Januar-Heft.
Seite 7.
^llustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Innen-Dekoration^
Zunne
>orte
Glasmalereien
Von Josef Goller.
und deren Merltelluna.
^>e neuerdings wieder in vollster Blüthe stehende Glas-(Fenster-)Nalerei
hat schon ein ziemliches Alter aufzuweisen; bereits im (2. und ;z. Jahr-
hundert betrieben fromme Klosterbrüder diese Kunst zur Ausschmückung
der Kirchen, Klöster, Kapellen usw. und sollen jene auch
angeblich die Begründer der Glasmalerei gewesen sein;
aus dieser Anfangsperiode stammen noch viele gut er-
haltene Ueberreste in fast ungetrübter Farbenpracht. — In
der Gothik gedieh die Glasmalerei zu immer höherer
Bedeutung, wovon heute noch unsre alten Münster und
Museen Zeugniß geben, und in der Renaissance sollte sie
auch für profane Zwecke von größter Wichtigkeit werden;
namentlich aus letzterem Zeitalter dienen die alten Glas-
gemälde dem heutigen Glasmaler als unerschöpfliche
Fundgrube, nicht nur der schlichten aber äußerst geschmack-
vollen Farbenvertheilung halber, sondern auch wegen der
dabei entwickelten virtuosen Malweise.
Die hohe Stufe, auf welcher heute die Glasmalerei
abermals steht, verdankt sie
lediglich dem Studium der mo-
dernenKünstler nach eben diesen
alten Vorbildern. Nachdem
nun die Glasmalerei im (S.
bis Ende des xr. Jahrhunderts
ihren damaligen Höhepunkt er-
reicht hatte, ging sie eigentüm-
licher Weise immer mehr dem
verfall entgegen, und ist es
höchst bedauerlich, daß gerade
aus der Barok- und Rokoko-
periode so wenig, fast keine
oder in den meisten Fällen nur mangelhafte Vorbilder
bis in unsere Zeit erhalten geblieben sind.
Erst zu Anfang unseres Jahrhunderts kam man
allmählig wieder, zuerst in München, hinter die Geheim-
nisse der Glasmalkunst, sodann gedieh sie, unter Einwir-
kung des damals unter König Ludwig I. herrschenden
Münchner Kunstlebens wieder zur vollsten Blüthe. (Die
herrlichen Fenster der Mariahilf-Kirche in der Münchner
Vorstadt Au stammen aus jener Zeit.) Allerdings würde
es heute keinem Glasmaler mehr oinfallen, in der Weise
wie diese Fenster behandelt sind, zu malen; denn damals
ging man von dem Prinzip aus, die Glasmalereien mög-
lichst den Velgemälden gleichzustellen, was sich jedoch
bald als verfehlte Anschauung erwies und nachdem man
die alten Glasmalereien zu studieren begann, und einsah,
baß man sich auf Irrwegen befindet, so wurde nach und
^Abbildung Nr. 282.
immerfort auch das Beste zu leisten bestrebt ist, in Düsseldorf, Köln, Berlin, Wien,
Innsbruck, Zürich, Paris, London, Birmingham, Brüssel u. v. a. Städten.
Um nun eine kurze Erklärung des Malens auf Glas, resp. die Entstehung eines zu
malenden Fensters zu geben, mögen folgende Zeilen dienen:
Zuerst fertigt der Zeichner, bei welchem es von großer
Wichtigkeit ist, daß er selbst ein tüchtiger Glasmaler ist,
um schon beim Entwurf die Eigenthümlichkeit des zu
verwendenden Materials zu berücksichtigen, den Karton
zu einem Fenster, welches, angenommen, 2 Meter hoch und
; Meter breit ist. Sodann fertigt der Kunstglaser (eigens
auf diese Branche eingeübte Arbeiter) seine Pause nach der
Zeichnung; das Sujet wäre- vielleicht eine halbentblößte
mit rothem Mantel drapierte Figur auf Goldgrund mit
Dessin und zartblau, grau und bräunlich gestimmter Bor-
düre. Alle erwähnten Farben werden nun aus dem betr.
Farbenglase mittelst Diamant nach der,Pause ausgeschnitten,
d. h. der Glaser muß sich erst von jedem Stückchen ein
Modell aus Lederpapier oder
dünnem Blech fertigen, wonach
er das Glas dann ausschneidet;
jede Farbe ist also ein Stückchen
Glas für sich, ganz ähnlich wie
Mosaikarbeit. Die in ihren
äußeren Umrissen aus Glas ge-
schnittenen Figuren, Gewänder,
Hände, Köpfe re. re. bekommt
nun der Glasmaler, dessen Auf-
gabe es ist, Licht- und Schattenwirkung
Abbildung Nr. 285.
^ Abbildung Nr. 285
nach mit dieser einge-
bürgerten Malweise gänzlich gebrochen. Heute
arbeitet der Glasmaler wieder, wie im Mittel-
alter, in flotter, breiter und dem Glase ent-
sprechenden einfachen Manier, und meidet
möglichst unnütze Untermalungen; Hauptsache
muß das Glas selbst sein, denn die Malerei
soll nur darin bestehen, .Licht und Schatten zu
schaffen, aber nicht wie es im Wiederaufleben
der Glasmalerei gemacht wurde, das schöne
Farbenglas noch mit allen möglichen und un-
möglichen Farben zu übergehen. (Obwohl,
abgesehen von der erwähnten Malart, die in
dieser Weise gemalten Fenster dennoch eines
imposanten Karakters nicht entbehren, ist man
durch die Fortschritte der heutigen Glasmalerei
schon verwöhnt und benützt man die früheren
Vorbilder weniger. Die besten und teuersten
Muster bleiben die Malereien der Alten; denn
nur durch eingehendes Studieren dieser alten
Ueberreste, verbunden mit den modernen Er-
fahrungen und Anschauungen gelangten die
so viel begehrten Münchner Glasmalereien
zu ihrer heutigen Berühmtheit.
von München aus trat nun die Glas-
malerei ihren Weg überallhin an, heute zählen
die Glasmaler nicht mehr nach Hunderten,
sondern nach Tausenden. Die Kunst des Glas-
-x.-,,,,',-. malens ist eine äußerst populäre geworden,
und an Dilettanten fehlt es wie in anderen
kunstgewerblichen Zweigen auch hier nicht, es ist nur höchst bedauerlich, daß mit
em steten Fortblühen der Glasmalerei dennoch fabrikmäßig angelegte Institute ent-
stehen können, welche wahre Künstlerarbeit zu unterdrücken bestrebt sind; abgesehen,
aß ein Kenner vor plumpen Imitationen zurückscheut, finden derartige Unternehmen
^ennoch riesigen Absatz. Doch, um bei der Sache zu bleiben! Gute und bewährte
Glasmalereien aibt
nach dem er-
wähnten ersten Entwurf genau zu stimmen und darauf zu
malen. Will er nun z. B. den Kopf zuerst machen, so
nimmt er den in seiner äußeren Form aus steischtonfar-
benem Glas geschnittenen Teil und legt ihn auf die
Zeichnung, worauf die Hauxtkontur mittels Melfarbe auf-
gepanst wird. Nach völligem Trocknen dieser Farbe über-
geht er das Ganze mit einer dünnen Wasserfarbenschicht,
welche den Lokalton des Kopfes bilden.wird, nun werden
mit derselben Farbe noch die tiefen Schatten eingesetzt und
nach nochmaligem Trocknen nimmt der Maler Pinsel, Kiel-
feder, Holzstiele, Finger usw. zum Herauskratzen der höchsten
Lichter; denn kratzt er z. B. mit dem Holz, so entsteht eine
Stelle blanken Glases, welche durch das nun durchschim-
»rernde Licht, die hellste Stelle im Bilde, also Licht wird.
Nachdem vielleicht noch etwas Ton für das Haar aufge-
strichen ist, wandern die einzelnen kleinen Glastheile
in den Brennofen (Muffel), woselbst die Malerei bis zur
Rothglühhitze zu verbleiben hat; nach gänzlichem Abkühlen wird dann der Ge-
genstand wieder ausgepackt und die Farbe hat
sich mit dem Glase derart verbunden, daß es
bei gewissenhaftem Verfahren unmöglich ist,
die Farbe je wieder zu entfernen. Jetzt ist
das Ganze soweit, um es wieder zum Glaser
zu geben, damit derselbe nun mittelst langen
Bleisträngen die sämmtlichen Scherben zu einem
Ganzen zusammenfaßt und das Fenster ist nach
verlöthen mit Zinn zum Einsetzen fertig.
Die Technik des Glasmalens ist gewöhn-
lich eine individuelle und läßt sich eine gewisse
Schablone dafür ebensowenig anbringen, wie
bei jeder anderen Malerei, doch ist die eben
erwähnte Malart die gebräuchlichste.
Um von den dabei zur Verwendung kom-
menden Farben etwas zu erwähnen, sei be-
merkt, daß unseren deutschen Fabrikaten be-
treffend Dauerhaftigkeit noch manche Mängel
anhaften und habe ich nach vielen Experimenten
und Beobachtungen die in Worchester fabrizier-
ten Glasfarben als die besten befunden. Die
Farben an und für sich sind eine Erd- (Mineral-)
masse mit Glasstuß versetzt. Eine Hauptrolle
in der Glasmalerei spielt entschieden das sog.
Silbergelb, eine mit Lhlorsilber versetzte Lack-
farbe; dieselbe läßt sich vom zartesten Stroh-
gelb bis ins Roth auftragen und hat die Eigen-
schaft, das Glas wohl anzufärben, doch nicht
zu decken. — Indem ich nur noch darauf
Hinweisen möchte, die Glasmalerei nicht mit der Porzellanmalerei in Verwandtschaft
zu bringen, muß ich bemerken, daß die Glasmalerei mehr dein Karaktcr der Dekora-
tionsmalerei entspricht, nur mit dem Unterschied, daß ersterer weitaus inehr technische
Schwierigkeiten zu Grunde liegen, auch der Glasmaler mehr Berechnung beim Malen
betreffs des Veränderns der Farben beim Brennen haben muß und hiermit wäre nun
- Abbildung Nr. 28S.
es jetzt außer München, welche Stadt als Wiege der Glasmalerei , diese auf und streng glasmalerischen Prinzipien beruhenden Darlegungen zu Ende.
Seite 7.
^llustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Innen-Dekoration^
Zunne
>orte
Glasmalereien
Von Josef Goller.
und deren Merltelluna.
^>e neuerdings wieder in vollster Blüthe stehende Glas-(Fenster-)Nalerei
hat schon ein ziemliches Alter aufzuweisen; bereits im (2. und ;z. Jahr-
hundert betrieben fromme Klosterbrüder diese Kunst zur Ausschmückung
der Kirchen, Klöster, Kapellen usw. und sollen jene auch
angeblich die Begründer der Glasmalerei gewesen sein;
aus dieser Anfangsperiode stammen noch viele gut er-
haltene Ueberreste in fast ungetrübter Farbenpracht. — In
der Gothik gedieh die Glasmalerei zu immer höherer
Bedeutung, wovon heute noch unsre alten Münster und
Museen Zeugniß geben, und in der Renaissance sollte sie
auch für profane Zwecke von größter Wichtigkeit werden;
namentlich aus letzterem Zeitalter dienen die alten Glas-
gemälde dem heutigen Glasmaler als unerschöpfliche
Fundgrube, nicht nur der schlichten aber äußerst geschmack-
vollen Farbenvertheilung halber, sondern auch wegen der
dabei entwickelten virtuosen Malweise.
Die hohe Stufe, auf welcher heute die Glasmalerei
abermals steht, verdankt sie
lediglich dem Studium der mo-
dernenKünstler nach eben diesen
alten Vorbildern. Nachdem
nun die Glasmalerei im (S.
bis Ende des xr. Jahrhunderts
ihren damaligen Höhepunkt er-
reicht hatte, ging sie eigentüm-
licher Weise immer mehr dem
verfall entgegen, und ist es
höchst bedauerlich, daß gerade
aus der Barok- und Rokoko-
periode so wenig, fast keine
oder in den meisten Fällen nur mangelhafte Vorbilder
bis in unsere Zeit erhalten geblieben sind.
Erst zu Anfang unseres Jahrhunderts kam man
allmählig wieder, zuerst in München, hinter die Geheim-
nisse der Glasmalkunst, sodann gedieh sie, unter Einwir-
kung des damals unter König Ludwig I. herrschenden
Münchner Kunstlebens wieder zur vollsten Blüthe. (Die
herrlichen Fenster der Mariahilf-Kirche in der Münchner
Vorstadt Au stammen aus jener Zeit.) Allerdings würde
es heute keinem Glasmaler mehr oinfallen, in der Weise
wie diese Fenster behandelt sind, zu malen; denn damals
ging man von dem Prinzip aus, die Glasmalereien mög-
lichst den Velgemälden gleichzustellen, was sich jedoch
bald als verfehlte Anschauung erwies und nachdem man
die alten Glasmalereien zu studieren begann, und einsah,
baß man sich auf Irrwegen befindet, so wurde nach und
^Abbildung Nr. 282.
immerfort auch das Beste zu leisten bestrebt ist, in Düsseldorf, Köln, Berlin, Wien,
Innsbruck, Zürich, Paris, London, Birmingham, Brüssel u. v. a. Städten.
Um nun eine kurze Erklärung des Malens auf Glas, resp. die Entstehung eines zu
malenden Fensters zu geben, mögen folgende Zeilen dienen:
Zuerst fertigt der Zeichner, bei welchem es von großer
Wichtigkeit ist, daß er selbst ein tüchtiger Glasmaler ist,
um schon beim Entwurf die Eigenthümlichkeit des zu
verwendenden Materials zu berücksichtigen, den Karton
zu einem Fenster, welches, angenommen, 2 Meter hoch und
; Meter breit ist. Sodann fertigt der Kunstglaser (eigens
auf diese Branche eingeübte Arbeiter) seine Pause nach der
Zeichnung; das Sujet wäre- vielleicht eine halbentblößte
mit rothem Mantel drapierte Figur auf Goldgrund mit
Dessin und zartblau, grau und bräunlich gestimmter Bor-
düre. Alle erwähnten Farben werden nun aus dem betr.
Farbenglase mittelst Diamant nach der,Pause ausgeschnitten,
d. h. der Glaser muß sich erst von jedem Stückchen ein
Modell aus Lederpapier oder
dünnem Blech fertigen, wonach
er das Glas dann ausschneidet;
jede Farbe ist also ein Stückchen
Glas für sich, ganz ähnlich wie
Mosaikarbeit. Die in ihren
äußeren Umrissen aus Glas ge-
schnittenen Figuren, Gewänder,
Hände, Köpfe re. re. bekommt
nun der Glasmaler, dessen Auf-
gabe es ist, Licht- und Schattenwirkung
Abbildung Nr. 285.
^ Abbildung Nr. 285
nach mit dieser einge-
bürgerten Malweise gänzlich gebrochen. Heute
arbeitet der Glasmaler wieder, wie im Mittel-
alter, in flotter, breiter und dem Glase ent-
sprechenden einfachen Manier, und meidet
möglichst unnütze Untermalungen; Hauptsache
muß das Glas selbst sein, denn die Malerei
soll nur darin bestehen, .Licht und Schatten zu
schaffen, aber nicht wie es im Wiederaufleben
der Glasmalerei gemacht wurde, das schöne
Farbenglas noch mit allen möglichen und un-
möglichen Farben zu übergehen. (Obwohl,
abgesehen von der erwähnten Malart, die in
dieser Weise gemalten Fenster dennoch eines
imposanten Karakters nicht entbehren, ist man
durch die Fortschritte der heutigen Glasmalerei
schon verwöhnt und benützt man die früheren
Vorbilder weniger. Die besten und teuersten
Muster bleiben die Malereien der Alten; denn
nur durch eingehendes Studieren dieser alten
Ueberreste, verbunden mit den modernen Er-
fahrungen und Anschauungen gelangten die
so viel begehrten Münchner Glasmalereien
zu ihrer heutigen Berühmtheit.
von München aus trat nun die Glas-
malerei ihren Weg überallhin an, heute zählen
die Glasmaler nicht mehr nach Hunderten,
sondern nach Tausenden. Die Kunst des Glas-
-x.-,,,,',-. malens ist eine äußerst populäre geworden,
und an Dilettanten fehlt es wie in anderen
kunstgewerblichen Zweigen auch hier nicht, es ist nur höchst bedauerlich, daß mit
em steten Fortblühen der Glasmalerei dennoch fabrikmäßig angelegte Institute ent-
stehen können, welche wahre Künstlerarbeit zu unterdrücken bestrebt sind; abgesehen,
aß ein Kenner vor plumpen Imitationen zurückscheut, finden derartige Unternehmen
^ennoch riesigen Absatz. Doch, um bei der Sache zu bleiben! Gute und bewährte
Glasmalereien aibt
nach dem er-
wähnten ersten Entwurf genau zu stimmen und darauf zu
malen. Will er nun z. B. den Kopf zuerst machen, so
nimmt er den in seiner äußeren Form aus steischtonfar-
benem Glas geschnittenen Teil und legt ihn auf die
Zeichnung, worauf die Hauxtkontur mittels Melfarbe auf-
gepanst wird. Nach völligem Trocknen dieser Farbe über-
geht er das Ganze mit einer dünnen Wasserfarbenschicht,
welche den Lokalton des Kopfes bilden.wird, nun werden
mit derselben Farbe noch die tiefen Schatten eingesetzt und
nach nochmaligem Trocknen nimmt der Maler Pinsel, Kiel-
feder, Holzstiele, Finger usw. zum Herauskratzen der höchsten
Lichter; denn kratzt er z. B. mit dem Holz, so entsteht eine
Stelle blanken Glases, welche durch das nun durchschim-
»rernde Licht, die hellste Stelle im Bilde, also Licht wird.
Nachdem vielleicht noch etwas Ton für das Haar aufge-
strichen ist, wandern die einzelnen kleinen Glastheile
in den Brennofen (Muffel), woselbst die Malerei bis zur
Rothglühhitze zu verbleiben hat; nach gänzlichem Abkühlen wird dann der Ge-
genstand wieder ausgepackt und die Farbe hat
sich mit dem Glase derart verbunden, daß es
bei gewissenhaftem Verfahren unmöglich ist,
die Farbe je wieder zu entfernen. Jetzt ist
das Ganze soweit, um es wieder zum Glaser
zu geben, damit derselbe nun mittelst langen
Bleisträngen die sämmtlichen Scherben zu einem
Ganzen zusammenfaßt und das Fenster ist nach
verlöthen mit Zinn zum Einsetzen fertig.
Die Technik des Glasmalens ist gewöhn-
lich eine individuelle und läßt sich eine gewisse
Schablone dafür ebensowenig anbringen, wie
bei jeder anderen Malerei, doch ist die eben
erwähnte Malart die gebräuchlichste.
Um von den dabei zur Verwendung kom-
menden Farben etwas zu erwähnen, sei be-
merkt, daß unseren deutschen Fabrikaten be-
treffend Dauerhaftigkeit noch manche Mängel
anhaften und habe ich nach vielen Experimenten
und Beobachtungen die in Worchester fabrizier-
ten Glasfarben als die besten befunden. Die
Farben an und für sich sind eine Erd- (Mineral-)
masse mit Glasstuß versetzt. Eine Hauptrolle
in der Glasmalerei spielt entschieden das sog.
Silbergelb, eine mit Lhlorsilber versetzte Lack-
farbe; dieselbe läßt sich vom zartesten Stroh-
gelb bis ins Roth auftragen und hat die Eigen-
schaft, das Glas wohl anzufärben, doch nicht
zu decken. — Indem ich nur noch darauf
Hinweisen möchte, die Glasmalerei nicht mit der Porzellanmalerei in Verwandtschaft
zu bringen, muß ich bemerken, daß die Glasmalerei mehr dein Karaktcr der Dekora-
tionsmalerei entspricht, nur mit dem Unterschied, daß ersterer weitaus inehr technische
Schwierigkeiten zu Grunde liegen, auch der Glasmaler mehr Berechnung beim Malen
betreffs des Veränderns der Farben beim Brennen haben muß und hiermit wäre nun
- Abbildung Nr. 28S.
es jetzt außer München, welche Stadt als Wiege der Glasmalerei , diese auf und streng glasmalerischen Prinzipien beruhenden Darlegungen zu Ende.