapeten" vortreffliche waudbekleidungen von bedruckter Leinwaud und bringt
Muster aller möglichen Stil- und verzierungsarten von fast durchgehends, dem
Material entsprechender, großer, höchst wirksamer Formengebung. Eingehend sind
ihre Erzeugnisse in unserer Zeitschrift schon früher gewürdigt worden.
Das ist so in großen Umrissen ein Bild der heutigen deutschen Tapetenpro-
duktion. wir behalten uns vor, die einzelnen Arten späterhin gesondert und ein-
gehender zu behandeln und hoffen alsdann noch viele tüchtige Leistungen würdigen
zu können, deren Besprechung in diesem
Artikel Raummangels oder sonstiger pinder-
nisse wegen, unterbleiben mußte. —-
"Mas Bonleau.
von Arwin Fischer,
ll st die Gardine vorzugsweise die Trägerin
des guten Geschmackes bei der Ein-
richtung im Zimmer, so hat das Rouleau
mehr untergeordnete Bedeutung, indem es
in der Wohnung mehr aus praktischen und
nützlichen Gründen, als wie aus Schönheits-
rücksichten angeschafft wird; nnr eine Aus-
nahme spielt es bei der Einrichtung in öf-
fentlichen Lokalen (Restaurationen), wo das
Nützliche mit dem Schönen verbunden wird.
Bei der näheren Beschreibung der ver-
schiedensten Arten von Rouleaux wird auch
die praktische Verwendbarkeit mit erläutert
werden. Der erste Grundgedanke für ein
Rouleau war jedenfalls ein beliebiges Stück
Stoff in annähernder Größe des Fensters,
welches man bei Tage vor das Fenster hing
um die eindringenden Sonnenstrahlen zu
dämpfen resp. abzuhalten und des Abends
bei brennendem Licht das Zwielicht (Doppel-
licht zu vermeiden, und seinen Pauptzwcck
hat es darin, daß es profane Blicke von
dem Innern unserer hell erleuchteten Zimmer
abhält. — Als die älteste und wohl ge-
bräuchlichste, weil hauptsächlich die billigste
Form des Rouleaus ist die zum Rollen.
Dieses besteht aus einer ca. 2 ern. dicken
polzstange, in deren Enden Metallstifte ein-
geschlagen sind, welche in an den Fenster-
wänden oder Fensterrahmen angebrachten
eisernen pake« laufen, an der einen Seite der Stange befindet sich eine Blechrolle
mit 2 Scheiben zum Aufnehmen der Zugkordel, vielfach macht man auch an die
andere Seite der Stange eine Blechscheibe, welche aber eher schädlich als nützlich
ist, denn beim Schieflaufen des Rouleaus hält die Scheibe den Stoff nicht auf,
sondern der Stoff wickelt sich noch auf die hohe Scheibe drauf, wird also schlimmer.
Nr. §20. Vorzimmer-Muster, Maschinendruck.
Tapetenfabrik von L. Hochstätter L Söhne, Darmstadt.
Musstellung dev Mrauenlüillfte
irr (Drig.-Korresp. der Innen-Dekoration.)
m t- August hat, wie es vorher bestimmt war, also ohne den so ärger-
lichen Aufschub, welcher bei derartigen Veranlassungen oft Antritt, die
Eröffnung der „Ausstellung der Frauenkünste" im Industriepalast zu
Paris stattgefunden, wenn man das prächtige Gebäude betrat und
die ungeheure, elegante Menge durch die Räume fluthen sah, dann konnte man es
sich schwer vorstellen, daß man sich in der morte-SLisoir befindet. Aber auch sonst
mar der Eindruck ein in jeder Meise angenehmer und man empfing sofort die
wohlthuende Gewißheit, daß diese Ausstellung in der That den Zweck verfolgt,
den sie auf ihr Programm geschrieben, nämlich nicht ein finanzielles Unternehmen
zu sein, sondern einzig und allein die Aufgabe zu erfüllen, den Kunstgeschmack zu
fördern und zu läutern, indem sie das, was heut Schönes geschaffen wird, in ver-
gleich zu dem, was frühere Jahrhunderte hervorgebracht, setzt. Natürlich sind es
nicht nur die Erzeugnisse der Frauenkunst, welche uns jetzt im valnis cke lAnärrstrie
vorgeführt werden, gar viele Dinge, die zwar Damen erfreuen, aber nicht diesen
ihre Entstehung verdanken, wie prächtigste Juwelen, wunderschöne Elfenbein-
schnitzereien, Möbel rc., haben zwar den Zweck, diese zu erfreuen, sind aber doch
nur ausnahmsweise aus ihren kunstfertigen pänden hervorgegangen. Aber bei
allen Spezial-Ausstellungen sind ja Artikel zu finden, die, streng genommen, nicht
dahin gehören und bei der, von welcher ich heut spreche, kann man wenigstens
mit Vergnügen konstatiren, daß weder tanzende Bären, noch für den Teint beson-
ders günstige Seifen, weder Putzpnlver noch Konserven Aufnahme gefunden; Alles,
was da ist, zeichnet sich, wenigstens soweit es modern, durch Schönheit und Vor-
nehmheit aus, während die historischen Gegenstände durchaus am Platze sind. —
Selbstverständlich ist die Ausstellung nicht fertig und einen eigentlichen Bericht über
dieselbe will ich Ihnen daher auch erst iu einigen Wochen senden, wenn ich mit
frischen Kräften von der Ferienreise zurückgekehrt, dieselbe wohl in aller Vollstän-
digkeit vorfinden werde; heute sei daher nur ein Ueberblick über die ganze Anlage
gegeben.
Der Industriepalast besteht in einer sehr großen glasgedeckten Palle, aus
welcher an einem Ende eine doppelseitige Freitreppe nach den oberen Galerien
führt. Diesmal nun hat man auch am anderen Ende eine zweite hinzugefügt, die,
obgleich nur aus polz, doch einen wahrhaft künstlerischen Eindruck macht. An je
einer Seite der Balustrade sitzt eine große geflügelte Frauengestalt, die wohl die
Fama darstellen soll, denn sie lehnt sich auf eine große Trompete, während ihr
Blumen zu Füßen liegen; von oben, gegen ein Schild gelehnt, beugt sich ein Knabe
herab, der den Besucher mit der pand herauf winkt, und darüber erhebt sich auf
einer gegen ausgebreitete Adlerflügel ruhenden Kugel ein Engel. Ersteigt man
diese Treppe, so findet man allerdings, daß vorläufig in den oberen Ausstellungs-
räumen noch gar wenig zu erblicken, aber doch ist man nicht umsonst hinaufge-
kommen, denn man kann nun in der Nähe die Gobelins bewundern, welche die
pinterwände der Balkons zieren, die rings um die riesige Palle hinlaufen. Es
sind mit die schönsten Erzeugnisse der berühmten Fabriken in Paris und Beauvais,
welche hier zur Ansicht kommen und die von der Geschicklichkeit ihrer Verfertiger
beredtes Zengniß ablegen. Unter denselben befindet sich auch ein Stück, das keiner
Gobelinfabrik, sondern, wie die rund herum eingestickte Inschrift besagt, der pand
der unglücklichen Königin Marie Antoinette seine Lntstehnng verdankt. Es ist dies
ein riesiger Teppich, der beweist, daß die als so flatterhaft geschilderte Frau doch
großen Fleiß und Geduld besaß.
Aber nicht nur die allgemeine Anlage der Ausstellung ist in geschmackvollster
weise geordnet, auch die einzelnen Stände beweisen, daß eine kunstsinnige Leitung
die Einrichtung überwachte. Die großen Juwelenhändler von Paris zum Beispiel,
die ziemlich vollständig vertreten sind, haben allerliebste kleine Pavillons errichtet, zu
denen man auf mit Plüsch überzogenen Stufen hinansteigt und in denen ihre blitzen-
den, funkelnden Maaren aufs Vortheilhafteste ausgelegt, eine wahrhaft zauberische
Wirkung auf die anwesende Damenwelt auszuüben scheinen. Die Seitengalerien
der Palle sind zum größten Theil in elegant ausgcstattete Salons und Schlafzimmer
verwandelt und dahinter befinden sich die Dioramas, welche die verschiedensten
Szenen aus dem Leben der Französinnen seit dem Jahre Ndv vorführen. Auch
über diese berichte ich Ihnen später noch ausführlich, wenn eine ruhige uud ein-
gehende Betrachtung derselben möglich ist.
Beilagen im September-Heft:
Am ersten Bogen: „Dekorative Füllung (Gobelin-Nachbildung)."
Am zweiten Bogen: „Gobelin-Imitation" von I. Zuber L Lo. und „Mo-
derne Wandbekleidung aus Linkrusta".
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Veite f57.
Elberfeld, PH. Renn in Darmstadt und R. Langhammer in Plagwitz-Leipzig, ebenso
wie L. Kämmerer in Karlsruhe, wilh. Böller in Braunschweig, »8. Großheim in
Elberfeld, G. L. Peine in Pildesheim ganz vortreffliches. Doch wir wurden uns
einer Unterlassungssünde schuldig machen, wollten wir nicht noch des weiteren auch
die Firmen: Erismann ck Eie. in Altbreisach, Gebr. Scherer in Bammenthal,
Fr. Schwarz in Dessau, A. Pepper in Einbeck,
penseler L Sohn in Lüneburg, Lonsmüller
Grabau in Leipzig nennen. Leider geben
unsere Abbildungen gerade in dieser pinsicht
nur ein ganz schwaches Bild von der deutschen
Produktion. Die Nummern -tM, ^os, Hvy
und -^20 sind einige wenige Beispiele des
überaus reichen, mannigfaltigen Genres.
Daß unsere Fabrikanten zu den ge-
nannten Tapetenarten auch die dazu gehö-
rigen Borden, Friese, Einsatzstücke, Sockel-
und Decken-Dekorationen liefern, versteht sich
von selbst. Immerhin faßt der Maschinen-
druck auch auf diesem Gebiete der Tapeten-
fabrikation Fuß. verschiedene Fabriken
machen die Anfertigung dieser Dekorations-
stücke zur Spezialität. Besonders einige
Lrefelder Firmen zeichnen sich durch ihre
Imitationen von eingelegter und geschnitzter
polzarbeit zu Plafond- und Lambris-Deko-
rationen aus. Auch Fred. Malton in Pan-
nover leistet darin Bemerkenswerthes. Eine
diesem peft in Lichtdruck-Wiedergabe beige-
fügte Lambris kann als Muster einer ge-
diegenen, stilvollen Sockelbekleidung gelten.
Dieselbe ist nur durch die Firma Jean Jost
in Frankfurt a. M. erhältlich.
In Decken-Dekorationen, besonders die
Nachahmung weißen und bemalten Stucks
thun sich auch die österreichischen Firmen:
p. piette in Buben?, Lucius L Popper in
Neusteinhof bei Wien, Sieburger Eie. in
Budapest, Spörlin L Zimmermann in Wien
u. A. hervor.
Schließlich möchten wir noch der Firma
Jos. peimann in Berlin gedenken, obwohl
dieselbe nicht zu den Papier-Tapeten-
fabriken gezählt werden kann, um die es sich in diesem Artikel allein handeln sollte.
Doch haben wir ja schon einige Ausnahmen zu Gunsten der Linkrusta- und Skytogen-
Fabriken gemacht. Die Firma Jos. peimann liefert unter der Bezeichnung „Gobelin-
Stoff-Tapeten" vortreffliche waudbekleidungen von bedruckter Leinwaud und bringt
Muster aller möglichen Stil- und verzierungsarten von fast durchgehends, dem
Material entsprechender, großer, höchst wirksamer Formengebung. Eingehend sind
ihre Erzeugnisse in unserer Zeitschrift schon früher gewürdigt worden.
Das ist so in großen Umrissen ein Bild der heutigen deutschen Tapetenpro-
duktion. wir behalten uns vor, die einzelnen Arten späterhin gesondert und ein-
gehender zu behandeln und hoffen alsdann noch viele tüchtige Leistungen würdigen
zu können, deren Besprechung in diesem
Artikel Raummangels oder sonstiger pinder-
nisse wegen, unterbleiben mußte. —-
"Mas Bonleau.
von Arwin Fischer,
ll st die Gardine vorzugsweise die Trägerin
des guten Geschmackes bei der Ein-
richtung im Zimmer, so hat das Rouleau
mehr untergeordnete Bedeutung, indem es
in der Wohnung mehr aus praktischen und
nützlichen Gründen, als wie aus Schönheits-
rücksichten angeschafft wird; nnr eine Aus-
nahme spielt es bei der Einrichtung in öf-
fentlichen Lokalen (Restaurationen), wo das
Nützliche mit dem Schönen verbunden wird.
Bei der näheren Beschreibung der ver-
schiedensten Arten von Rouleaux wird auch
die praktische Verwendbarkeit mit erläutert
werden. Der erste Grundgedanke für ein
Rouleau war jedenfalls ein beliebiges Stück
Stoff in annähernder Größe des Fensters,
welches man bei Tage vor das Fenster hing
um die eindringenden Sonnenstrahlen zu
dämpfen resp. abzuhalten und des Abends
bei brennendem Licht das Zwielicht (Doppel-
licht zu vermeiden, und seinen Pauptzwcck
hat es darin, daß es profane Blicke von
dem Innern unserer hell erleuchteten Zimmer
abhält. — Als die älteste und wohl ge-
bräuchlichste, weil hauptsächlich die billigste
Form des Rouleaus ist die zum Rollen.
Dieses besteht aus einer ca. 2 ern. dicken
polzstange, in deren Enden Metallstifte ein-
geschlagen sind, welche in an den Fenster-
wänden oder Fensterrahmen angebrachten
eisernen pake« laufen, an der einen Seite der Stange befindet sich eine Blechrolle
mit 2 Scheiben zum Aufnehmen der Zugkordel, vielfach macht man auch an die
andere Seite der Stange eine Blechscheibe, welche aber eher schädlich als nützlich
ist, denn beim Schieflaufen des Rouleaus hält die Scheibe den Stoff nicht auf,
sondern der Stoff wickelt sich noch auf die hohe Scheibe drauf, wird also schlimmer.
Nr. §20. Vorzimmer-Muster, Maschinendruck.
Tapetenfabrik von L. Hochstätter L Söhne, Darmstadt.
Musstellung dev Mrauenlüillfte
irr (Drig.-Korresp. der Innen-Dekoration.)
m t- August hat, wie es vorher bestimmt war, also ohne den so ärger-
lichen Aufschub, welcher bei derartigen Veranlassungen oft Antritt, die
Eröffnung der „Ausstellung der Frauenkünste" im Industriepalast zu
Paris stattgefunden, wenn man das prächtige Gebäude betrat und
die ungeheure, elegante Menge durch die Räume fluthen sah, dann konnte man es
sich schwer vorstellen, daß man sich in der morte-SLisoir befindet. Aber auch sonst
mar der Eindruck ein in jeder Meise angenehmer und man empfing sofort die
wohlthuende Gewißheit, daß diese Ausstellung in der That den Zweck verfolgt,
den sie auf ihr Programm geschrieben, nämlich nicht ein finanzielles Unternehmen
zu sein, sondern einzig und allein die Aufgabe zu erfüllen, den Kunstgeschmack zu
fördern und zu läutern, indem sie das, was heut Schönes geschaffen wird, in ver-
gleich zu dem, was frühere Jahrhunderte hervorgebracht, setzt. Natürlich sind es
nicht nur die Erzeugnisse der Frauenkunst, welche uns jetzt im valnis cke lAnärrstrie
vorgeführt werden, gar viele Dinge, die zwar Damen erfreuen, aber nicht diesen
ihre Entstehung verdanken, wie prächtigste Juwelen, wunderschöne Elfenbein-
schnitzereien, Möbel rc., haben zwar den Zweck, diese zu erfreuen, sind aber doch
nur ausnahmsweise aus ihren kunstfertigen pänden hervorgegangen. Aber bei
allen Spezial-Ausstellungen sind ja Artikel zu finden, die, streng genommen, nicht
dahin gehören und bei der, von welcher ich heut spreche, kann man wenigstens
mit Vergnügen konstatiren, daß weder tanzende Bären, noch für den Teint beson-
ders günstige Seifen, weder Putzpnlver noch Konserven Aufnahme gefunden; Alles,
was da ist, zeichnet sich, wenigstens soweit es modern, durch Schönheit und Vor-
nehmheit aus, während die historischen Gegenstände durchaus am Platze sind. —
Selbstverständlich ist die Ausstellung nicht fertig und einen eigentlichen Bericht über
dieselbe will ich Ihnen daher auch erst iu einigen Wochen senden, wenn ich mit
frischen Kräften von der Ferienreise zurückgekehrt, dieselbe wohl in aller Vollstän-
digkeit vorfinden werde; heute sei daher nur ein Ueberblick über die ganze Anlage
gegeben.
Der Industriepalast besteht in einer sehr großen glasgedeckten Palle, aus
welcher an einem Ende eine doppelseitige Freitreppe nach den oberen Galerien
führt. Diesmal nun hat man auch am anderen Ende eine zweite hinzugefügt, die,
obgleich nur aus polz, doch einen wahrhaft künstlerischen Eindruck macht. An je
einer Seite der Balustrade sitzt eine große geflügelte Frauengestalt, die wohl die
Fama darstellen soll, denn sie lehnt sich auf eine große Trompete, während ihr
Blumen zu Füßen liegen; von oben, gegen ein Schild gelehnt, beugt sich ein Knabe
herab, der den Besucher mit der pand herauf winkt, und darüber erhebt sich auf
einer gegen ausgebreitete Adlerflügel ruhenden Kugel ein Engel. Ersteigt man
diese Treppe, so findet man allerdings, daß vorläufig in den oberen Ausstellungs-
räumen noch gar wenig zu erblicken, aber doch ist man nicht umsonst hinaufge-
kommen, denn man kann nun in der Nähe die Gobelins bewundern, welche die
pinterwände der Balkons zieren, die rings um die riesige Palle hinlaufen. Es
sind mit die schönsten Erzeugnisse der berühmten Fabriken in Paris und Beauvais,
welche hier zur Ansicht kommen und die von der Geschicklichkeit ihrer Verfertiger
beredtes Zengniß ablegen. Unter denselben befindet sich auch ein Stück, das keiner
Gobelinfabrik, sondern, wie die rund herum eingestickte Inschrift besagt, der pand
der unglücklichen Königin Marie Antoinette seine Lntstehnng verdankt. Es ist dies
ein riesiger Teppich, der beweist, daß die als so flatterhaft geschilderte Frau doch
großen Fleiß und Geduld besaß.
Aber nicht nur die allgemeine Anlage der Ausstellung ist in geschmackvollster
weise geordnet, auch die einzelnen Stände beweisen, daß eine kunstsinnige Leitung
die Einrichtung überwachte. Die großen Juwelenhändler von Paris zum Beispiel,
die ziemlich vollständig vertreten sind, haben allerliebste kleine Pavillons errichtet, zu
denen man auf mit Plüsch überzogenen Stufen hinansteigt und in denen ihre blitzen-
den, funkelnden Maaren aufs Vortheilhafteste ausgelegt, eine wahrhaft zauberische
Wirkung auf die anwesende Damenwelt auszuüben scheinen. Die Seitengalerien
der Palle sind zum größten Theil in elegant ausgcstattete Salons und Schlafzimmer
verwandelt und dahinter befinden sich die Dioramas, welche die verschiedensten
Szenen aus dem Leben der Französinnen seit dem Jahre Ndv vorführen. Auch
über diese berichte ich Ihnen später noch ausführlich, wenn eine ruhige uud ein-
gehende Betrachtung derselben möglich ist.
Beilagen im September-Heft:
Am ersten Bogen: „Dekorative Füllung (Gobelin-Nachbildung)."
Am zweiten Bogen: „Gobelin-Imitation" von I. Zuber L Lo. und „Mo-
derne Wandbekleidung aus Linkrusta".